: Leservorwurf
Auf Hetzkampagne reingefallen
Der kleine Beitrag „Grüne wollen wieder verbieten“ vom 26. 3. hat mich sehr geärgert. Warum muss die Hetzkampagne der FDP und CSU gegen die Grünen ausgerechnet von der taz fortgesetzt werden? Es ist unfair, diese Meldung so polemisch zu überschreiben, zumal auch andere Parteien für 0 Promille Alkohol für AutofahrerInnen eintreten, ganz abgesehen davon, dass es nur vernünftig ist. Warum also „verbieten“ allein die Grünen etwas, was andere auch so wollen? Auch sonst hat sich die Redaktion offenbar nicht tiefer gehend mit den Grünen befasst, denn sie wollen keineswegs so viel verbieten, wie ihnen in Verleumdungskampagnen unterstellt wird. FRITZ L. WINKELHOCH, Gummersbach
Die taz antwortet
Ein konterrevolutionärer Akt
Lieber Lothar Winkelhoch, jetzt mal halblang. Sie laufen Gefahr, mit Ihrem Vorwurf auf die Hetze von Grünen hereinzufallen, wenn Sie behaupten, dass „die Redaktion sich offenbar nicht tiefer gehend mit den Grünen befasst“. Es gibt keine Zeitung, die sich so intensiv mit den Grünen befasst wie die taz. Politiker von Grünen, Ideen von Grünen, Wähler von Grünen, gescheiterte Ideen von Grünen. Die taz schrieb schon von Pflaumenquark und Veggie-Day als die Grünen in Kantinen noch Schnitzel schnitten. Wir haben die aufgeblasene Debatte über die angebliche Verbotspartei hoch- und runtergenudelt. Wer gewann sie? Die Grünen. Es mangelt hier sicher nicht an Verständnis für die Grünen.
Dass wir die Meldung dennoch so verfasst haben, war ein konterrevolutionärer Akt, der sich auf das Redaktionsstatut stützt. Danach dürfen Redakteure unabhängig arbeiten und widerstehen „dem Druck des sprachlichen und thematischen Konformismus“. Witzereißerei ist davon gedeckt.
Sachlich haben Sie natürlich recht: Nüchtern Auto zu fahren ist gesünder.
MARTIN KAUL, 32, taz-Redakteur