: Islamische Welt ist besänftigt
Muslime werten das Bedauern Benedikts XVI. als Schritt zur Entspannung, nachdem es weltweit zu teils gewalttätigem Protest wegen der Regensburger Rede gekommen war
BERLIN taz ■ Das Bedauern, das Papst Benedikt XVI. bezüglich seiner Äußerungen über den Islam ausgesprochen hat, hat Teile der islamischen Welt offenbar besänftigt. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland begrüßte die Erklärung des Papstes als den „wichtigsten Schritt“, um die Proteste in vielen Teilen der Welt zu beruhigen und äußerte die Hoffnung, der Vatikan werde in nächster Zeit das Gespräch mit Vertretern der Muslime suchen. Auch die einflussreiche ägyptische Muslimbruderschaft, die den Papst zu einer Entschuldigung aufgefordert hatte, ließ verlauten: „Wir können das als ausreichende Entschuldigung akzeptieren, obwohl wir uns gewünscht hätten, dass der Papst seine Ideen und Visionen zum Islam dargelegt hätte.“
Damit scheint eine Eskalation wie beim Karikaturenstreits vor neun Monaten abgewendet. Dabei hatten empörte Reaktionen weltweit am Samstag genau dies befürchten lassen: Irans Religionsführer Ahmad Khatami hatte bedauert, dass sich „der Führer der Christen auf der Welt so schlecht im Islam auskennt und so schamlos äußert“, und der saudi-arabische Mufti Scheich Abdulasis al-Scheich hatte die Äußerungen des Papstes als Lüge bezeichnet. Der Islam habe sich allein durch Überzeugung der Menschen verbreitet, die die Güte und Gerechtigkeit dieser Religion erkannt hätten, so der Mufti. Auch Ägyptens Außenminister Ahmed Abu al-Gheit kritisierte die Papstäußerungen als „unglücklich“ und erklärte, solche Äußerungen sollten vermieden werden, um Spannungen und Misstrauen zwischen Muslimen und dem Westen zu vermeiden. Die Regierungen von Malaysia und Afghanistan sowie die sechs im Golf-Kooperationsrat vertretenen Ölmonarchien am Persischen Golf hatten eine Entschuldigung des Papstes gefordert, der marokkanische König sogar seinen Botschafter aus dem Vatikanstaat zu Konsultationen zurückberufen.
Weltweit waren Muslime zu Protesten auf die Straße gegangen. Im palästinensischen Westjordanland und im Gaza-Streifen wurden am Samstag Anschläge auf fünf Kirchen verübt; zu den Brandanschlägen auf eine anglikanische und eine griechisch-orthodoxe Kirche in Nablus bekannte sich eine Gruppe namens „Löwen des Monotheismus“. Eine irakische „Armee der Mudschaheddin“ drohte, Rom zu vernichten. Gestern wurde eine italienische Nonne in Somalia erschossen. Die Täter seien bereits gefasst, so italienische Medien; das Verbrechen stehe vermutlich in Zusammenhang mit den Papstäußerungen. ANTJE BAUER