SOUNDTRACK

Man muss schon genau hinhören und auch hinsehen, um festzustellen, dass der Haufen abgefuckten, mitunter an die Melvins andockenden, dann wieder äußerst schmierigen Stoner- und Heavy-Rock spielender Gestalten tatsächlich aus ganzen zwei Personen besteht. Guy Shechter wird hier und dort nachgesagt, ein „born-again drumming lunatic“, ein „drummer from hell“, vermutlich jedenfalls der beste Schlagzeuger Israels zu sein, der zudem über eine dritte Hand zu verfügen scheint (und gleichzeitig dazu auch noch singt). Tamar Aphek scheint passend dazu jenen Gitarrensound gefunden zu haben, für den manche andere sterben würden. Statt weiter danach zu suchen, können sie das jetzt auch alle auf der Stelle tun, denn Aphek spielt ihr Instrument derart komplex, beunruhigend fett und Einwände nicht duldend, dass sie in der israelischen Presse bereits als kommender Gitarren-Hero gehandelt wird, an den dann sowieso nicht mehr heranzukommen ist. Carusella dürften live also ein guter unsauberer Spaß werden. So, 3. 10., 21 Uhr, Astra-Stube, Max-Brauer-Allee 200 Mitunter an die Schmerzgrenze und darüber hinaus gehen dessen Wortspiele zweifellos, aber Dendemann gehört gleichzeitig zu jenen Rappern hierzulande, die überhaupt in der Lage sind, hohes Ausdrucksvermögen mit einem nicht weniger hohen Maß an Hintergründigkeit, Durchtriebenheit und Witz zu kombinieren. Seit 2006 ist das ehemalige „Eins Zwo“-Mitglied unter anderem unter diesem Namen aktiv, das diesjährig erschienene „Vom Vintage verweht“ scheint dabei den Versuch darzustellen, die nicht harmlose, aber doch etwas entgrenzte Witzigkeit mit einem Puritanismus der Beats einerseits und einem mehr als nur zarten Flirt mit der 70er-Rockgitarre anderseits zu kombinieren. Geht auf Platte nicht unendlich lange auf, wird auf der Bühne aber mit Sicherheit überzeugen, allein schon, weil der Mann derzeit gnadenlos gut aussieht. Di, 5. 10., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36 Die Band kurzentschlossen zwischen Grind, Noise und so genanntem „Japancore“ anzusiedeln würde am Charakter von Melt Banana doch deutlich vorbei- und ganz woanders hingehen. Auf mittlerweile sieben Alben haben die seit über 15 Jahren destruktiv vor sich hinwerkelnden Tokioter um Yasuko Onuki jedenfalls einen deutlich differenzierten Stil entwickelt, für den sich dann eigentlich nur die Pluralform von Lärm anbietet. Auf Grundlage eines stets minimalistisch bleibenden und treibenden Schlagzeugs, eines schmerzvoll verzerrten Basses und einer mit Effekten völlig zugestellten Gitarre wird Rock auf eine Art elektrifiziert, dass er nur noch als Farce übrig bleiben kann und dann schnell sterben muss. Mitten drin thront ein schrilles, zwischen Heliumluftballon und Entrücktheit angesiedeltes Gesangs-Stakkato, das nur einen Schluss zulässt: Diese Gruppe tut weh, weil sie wehtun will. Allerdings, das ist ein wenig schade, wissen das mittlerweile auch alle, die kommen. Mi, 6. 10, 21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84 NILS SCHUHMACHER