: Ganz am Ende die Vernunft
LANDWEHRKANAL-MEDIATION
Das Mediationsverfahren für die Sanierung des Landwehrkanals war war zwar teuer – aber hat es sich nicht trotzdem gelohnt? Die taz hat in dieser Woche über Steuergeldverschwendung im Wasser- und Schifffahrtsamt berichtet: Für rund 10.000 Euro im Monat hatte die Behörde eine freiberufliche Kommunikationsberaterin mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für das Mediationsverfahren beauftragt. Das Verfahren hatte auch ein gutes Ergebnis: Alle Bäume können stehen bleiben, die Sanierung des Kanals wird billiger als gedacht. Inhaltlich also ein Erfolg.
Aber das gilt nicht für das Verfahren selbst. Man kann es doch nicht als Erfolg sehen, wenn sich Bürger über einen Zeitraum von sechs Jahren Tausende Stunden unbezahlt engagieren müssen, um etwas zu erreichen. Es hätte wohl auch keiner der Bürger damit angefangen, wenn er am Anfang gewusst hätte, wie lange das dauert. Zuerst hieß es, man sei in einem halben Jahr fertig. Nach einem Jahr dachte man, man sei in zwei Jahren fertig. Und irgendwann blieb man als Bürger nur noch dabei, weil man schon so lange dabei war.
Es ist natürlich trotzdem erfreulich, dass die Behörde am Ende zur Vernunft gekommen ist. Dass sie erkannt hat, dass ihre ursprünglichen Annahmen falsch waren. Dass für eine Uferwand andere Parameter gelten als für einen Deich und dass Bäume keine Gefahr für das Ufer sind.
Ein echter Erfolg aber wäre doch eigentlich, wenn man als Bürger der zuständigen Behörde die fachlichen Grundlagen ihrer Arbeit nicht erst mühsam beibringen müsste, sondern wenn sie die von Anfang an selbst kennen würde. SEBASTIAN HEISER