: Schlussakt im Iffland-Drama
RESTITUTION Nach Rechtsstreit mit Wiener Antiquariat: Das Land Berlin bekommt den Nachlass des Theaterdirektors und Schauspielers August Wilhelm Iffland zurück
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Berlin löst seine „Gurlitt-Fälle“ schneller und erfolgreicher als München. Nach einem kurzen Rechtsstreit erhielt am Mittwoch das Land Berlin das umfangreiche Archiv des Theaterdirektors und Schauspielers August Wilhelm Iffland (1759–1814) zurück.
Das Iffland-Archiv in Form von dicken, in Leder eingefassten Bänden besteht aus Tausenden von Briefen, den Programmen am Schauspielhaus, Bühnenbildern, Regieplänen, Besoldungs-, Kostüm -und Besetzungslisten und spiegelt das Berliner Bühnenleben sowie die Theatergeschichte der damaligen Zeit wider. Mit der Rückkehr des Nachlasses von einem Wiener Antiquariat werde der „kulturelle Schatz“ des einstigen Direktors des Berliner Nationaltheaters „für die Öffentlichkeit gerettet und zugänglich gemacht“, sagte Björn Böhning, SPD-Kulturstaatssekretär und Chef der Staatskanzlei, gestern.
Im Roten Rathaus ließ man es sich am Mittwoch nicht nehmen, das Iffland-Comeback hinreichend zu inszenieren. Unter weißen Leintüchern erst verborgen, dann mit großer Geste aufgeschlagen, wurden die Bände von Böhning und Uwe Schaper, Chef des Landesarchivs, wie ein Kunstwerk präsentiert. Der Stolz rührt daher, dass das Wiener Antiquariat Inlibris Berlin die 34 Bände mit den Manuskripten als Schenkung überlässt – nicht ganz freiwillig allerdings, hatte doch Berlin nach einer Sichtung Anfang des Jahres mit einem Gutachten seinen Eigentumsanspruch belegen können, wie Anwalt und Kunstförderer Peter Raue erläuterte. Wien lenkte ein, das Land zahle 15.000 Euro an Inlibris: „Unkosten“ für Lagerung, Archivierung und Transporte, wie der Anwalt verschmitzt anmerkte.
Die Manuskripte aus dem Besitz des Theatermuseums im Stadtschloss und der Staatsoper waren nach dem Krieg verschollen. 2013 tauchten sie im Katalog der Ludwigsburger Messe „Antiquaria“ auf, wo sie für 450.000 Euro zum Kauf feilgeboten wurden. Der Senat meldete daraufhin Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verkaufsangebots und den Eigentumsverhältnissen an. Zudem wurde Anzeige erstattet, so Raue weiter.
„Glasklare Ansprüche“
Mit Erfolg: Inlibris zog die Iffland-Dokumente aus dem Katalog zurück. Das Wiener Antiquariat hatte das Archiv vor Jahren für 50.000 Euro von dem Ostberliner Theaterhistoriker Hugo Fetting gekauft. Fetting will die Dokumente 1949 in den Ruinen der zerbombten Staatsoper gefunden haben und erachtete diese seither als seinen Besitz – „ein Quatsch“, wie Raue dazu sagte. Das Iffland-Archiv sei niemals auf andere Eigentümer übertragen worden. Berlin habe „glasklare“ Restitutionsansprüche.
Iffland, Freund und Zeitgenosse Schillers und Goethes, übernahm 1796 das Nationaltheater am Berliner Gendarmenmarkt, das er bis zu seinem Tod als Intendant leitete.
Nach Auskunft Böhnings sollen die Dokumente nun vom Berliner Landesarchiv digitalisiert und dann online gestellt werden.