: Tennis Borussia geht baden
Das Team verliert in der ersten Runde des DFB-Pokals 1:3 gegen eine nur mittelmäßige Mannschaft aus Karlsruhe
Vorfreude hört sich anders an. „Die genialen Auftritte in der Meisterschaft kosten uns bestimmt tausend Zuschauer“, schnaubte Vorstand Peter Antony vor dem DFB-Pokalspiel gegen den Karlsruher SC. Ironie war Trumpf bei Tennis Borussia. Statt sich vom Start weg an die Oberliga-Spitze zu setzen, wie es der Club als Saisonziel proklamiert hatte, können die Charlottenburger die Tabellenführung nach Niederlagen gegen Türkiyemspor und Yesilyurt vorerst nur bei klarem Wetter erspähen. Ausgerechnet in dieser Situation kam am Sonnabend Karlsruhe in das Mommsenstadion. Die Badener sind das Anti-TeBe: ungeschlagener Überflieger in der 2. Bundesliga und in 270 Spielminuten noch nicht mal mit dem Makel eines Gegentreffers befleckt. „Warum sollten wir gegen Karlsruhe keine Chance haben?“, fragte Antony dennoch trotzig forsch.
Fans und Spieler von Borussia hatten fleißig Hand angelegt, um die Grundlage für einen sensationellen Freudentaumel zu legen. Wenige Tage vor dem Pokal-Einsatz hatte das Bezirksamt TeBe die Nutzung für das Stadion-Gaststätte „Mommsen-Casino“ übertragen. Am Sonnabend floss aber vor allem Bier für den Anhang im „Mommse“.
TeBe-Sportchef Ronny Maschke hatte seinen kriselnden Kickern mit dem Einfrieren aller Prämien gedroht, falls sie die Zugehörigkeit zur Amateurklasse weiter durch ihre Spielweise unterstreichen sollten. Gegen den KSC ging es für die Spieler immerhin um 30 Prozent der Fernseheinnahmen, die der Verein in der 1. Pokalrunde kassierte: satte 30.000 Euro.
Das Geld floss nicht, denn TeBe unterlag Karlsruhe mit 1:3. Zwar boten die Badener eine höchst durchschnittliche Leistung, doch sie nutzten ihre Chancen mit professionellem „Killerinstinkt“. Erst bezwang Bradley Carnell nach 29 Minuten und einem Sololauf durch Berlins Abwehr Torhüter Timo Hampf. Unmittelbar vor der Halbzeit erhöhte Edmond Kapllani aus abseitsverdächtiger Position auf 2:0. „Ein dummes Tor zu diesem Zeitpunkt. Es war unser Genickbruch“, grummelte TeBe-Kapitän Stephan Schmidt, der dem 3:0 durch Mario Eggimann nach gut einer Stunde bestenfalls statistischen Bedeutung beimaß.
Wenigstens eine Großtat gelang den Berliner Underdogs vor 1.740 Zuschauern: Michael Fuß verwandelte vier Minuten vor Abpfiff einen Foulelfmeter zum Endstand. Es war der erste Gegentreffer für Karlsruhe in einem Pflichtspiel in dieser Saison. „Das ist ärgerlich“, sagte Edmund Becker. Letztlich durfte Karlsruhes Trainer mit dem Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag der Berlin-Reise zufrieden sein. „Wir haben lasch begonnen, aber zur richtigen Zeit Tore geschossen.“ TeBe hingegen begann mutig, traf jedoch zu spät. So bitter kann der Unterschied zwischen 2. Bundesliga und Oberliga sein. UWE EBENHÖH