: „Ein zusätzliches Ärgernis“
MARINE Die „Bremen“ verlässt heute für immer die Weltmeere. Friedlicher werden die dadurch nicht
■ ist langjähriges Mitglied des Bremer Friedensforums. Im Foto: die „Bremen“.
taz: Herr von Hodenberg, heute wird die Fregatte „Bremen“ feierlich außer Dienst gestellt ...
Wieland von Hodenberg: Macht das eine Friedensgruppe?
Nein, das macht Korvettenkapitän Kaufhold, der Leiter des Restkommandos, durch „ein letztes Niederholen der Flaggen und Kommandozeichen“.
Schon. Aber ist eine Friedensgruppe dabei präsent?
Auch nicht. Auf was müsste eine Friedensgruppe denn hinweisen, wenn sie heute in Wilhelmshaven dabei wäre?
Wir begrüßen natürlich jede Ausmusterung eines Kriegsschiffes – nur müsste es eine dauerhafte Ausmusterung sein. Stattdessen wächst die Marine stetig, analog zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Und speziell in Bremen arbeitet die Lürssen-Werft daran, dass deutsche Kriegsschiffe auf allen Weltmeeren präsent sind. Das tun sie übrigens auch in ihrer Ostsee-Werft, die sie vor wenigen Jahren erworben haben.
Spielt es für Sie eine Rolle, ob Kriegsschiffe nach deutschen Städten benannt sind?
Diese Namenspolitik ist ein zusätzliches Ärgernis. Zumal Bremen ja ohnehin eine Rüstungshochburg ist, sowohl in Sachen Produktion als auch in Bezug auf den unverantwortlichen Rüstungsexport über die Bremer Häfen. Vor dem Amtssitz des Wirtschaftssenators werden wir deswegen heute eine Aktion durchführen, die auf künstlerische Weise darstellt, wie Bremen zunehmend zu einer blutbefleckten Stadt wird.
Sie kommen selbst aus einer Familie, die viele Vertreter im preußischen Offizierskorps hatte. Ist das ein Hintergrund für Ihr friedenspolitisches Engagement?
In der Tat. Da wollte ich bewusst dagegen halten und einen Kontrast setzen.
Eine Fregatte „Admiral von Hodenberg“ gibt es aber nicht?
Nein, glücklicherweise.
Interview: HENNING BLEYL
Fregatten-Außerdienststellung: 10 Uhr, Bauhafen des Marinearsenals Wilhelmshaven. Künstlerische Aktion vor dem Wirtschaftsressort: 11 Uhr, Martinistraße/Ecke Zweite Schlachtpforte