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Archiv-Artikel

Kaum ein Unterschied

ETAT Hamburg im Theaterstreit

Auf den ersten Blick scheint es gar nicht viel: Um 1,2 Millionen Euro will der neue Hamburger Kultursenator Reinhard Stuth das Deutsche Schauspielhaus erleichtern; eine scheinbar läppische Summe angesichts eines Gesamtetats von über 18 Millionen. Auch andere kommunale deutsche Theater müssen derzeit Kürzungen im Millionenbereich hinnehmen.

In Hamburg allerdings geht es jetzt ans Eingemachte: Bliebe es bei diesen Sparvorgaben, wäre die Hälfte des künstlerischen Etats weg und man müsste in der kommenden Spielzeit Insolvenz anmelden, sagt der Geschäftsführer; ein unrühmliches Aus für das größte deutsche Sprechtheater. Aber Hamburg hat ja noch das gutbürgerliche Thalia Theater, denkt sich der CDU-Senator, und schlägt dem Schauspielhaus vor, nicht etwa das erfolgreiche, aber teure Jugendtheater zu schließen, sondern die Neuproduktionen herunterzufahren.

Zwei im Jahr, das reiche doch, findet Stuth. Nein, das reicht nicht, wird am Schauspielhaus gekontert; schließlich sei man ein experimentelles Haus und müsse Vielfalt bieten. Der Kultursenator sieht das nicht ein und schlug bereits eine Generalintendanz für beide Theater vor.

Die ist zwar inzwischen vom Tisch. Stuths Zugriff ist aber symptomatisch für die neue Hamburger Kulturpolitik, die sich weniger an Konzepten, als an Zahlen orientiert. In seinen Anforderungen ist der Senator dabei durchaus forsch: Keine Spartenschließung für das Schauspielhaus, keine Filialenschließungen für die gleichfalls betroffenen Bücherhallen, dafür die des kulturhistorischen Altonaer Museums. Das alles hat er per Dekret angeordnet, ohne sich vorher über die Strukturen der Institutionen zu informieren oder mit den Betroffenen über verträglichere Lösungen nachzudenken. Stattdessen hat er von einer Kulturtaxe gemurmelt, die es in Hamburg künftig geben soll. Da sollen 7,5 Millionen Euro zusammenkommen, mit denen „Events“ – und auch die ein oder andere Theaterproduktion gefördert werden soll.

Im Klartext: Das Schauspielhaus müsste sich um Gelder für Produktionen bewerben. Für das Theater ein No-Go. Denn dessen Planungsvorläufe vertragen sich nun mal nicht mit einer langwierigen Bewerbung bei einer Behörde.

Die Bewerbungs- sprich: Wettbewerbsidee stammt übrigens noch von Stuths Vorgängerin Karin von Welck, die Ende August hinwarf. So stark unterscheidet sich die neue Kulturpolitik von der alten, scheint es, nicht.

PETRA SCHELLEN