: berliner szenen Hostia Puta
In der FU-Cafeteria
„Oooorrrnd, er fragt halt danach, inwiefern die Transzendenz eine Immanenz beinhaltet und umgekehrt.“ Die Blonde mit dem Diakonissen-Look saß mit zwei Kommilitonen in der FU-Cafeteria. Seit einer Stunde nippte sie an ihrem braunen Plastikbecher mit saurem Automatenkaffee herum und redete. Auch den Jungs sah man an, dass sie Philosophie, wenn nicht gar Theologie, studierten – so wichtigtuerisch legten sie ihre stirngerunzelten Gesichter schief und näselten in merkwürdig französischer Aussprache um die Wette.
„Ja, das denke ich auch, en, un“, sinnierte der eine mit dem Wolfgang-Huber-Sakko, als sei er bereits Gemeindepfarrer. „Da kann man nicht einfach so drüber gehen, en, ganz klar, un, oorrnd.“ – „Denn die Transzendenz ist ja nur denkbar durch die alles bestimmende Immanenz, die wiederum auf die Transzendenz verweist und zurück, das wird nur so gar nicht mehr gedacht – oorrnd, bei Luhmann …“ – „… ist das natürlich noch mal ein ganz spezielles Problem“, nörgelte der Hänfling mit der Nickelbrille dazwischen und brauchte offenbar Jahre, um ein trockenes Brötchen aufzuessen.
„Hostia puta, ob die jemals Fünfe haben gerade sein lassen und bei ein paar Pullen Bier Blödelscheiß geredet haben?“, fragte sich der etwas abseits sitzende Katalane, der seit drei Wochen als Erasmusstudent in Berlin weilte und nicht fassen konnte, wie die drei schon allein aussahen. „Dakrisse Duäß, wa?“, stieß ihn nun ein Hamburger BWLer von der Seite an, der offenbar sein Beobachten beobachtet hatte: „Um die Sstreber sssu vergässn, giebß drei probahdte Aldtanatiewm. Bummßn, Schbord oda Saufm.“ Und er flüsterte noch: „Aw Mann! In soichn Mohmendtn könnd ich wieda mibm Rauchn anfang, daw!“ JAN SÜSELBECK