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Archiv-Artikel

Rücktritt in Kiew

UKRAINE Nach Kritik an Verteidigungsminister

KIEW dpa | Der ukrainische kommissarische Verteidigungsminister Igor Tenjuch ist nach Kritik an seinen unklaren Befehlen für die Truppen auf der Krim zurückgetreten. Als Nachfolger wählte das Parlament den von Interimspräsident Alexander Turtschinow vorgeschlagenen Generaloberst Michail Kowal.

In der westukrainischen Stadt Rowno wurde bei einem Polizeieinsatz ein führendes Mitglied der militanten Gruppe Rechter Sektor erschossen. Das Innenministerium betonte, der als „Saschko Bilyj“ bekannte Aktivist Alexander Musytschko habe bei einem Festnahmeversuch das Feuer eröffnet. Hingegen berichteten örtliche Medien, Einsatzkräfte hätten den überwältigten Musytschko mit gezielten Schüssen in die Brust ermordet. Der Rechte Sektor kündigte Rache an.

Derweil zeigte sich in der ostukrainischen Region Donezk Gouverneur Sergej Taruta besorgt wegen eines mutmaßlichen russischen Truppenaufmarschs an der Grenze. Der Sprecher Präsident Wladimir Putins wies diese Berichte als unbegründet zurück. Er kündigte an, Putin werde die Krim besuchen, „aber nicht in nächster Zeit“.

Die dort stationierten ukrainischen Soldaten erhielten freies Geleit von der Halbinsel, betonte er. Nach Angaben des zurückgetretenen ukrainischen Ressortchefs Tenjuch wollten etwa 6.500 Soldaten und Angehörige von insgesamt mehr als 18.000 ins Kernland zurückkehren.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erhob unterdessen Foltervorwürfe gegen prorussische Milizen auf der Krim: Ukrainische Aktivisten seien von moskautreuen Einheiten verschleppt und tagelang misshandelt worden. „Seit Wochen dürfen irreguläre bewaffnete Einheiten auf der Halbinsel Amok laufen ohne offensichtliche legale Befugnis“, erklärte HRW-Experte Hugh Williamson. Dies habe auf der Krim zu „Unsicherheit, mutwilligen Festnahmen, Verschleppungen sowie Folter“ geführt.