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Archiv-Artikel

Die Hebamme kommt mit

Vertraute Gesichter im Kreißsaal: Das Geburtshaus Hamburg bietet künftig Beleggeburten im Altonaer Perinatalzentrum an, falls bei der Geburt Komplikationen eintreten

Der Traum bettet sich auf bunte Kissen statt auf das weiße Laken eines Krankenhausbettes. Viele schwangere Frauen wünschen sich die Geburt ihres Kindes in einer vertrauten Umgebung und freundlichen Atmosphäre, die nicht dem Anblick von medizinischem Gerät zum Opfer fällt. Deshalb entscheiden sich in Hamburg rund 140 Schwangere im Jahr dafür, zur Entbindung in das Geburtshaus in Ottensen zu gehen – und bei rund 25 Prozent von ihnen endet die Geburt aus medizinischer Notwendigkeit dann doch im Kreißsaal eines Krankenhauses. Um den Frauen, die verlegt werden müssen, dennoch eine persönliche Betreuung zu ermöglichen, hält das Geburtshaus ein neues Angebot bereit: Es begleitet sie zur Entbindung in das Krankenhaus.

Die Hebammen des Geburtshauses führen eine Entbindung in ihren Räumen nur dann durch, wenn medizinisch keinerlei Risiko besteht. Zu Komplikationen aber kann es in jedem Stadium kommen. Das müssen nicht immer Notfälle sein, die umgehend ärztliche Versorgung erfordern. Bei manchen Frauen ist beispielsweise vonnöten, die Geburt mithilfe eines Wehentropfes voranzubringen – was auch eine Hebamme machen kann, im Geburtshaus aber nicht darf. So wurde im vergangenen Jahr dann doch in zwei von zehn Fällen ein Krankentransporter gerufen, im Durchschnitt der vergangenen 14 Jahre bei etwa jeder vierten Geburt.

Für die Frauen, die in die Klinik verlegt werden müssen, stellt das oft eine große Enttäuschung dar. In dem Moment, in dem sie im Kreißsaal ankommen, endet die Arbeit der Geburtshaus-Hebamme. Das heißt: Jetzt sind sie doch in der Klinik – mit Geburtshelfern, die sie zuvor noch nicht einmal zu Gesicht bekommen haben. Hier setzt das „erweiterte Belegsystem“ an, das die Hebammen aus Ottensen nun anbieten: Sie haben mit dem Perinatalzentrum am Krankenhaus Altona einen Vertrag geschlossen, nach dem sie künftig die Schwangeren im Kreißsaal weiter betreuen können.

Die Entscheidung, das erweiterte Belegsystem anzubieten, hat das Geburtshaus nach der Veröffentlichung des Jahresberichtes 2004 zur „Qualitätssicherung für außerklinische Geburtshilfe“ getroffen. Die Gutachter haben darin festgestellt, dass Schwangere, die nach Möglichkeit außerhalb der Klinik entbinden wollen, im Falle der Einweisung zumindest von der vertrauten Hebamme weiterbetreut werden wollen. „Das haben auch alle Frauen bestätigt, die wir daraufhin dazu befragt haben“, sagt Britta Höpermann, Geschäftsführerin des Geburtshauses. Deshalb hat sie mit dem nächstgelegenen Krankenhaus in Altona eine entsprechende Vereinbarung geschlossen.

Die Finanzierung dieser Betreuung wird laufen wie bisher: Für die Rufbereitschaft der Geburtshaus-Hebammen drei Wochen vor und zwei nach dem errechneten Termin müssen die Schwangeren 250 Euro bezahlen. Hinzu kommt ein Anteil an den Betriebskosten, der je nach Krankenkasse unterschiedlich hoch ausfällt. Die Versorgung während der Geburt wird ohnehin von der Kasse gezahlt – im Geburtshaus ebenso wie in der Klinik. Der Kostenaufwand für die schwangeren Frauen bleibt also gleich. Höpermann ist aber überzeugt, dass die Verlegung in die Klinik von den Frauen künftig als weniger enttäuschend empfunden wird – und die Geburt im Kreißsaal besser verlaufen wird. Denn „eine vertraute Umgebung und Hebamme“, sagt sie, „hat Einfluss auf den Geburtsverlauf“.Elke Spanner