: Always look on the bright side of life
ZOFF BEI FELD-INITIATIVE
Es gibt im Monty-Python-Klassiker „Das Leben des Brian“ eine Szene, die in wunderbarer Weise zeigt, wie sich Gruppen mit eigentlich gleichen Interessen zersplittern können. Denn eigentlich wollen in dem Film die Judäische Volksfront und die Volksfront von Judäa und die Kampagne für ein freies Galiläa und …, jedenfalls wollen alle die römische Herrschaft loswerden. Eigentlich – denn tatsächlich gibt es mehr Kampf untereinander als gegen die Römer.
Um dieses Schicksal scheinen auch über zweitausend Jahre später angesiedelte Initiativen zu Berliner Volksbegehren nicht herumzukommen. Die Ausgangslage ist dieselbe, die Römer von heute tragen sogar den altrömischen Namen „Senat“.
Beim Wassertisch setzte der eigentliche Spaltprozess immerhin erst richtig ein, als der Volksentscheid schon gewonnen war. Die Bürgerinitiative zum Tempelhofer Feld dagegen und der sie tragende Verein, bei dem diese Woche der Exvorstand am Amtsgericht auf Wiedereinsetzung drängte, zerlegt sich schon zweieinhalb Monate vor der Abstimmung.
Allein beim Energietisch blieben große Konflikte aus oder drangen zumindest nicht nach draußen. Das ist umso erstaunlicher, weil sich unter dem Dach dieses Bündnisses über 50 Organisationen zusammenfanden. Die Macher dort hätten sich schon jahrelang aus anderen Strukturen gekannt, mutmaßt der Tempelhofer-Feld-Aktivist Felix Herzog über die Antispaltformel des Energietischs.
Das mag durchaus eine Erklärung sein. Wer über Jahre halb oder ganz professionell in Initiativen, Beiräten und Non-Government-Gruppen zusammensitzt, der weiß, wie der andere zu nehmen ist, lässt sich möglicherweise nicht so schnell provozieren und macht tendenziell professioneller Politik. Wer hingegen vielleicht zum ersten Mal rein ehrenamtlich viel Zeit in eine Sache steckt, der ist emotionaler und selten ausgebufft genug, um auch mal den Zweck die Mittel heiligen zu lassen und die Dinge stets nüchtern-professionell zu sehen.
Geht es so weiter mit dem Zoff bei der Initiative zum Tempelhofer Feld, werden sich wie im „Leben des Brian“ die Römer durchsetzen. Sie taten es langfristig, Judäa und Palästina waren noch jahrhundertelang unter ihrer Herrschaft. Sollte das ein Vorzeichen für Rot-Schwarz in Berlin sein, dürfte jetzt manche das Gruseln überkommen. Ihnen bleibt dann nur noch, in den Gesang des gekreuzigten Brian einzustimmen: „Always look on the bright side of life“. STEFAN ALBERTI