: „Eine unglaubliche Energie“
MUSIK Ein vorgezogenes Abschiedskonzert für die Komponistin Younghi Pagh-Paan erklingt im Dom
■ ist freischaffender Komponist und Pianist. Er hat als einer der ersten in Bremen bei Younghi Pagh-Paan studiert.
taz: Herr Lindemann, heute gibt es im Dom eine Hommage an Younghi Pagh-Paan. Da werden die meisten fragen: An wen?
Stefan Lindemann: Rein formal: Sie ist seit 1994 Professorin für Komposition an der Hochschule für Künste (HFK) in Bremen, darin zugleich eine von ganz wenigen Frauen überhaupt. Und sie ist eine südkoreanische Komponistin, die in ihren Werken die dortige Tradition mit europäischer Avantgarde verbindet. Bekannt wurde sie mit ihrem Orchesterstück „Sori“, das 1980 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt wurde. Außerdem hat sie das Atelier für Neue Musik an der HFK gegründet.
Das blieb vielen verborgen.
Es ist ja oft so, dass der Prophet im eigenen Land wenig gilt. Ihre Wahrnehmung in Bremen ist stark verbesserungsbedürftig. Aber das ist auch bei anderen bremischen Komponisten so.
Weil sie zu akademisch komponieren?
Das ist ein Vorwurf, den man auch Brahms schon gemacht hat. Bei Konzerten hört man immer wieder, dass die Leute das „interessant“ finden. Und dann doch sagen, dass sie sich das zu Hause nicht in den CD-Player legen würden. Man kann den Menschen nur immer wieder eine Angebot machen.
Als Younghi Pagh-Paan vor 16 Jahren nach Bremen kam…
… hat sie gleich eine unglaubliche Energie ausgestrahlt. Als Frau und Ausländerin erfüllte sie eine doppelte Quote. Aber sie hat das benutzt, sie hat sich im positiven Sinne darauf bezogen, weil sie etwas erreichen wollte.
Was denn?
Zum Beispiel ist es ihr Verdienst, den Bereich Neue Musik innerhalb der HFK Bremen so auf- und auszubauen, wie er sich heute darstellt. Das ist eine Arbeit, die nicht immer einfach war und viel Energie und Geduld erforderte. Ihr forscher Schritt wird fehlen, wenn sie nach diesem Semester in den Ruhestand geht.
Was zeichnet sie als Lehrerin aus?
Eine mütterliche Strenge. Sie ist unnachgiebig in der Sache, aber immer besorgt um ihre Studierenden. INTERVIEW: JAN ZIER
19 Uhr, St. Petri-Dom