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Archiv-Artikel

Nato mahnt Verstärkung für Afghanistan an

Widerstand im Süden des Landes größer als erwartet. Mehr als 420 Taliban bei „Operation Medusa“ getötet

WARSCHAU/KANDAHAR ap ■ Die Nato-Truppen im Süden Afghanistans stoßen laut einem Bündniskommandeur auf stärkeren Widerstand als ursprünglich erwartet. Deshalb plädiere er für eine Ausweitung der Mission, sagte der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, der kanadische General Ray Henault, am Rande eines Treffens von Befehlshabern der Allianz in Warschau. Dort wurde am Samstagabend beschlossen, auf zwei weiteren Konferenzen am kommenden Mittwoch und Freitag über eine Verstärkung zu beraten. Henault will den Nato-Rat bereits heute formell darum bitten, die Mitgliedstaaten um 2.000 bis 2.500 weitere Soldaten für die Afghanistan-Schutztruppe Isaf zu ersuchen. „Afghanistan ist die komplexeste Mission, die die Nato jemals in Angriff genommen hat“, betonte der General. Man sehe zwar Fortschritte bei den Einsätzen im Norden und Westen des Landes. Im Süden sei die Lage jedoch weitaus schwieriger.

Dort sind zurzeit rund 20.000 Nato-Soldaten, überwiegend Briten, Kanadier und Niederländer, im Zuge der „Operation Medusa“ im Einsatz. Sie werden von fast ebenso vielen US-Soldaten unterstützt, die dort in einem eigenen Truppenkontingent stationiert sind. Bei neuen Gefechten in der Provinz Kandahar wurden am Wochenende laut Nato etwa 140 mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet. Auch ein Nato-Soldat kam ums Leben – vermutlich ein Kanadier. Die Zahl der getöteten Gegner in der vergangenen Woche habe sich auf mehr als 420 erhöht, erklärte Nato-Sprecher Scott Lundy.

In der südlichen Provinz Sabul überfielen Aufständische afghanische Truppen. Dabei wurden drei afghanische Soldaten getötet und acht weitere verwundet, wie das Verteidigungsministerium in Kabul mitteilte. In der Provinz Farah wurden Regierungsgebäude in Brand gesetzt und zwei Polizisten erschossen. In der Provinz Ghasni wurde der Leichnam eines regionalen Bildungsdezernenten aufgefunden, der von mutmaßlichen Aufständischen entführt worden war. Auch im Osten und Norden des Landes kam es zu Zwischenfällen.

Die Bundesregierung schließt einen Einsatz deutscher Soldaten im unruhigen Süden Afghanistans nach wie vor aus. „Wir sehen gegenwärtig keine Veranlassung, von dieser Position abzugehen, wir haben genügend im Norden zu tun“, sagte der parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt, im Deutschlandfunk. Gleichzeitig kündigte er für diese Woche ein neues Afghanistan-Konzept der Bundesregierung an.