NICHT IM ANGEBOT : You wanna smoke?
Die ersten Monate hatten sie mich immer angesprochen, ob ich was zum Rauchen kaufen wollte. Wenn ich in den Görli ging oder fuhr. Es gab immer zwei oder drei, und auf dem Rückweg war’s oft genauso. Sie hatten in mir gleich den Haschsüchtigen erkannt, gegrinst und gefragt „You wanna smoke, my friend?“, und ich hatte immer geantwortet „No, thank you.“
Irgendwann hatten sie mich nicht mehr angesprochen. Vielleicht hatten sie sich an mein Gesicht erinnert – wie die Leute vom Späti oder die vietnamesische Frau aus dem Zeitungsladen – und daran, dass ich immer abgelehnt hatte. Jedenfalls hatten sie nicht mehr gefragt. Und weil sie nicht mehr gefragt hatten, hatte ich das Gefühl, von ihnen als neuer Mitbewohner der Gegend akzeptiert zu werden.
Missverständnisse hatte es aber immer noch gegeben. Wie an diesem Abend, als ich an zwei Arabern (glaube ich) vorbeiging, die auf einer Bank saßen. Einer der beiden sagte irgendwas. Ich fühlte mich angesprochen, dachte, es wären Händler und murmelte irgendwas, das vermeintliche Angebot Ablehnendes. Einer fragte, ob ich verstanden hatte, ich verneinte und ging weiter.
Kurz danach riefen mich zwei Männer zu sich, ob ich ihnen helfen könnte. Der eine fragte, ob ich was bräuchte. – „Nein.“ Ob ich vielleicht eine Zigarette hätte? – Ich sagte „Ja, klar!“ und dachte „Yo, Mann!“, weil ich in den letzten Wochen zu viel „Breaking Bad“ geguckt hatte. Zum Abschied wünschte ich ihnen noch viel Erfolg. Und plötzlich gingen die Lichter aus, und ich ging im Dunkeln zurück in mein blödes Zimmer in Treptow. Irgendwie hatte ich mich hier doch nie heimisch gefühlt oder heimisch fühlen wollen und würde auch bald wieder verschwinden. Die Zigarettendealer mit den traurigen Augen vor dem Supermarkt dagegen hatten mich nie angesprochen. Vielleicht spürten sie, dass sie meine Sorte nicht im Angebot haben. DETLEF KUHLBRODT