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Archiv-Artikel

Brendel macht Tempo

Ausgerechnet auf der Internetseite Möllemanns macht Innen-Staatssekretär Karl Peter Brendel Eigenwerbung

Bekannt ist Karl Peter Brendel, beamteter Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Innenministerium, wirklich nicht. Nur ein kleiner Kreis von Landesbediensteten und Journalisten kennt den 51-jährigen Juristen, der die Düsseldorfer Behörde als ständiger Vertreter von FDP-Innenminister Ingo Wolf leitet. Geräuschlos, aber effektiv würden Wohlmeinende Brendels Arbeit wohl nennen.

Der Liberale selbst aber scheint unter seinem mangelnden Bekanntheitsgrad zu leiden: Ausgerechnet auf der Internet-Seite des einstigen FDP-Stars Jürgen Möllemann macht Brendel seit Neuestem Werbung in eigener Sache – und schwärmt FDP-intern schon ‘mal über die „unglaublich hohe Resonanz, die unglaublich hohen Klickzahlen“, die „www.nrwbrauchttempo.de“ hervorrufe.

Doch Brendels liberale Parteifreunde finden das wenig witzig. Sie halten die Ex-Internetpräsenz Möllemanns, der seiner Partei einen bis heute nicht aufgeklärten Parteispendenskandal bescherte und anschließend mit dem Fallschirm in den Tod sprang, bestenfalls für „verbraucht“ und „unseriös“. Bereits 2004 habe die FDP „zugesehen, dass die Seite verschwindet“, erzählen Liberale in Düsseldorf – die Erinnerung an den Populisten Möllemann, der die Partei auch mit Hilfe eines antisemitischen Flugblattes auf über 18 Prozent bringen und damit zur „Volkspartei“ machen wollte, schmerzt noch immer.

Dabei seien Brendel und sein Chef, Innenminister Ingo Wolf, einst glühende Anhänger, längst „keine Möllemann-Fans“ mehr. Umso mehr aber ärgern sich viele in der FDP über Brendels „Instinktlosigkeit“. Der habe die 2004 „ausgesonderte“ Seite ohne Wissen der Partei gekauft – und profitiere jetzt davon, dass noch heute viele FDP-Orts- und Kreisverbände der FDP mit einem Link auf „www.nrwbrauchttempo.de“ hinweisen.

Wer dort aber Spektakuläres erwartet, wird enttäuscht. Im Internet präsentiert sich Brendel genauso langweilig wie im wirklichen Leben. Gefüttert von der Nachrichtenagentur ddp vermeldete Brendel dort gestern etwa den Fund einer „Fünfzentnerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg“ in Magdeburg – und präsentiert sein schlechtes Gewissen: „Vielleicht wollten Sie gar nicht zu mir“, schreibt das Schwergewicht aus dem sauerländischen Marsberg gleich auf der Startseite. „Die FDP finden Sie unter fdp-nrw.de.“

ANDREAS WYPUTTA