Von Vorkontrollen und Wasserwerfern

DOKUMENTATION Die Polizei hat über ihren Einsatz bei den Hamburger Konzerten der Beatles 1966 einen Lehrfilm für Polizeischüler gedreht. Zu sehen ist das Schmankerl auf dem heute eröffnenden Filmfest

„Kein Aufwand wird gescheut, um im zünftigen Beat-Dress zu erscheinen“

Off-Kommentar von 1966

Es wird kein Regisseur genannt und kein Kameramann. „Hergestellt vom Filmtrupp des Kommandos der Schutzpolizei“, heißt es im Vorspann. Ein Polizeiwappen erscheint. Und dann der Titel des Films. Er lautet: „The Beatles am 26. Juni 1966 in der Ernst-Merck-Halle“.

Anders als der Titel vermuten lässt, geht es in dem 30-minütigen Film aber gar nicht um den Auftritt im engeren Sinn, sondern um den Polizeieinsatz, der damit verbunden war: Der Film diente seinerzeit als Lehrfilm für Polizeischüler und gehört mittlerweile zu den Beständen des Hamburger Polizeimuseums. Am Samstag ist er beim Filmfest Hamburg zu sehen.

Es geht los mit morgendlichen Bildern vom Hamburger Michel, der, so die Off-Stimme, „noch auf die verschlafene Stadt blickt“. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, und der Sturm, so verkauft es der Filmtrupp, wird heftig werden: Auf die Ruhe folgen Bilder von drängelnden Fans am Ahrensburger Bahnhof. Die Beatlemania: eine Naturgewalt.

Chronologisch dokumentiert der Filmtrupp den Tag, zeigt, wie die Polizei durch drei (!) Vorkontrollposten alle Fans abfängt, die ohne Eintrittskarten zur Ernst-Merck-Halle gelangen wollen. Die Off-Stimme benennt die Stärke der Einsatzkräfte (650 Beamte, 22 Hundeführer, 22 Reiter, zwei Wasserwerfer) und beschreibt, wie es um das abgesperrte Areal herum doch noch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei kommt.

Es geht um einen Eingang, den die Polizei geräumt haben will. „Die Jugendlichen versuchten, die Absperrungen zu durchbrechen, außerdem bedrohten sie Passanten“, sagt die Stimme. Dann ist zu sehen, wie Polizisten Jugendliche vertreiben – unter Anwendung von Schlagstöcken und Wasserwerfer.

Die Wahl der Mittel erscheint aus heutiger Sicht unangemessen. Die Stimme im Film sagt dagegen, die Jugendlichen hätten die Polizei dazu gezwungen, „Zwangsmittel einzusetzen“. Am Ende des Films sagt die Stimme, man sei noch dabei, Erfahrungen mit derartigen Großveranstaltungen zu sammeln.

Was der Film den Polizeischülern außerdem zeigen will ist, mit wem sie es bei solchen Veranstaltungen zu tun haben. Rührend fragt ein Reporter Fans: „Wissen Sie zeitweise nicht mehr, was sie tun, wenn sie die Musik hören?“ Die Kamera zeigt Fans mit selbst bemalten John-Paul-George-und-Ringo-T-Shirts und die Off-Stimme sagt: „Kein Aufwand wird gescheut, um im zünftigen Beat-Dress zu erscheinen.“

Außerdem zeigt der Film Menschen mit Bärten und Lederhosen und die Off-Stimme sagt: „Das sind keine friedlichen Besucher. Ihre äußere Aufmachung kennzeichnet sie als Rocker.“ Dass die Polizei mit denen manchmal Schwierigkeiten habe, sagt der Kommandeur. Ganz im Gegensatz zu den „Beat-Anhängern“, die offenbar sofort gehorchten, wenn solches aus dem Megafon drang: „Es ist zweckmäßig, dass Sie sich nach Hause begeben.“ KLAUS IRLER

Samstag, 2. 10., 16.30 Uhr, Hamburg, Passage-Kino