: Keine Geschenke für Stani
BUNDESLIGA Eine 1:3-Niederlage des FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund vermasselt Trainer Holger Stanislawski den Geburtstag. Der macht seinem Ärger Luft und drischt trotz guter Offensivleistung auf sein Team ein
Seine Kandidaten für die beiden derzeit vakanten Vize-Posten hat am Samstag der kommissarische Präsident des FC St. Pauli, Stephan Orth, vorgestellt: den Ex-Banker Tjark Woydt und den früheren Profispieler Jens Duve.
■ Tjark Woydt, 67, gilt seit Jahren als Förderer des Vereins im Hintergrund. Er kümmerte sich bei mehreren Deutsche-Bank-Töchtern um das Rechnungswesen und soll die Finanzen des FC managen.
■ Jens Duve, 48, absolvierte zwischen 1986 und 1991 für St. Pauli 98 Ligaspiele und leitet heute das Reha-Unternehmen Damp-Holding. Er soll vor allem für den sportlichen Sachverstand im neuen Präsidium sorgen.
■ Am 14. November sollen beide – neben den Vizes Bernd-Georg Spies und Gernot Stenger sowie Orth selbst – den Mitgliedern zur Wahl gestellt werden. (mac)
VON MARCO CARINI
Keine Geschenke für das Geburtstagskind, Präsente nur für die anderen. Das darf Holger Stanislawski, der am Sonntag 41 Jahre alt wurde, schon kränken. Und so ließ der Trainer des FC St. Pauli nach der 1:3(1:1)-Niederlage gegen Borussia Dortmund kein gutes Haar an seinem Team, das „Geschenke nur an den Gegner verteilt“ habe.
Damit meinte der Coach vor allem die Szene vor dem 1:2, als der Hamburger Mittelfeldakteur Florian Bruns nach 50 Spielminuten den Ball ohne Not zu dem Dortmunder Sturmtank Lucas Barios prallen ließ, der den agilen Torschützen Shinji Kawaga bediente. „Das Tor haben wir mustergültig vorbereitet“, ärgerte sich ein total angesäuerter Stanislawski.
Dass in seinem Team „viel zu viele weit unter ihrem Niveau gespielt hatten“, wie der grantelnde Übungsleiter behauptete, hatten die meisten der 24.000 Zuschauer nicht wahrgenommen – sie applaudierten trotz der Niederlage noch Minuten nach dem Abpfiff. Gegen den stark aufspielenden Tabellenzweiten, der immer wieder mit schnellen, präzisen Kombinationen das Mittelfeld überbrückte, agierte der Aufsteiger nur in den ersten 20 Minuten zu verhalten und chancenlos. Die Folge: Die dritte Dortmunder Großchance innerhalb von vier Minuten nutzte der von Kawaga bediente Kevin Großkreutz (17.) per Kopf.
Ein Weckruf für die Hamburger: Ab Mitte der zweiten Halbzeit begannen diese nun selber zu kombinieren und dem Favoriten in einer rasanten Partie Paroli zu bieten. Schon den ersten sehenswerten Angriff über Charles Takyi und Finn Bartels schloss Rouwen Hennings nach 26 Minuten mit einem präzisen Flachschuss ab. Er war erst in letzter Minute für den erneut angeschlagenen und erst spät eingewechselten Gerald Asamoah ins Team gerückt.
Fortan maß sich die Heimmannschaft mit den Dortmundern auf Augenhöhe, bot zumindest in der Offensive eines der stärksten Spiele der vergangenen Wochen und hatte zwei Mal die Gelegenheit zum Führungstreffer. Erst rutschte Marius Ebbers an einer scharfen Hereingabe von Bartels knapp vorbei (45.). Dann scheiterte Hennings per Kopf an Keeper Weidenfeller und auch Bartels konnte den Abpraller nicht im Tor unterbringen (48.). Im Gegenzug legte der St. Paulianer Bruns Dortmund den Ball zum 1:2 vor. „Ein kapitaler Bock“, räumte der zerknirschte Mittelfeldmotor ein.
Die Hamburger wirkten nach dem erneuten Rückstand verunsichert. „Wir haben miserabel gegen den Ball agiert, die Dortmunder entweder direkt angespielt oder bei ihren Vorstößen nur begleitet“, zerfetzte Stanislawski das Defensiverhalten seiner Mannschaft. Die Folge: Einen Schuss von Sahin (60.) konnte Torhüter Kessler noch mit den Fingerspitzen gegen den Pfosten lenken. Drei Minuten später aber ließ er einen Knaller von Barrios zu Großkreutz prallen, der keine Mühe hatte, den Ball zum 1:3 über die Torlinie zu bugsieren.
Auch nach dem Rückstand drängte St. Pauli auf den Ausgleich, agierte noch offensiver und hätte durch Ebbers und Hennings zu Treffern kommen können. Auf der anderen Seite scheiterte Lewandowski freistehend an dem reflexstarken Kessler.
Die Dortmunder hatten nach Einschätzung ihres Doppeltorschützen Großkreutz „überragend Fußball gespielt“. Und so stand St. Pauli am Ende mit leeren Händen da. Dabei hätte der Aufsteiger doch soviel zu feiern gehabt: Die Geburtstage des Teamchefs Christian Bönig und des designierten Vize-Präsidenten Jens Duve noch am Spieltag, das erste Bundesligator für Hennings, die erste Bundesliga-Partie im St. Pauli-Dress für Ralph Gunesch und die Bundesliga-Premiere des spät eingewechselten Timo Schultz.
Doch sollte irgendein Spieler daran gedacht haben, eine dieser Gelegenheiten zu einem Glückwunsch-Jubel zu nutzen – ein Blick in Stanislawskis Augen hätte genügt, um diesen Plan sofort wieder fallen zu lassen.