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Archiv-Artikel

Kieler Landtag streitet über Abi-Dauer

DEBATTE Geht es nach CDU und FDP, sollen in Schleswig-Holstein die Gymnasien das Abitur wieder nach neun Jahren anbieten können. Die Regierung wolle die Gymnasien letztlich abschaffen

Mit einem heftigen verbalen Schlagabtausch haben Regierung und Opposition im schleswig-holsteinischen Landtag über das Turbo-Abitur und die Zukunft der Gymnasien gestritten. CDU und FDP hielten der Landesregierung vor, Gymnasien stellenmäßig auszutrocknen und mittelfristig abschaffen zu wollen. Die Opposition forderte wieder Wahlfreiheit der Gymnasien für acht oder neun Jahre bis zum Abi sowie die Option eines parallelen Angebots – eine Regelung, wie sie unter der CDU/FDP-Vorgänger-Landesregierung bestanden hatte.

Die Regierungsfraktionen von SPD, Grünen und SSW lehnten diesen Vorstoß ab und kritisierten den Vorstoß der Opposition als einfaltslose Retro-Politik. Mit dem vor zwei Monaten im Landtag beschlossenen Schulgesetz bestehe eine Wahlfreiheit mit dem neunjährigen Abi an Gemeinschaftsschulen und dem Abi nach acht Jahren an Gymnasien, sagte Kai Vogel (SPD).

Ein von der FDP eingebrachter und von der CDU unterstützter Gesetzesentwurf für die Wahlfreiheit der Gymnasien wurde zur weiteren Beratung in den Bildungsausschuss überwiesen.

Die FDP-Abgeordnete Anita Klahn hielt der Landesregierung vor, Schleswig-Holstein mit dem neuen Schulgesetz bildungspolitisch isoliert zu haben. Denn in zahlreichen anderen Bundesländern werde die Möglichkeit eines neunjährigen Abiturs begrüßt und wieder eingeführt.

Massiven Stellenabbau zum Nachteil der Gymnasien warf Heike Franzen (CDU) Bildungsministerin Waltraud Wende (parteilos) vor. Franzen sagte, nach ihren Informationen seien an den Gymnasien 295 Stellen gestrichen worden, während der Sprecher des Bildungsministeriums 135 Stellen nenne. Wende müsse hier Klarheit schaffen.

Sprecher von SPD, Grünen und SSW wiesen die Kritik zurück. Die Debatte sei überholt, das neue Schulgesetz schaffe Klarheit und finde Akzeptanz. Ministerin Wende wandte sich gegen eine Rückkehr zur früheren Praxis. „Unser Ziel ist es, Ruhe in die Schulen zu bringen.“ Nach überstürzten Reformen in den vergangenen Jahren gelte es, den Schulen eine verlässliche Perspektive zu geben.  (dpa)