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Archiv-Artikel

Mit dem Kälbermastmittel in die Katastrophe

DOPING Der dreifache Tour-de-France-Sieger Alberto Contador wird positiv getestet – und will’s natürlich nicht gewesen sein

Ist womöglich ein China-Imbiss im französischen Pau schuld, dass Alberto Contador das muskelaufbauende Clenbuterol im Blut hatte?

Greg Lemond ist geschockt, Bjarne Riis winkt nur müde ab. Der Dopingfall Alberto Contador spaltet die Radsportwelt. Dem dreifachen Tour-de-France-Sieger wurden während der letzten Frankreichrundfahrt Spuren des Kälbermastmittels Clenbuterol nachgewiesen. Bekannt wurde dies erst in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag.

„Ich kann nicht glauben, dass jemand einen Tour-Sieg wegen solch einer Sache riskiert“, staunte der US-Amerikaner, selbst zwei Mal Tour-Sieger. „Für diesen Sport ist das eine katastrophale Nachricht“, sagte er dem Branchendienst cyclingnews. Doch Bjarne Riis, in der kommenden Saison Teamchef von Contador, springt dem Spanier bei: „Das ist eine sehr unglückliche Situation. Da muss man abwarten.“ Außerdem, so der Däne, der bei seinem Tour-Sieg 1996 selbst gedopt war, hätte Clenbuterol „keine Wirkungen, sondern nur Nebenwirkungen“.

Für den Radsport hat es Schockwirkung. Nach dem 2006 überführten Floyd Landis wäre Contador der zweite Sieger des wichtigsten Radrennens der Welt, der dort mit Dopingmitteln im Blut erwischt wird. Der Radsport-Weltverband UCI sperrte Contador am Donnerstag.

Schließlich ist der Fall klar. Der Anti-Doping-Code der Wada macht den Sportler für jede Substanz in seinem Körper verantwortlich. Zwar wurden in den Analysegeräten des Kölner Dopinglabors nur geringe Mengen Clenbuterol gefunden. Der Biochemiker und Antidopingexperte Fritz Sörgel weist aber darauf hin: „Die Menge spielt gar keine Rolle. Clenbuterol ist ein körperfremder Stoff. Er steht auf der Dopingliste der Wada. Das ist ganz eindeutig ein Dopingfall.“

Contador aber erklärte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in seinem Heimatort Pinto, dass das Clenbuterol durch kontaminierte Nahrung in seinen Körper gelangt sei. Auch der ebenfalls mit dem Muskelaufpräparat erwischte Tischtennisspieler Dmitrij Owtscharow folgt dieser Argumentationslinie. Der frisch gebackene Mannschaftseuropameister, dessen B-Probe gestern geöffnet wurde, hielt sich aber in China auf. Dort soll Clenbuterol häufig in der Viehzucht eingesetzt werden. Contador kann allenfalls einen China-Imbiss in Pau, dem Ruhetagsort bei der Tour de France, wo die Probe genommen wurde, aufgesucht haben.

Der Spanier war nach der Tour auffallend wenige Rennen gefahren. Nun ist er suspendiert, aber könnte bald Gesellschaft bekommen. Spanische Medien berichteten, dass der Vuelta-Zweite Ezequiel Mosquera und ein zweiter Fahrer bei der spanischen Landesrundfahrt positiv getestet wurden. TOM MUSTROPH

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