LESERINNENBRIEFE : LESERINNENBRIEFE
Wo bleibt der Aufschrei?
■ betr.: „Timoschenko bestätigt: Habe Gewaltfantasien“, taz vom 26. 3. 14
Julia Timoschenko erklärt, sie würde die gesamte Welt in Bewegung setzen, damit von Russland nicht mal ein verbranntes Stück Erde bleibt; sie sei bereit, Präsident Putin eine Kugel in den Kopf zu schießen. Und was passiert nach dieser in der Geschichte einmaligen Ankündigung von Mord und Völkermord? Die Europäische Union schweigt, die Bundesregierung schweigt.
Lediglich Politiker aus der dritten Reihe erklären zaghaft ihr Unverständnis. Schließlich ist Frau Timoschenko vor Kurzem von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland mit Ehren begrüßt worden. Jahrelang wurde dieser Frau von Deutschland gehuldigt, ihre juristischen Vergehen wurden kleingeredet und ihre Präsidentschaftskandidatur erhielt wohlwollende Begleitung.
Also wäre es erste Pflicht der Kanzlerin, mindestens aber ihres Außenministers, die Äußerungen von Frau Timoschenko mit Empörung zurückzuweisen und sich von ihr zu distanzieren.
Wo bleibt der Aufschrei? ERIKA MAIER, Berlin
Polarisierend
■ betr.: „Fatales Freund-Feind-Denken“, taz.de vom 26. 3. 14
Den Ausschluss von Rechtsextremisten an der Regierung zur Bedingung für Hilfsgelder zu machen, ist aber eine dünne Vorgabe, Herr Bonse. Timoschenko zum Beispiel zählt (sich selbst) zur politischen Mitte, gehört aber zu den rassistischen und chauvinistischen Scharfmachern, die auch vor einer militärischen Eskalation mit dem Risiko eines Weltkrieges nicht zurückschrecken. Und bevor irgendwelche Gelder der EU nach Kiew fließen, hätten wir doch gerne mal gewusst, wofür die knapp 5 Milliarden Dollar US-Hilfe eigentlich verwendet worden sind und welche Bedingungen an eventuell fließende Gelder aus der EU geknüpft sind. Ein Blankoscheck für eine weiterhin polarisierende Einflussnahme auf die Ukraine sollte der EU nicht ausgestellt werden. BERND H. SCHOEPS, taz.de
Weg vom Gas
■ betr.: „Keine Alternative zu russi-schem Erdgas“, taz.de vom 28. 3. 14
Wenn russisches Erdgas wirklich „alternativlos“ ist, dann heißt das: Weg vom Gas! Wer hat denn dafür gesorgt, dass in den letzten 10 Jahren ein Gaskraftwerk nach dem anderen, natürlich versorgt mit Verträgen über Russlandgas, in die Landschaft gebaut wird? Und Gazprom greift auch noch auf die Notspeicher zu, ohne dass die Bundesregierung das wirklich verhindern kann (oder will). All die Kohlekraftwerke, seien es die von Elektrizitätsunternehmen oder auch Industriekraftwerken, die in den letzten Jahren plattgemacht wurden und durch ach so tolle Gaskraftwerke ersetzt wurden, die würden jetzt einen wichtigen Baustein der Versorgungssicherheit darstellen. Mal ganz zu schweigen von den durch „Umweltinitiativen“ verhinderten Neubauten moderner Kohlekraftwerke. Maharishi, taz.de
Popcorn please
■ betr.: „Obama watscht Putin ab“, taz.de 26. 3. 14
Der US-Präsident erwartet keinen Rückzug Russlands von der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim. „Was wir einsetzen können, sind rechtliche und diplomatische Argumente und politischen Druck.“ Wozu? Und ist sein Besuch in Brüssel die Kosten in Höhe 10 Millionen Euro wert in Zeiten, wo wir alle den Gürtel enger schnallen müssen? Putin wird sich jetzt zurücklehnen und amüsiert den Flash-Mob in Kiew betrachten. Popcorn Please While „Putin’s Agitators“ Rule in Kiev. Nachdem Muzychko, einer der Führer des Rechten Sektors, unter ungeklärten Umständen von der Polizei erschossen wurde, beginnt der Kampf zwischen Svoboda und dem Rechten Sektor. h4364r, taz.de
Ignoranz
■ betr.: „Krim beschäftigt UN-Vollversammlung“, taz.de vom 27. 3. 14
Da hat die UNO die russische Annexion der Krim als Bruch des Völkerrechts verurteilt. Das Referendum der Krimbevölkerung, sich aus Angst vor der verwirrten Putschregierung zu Russland zu bekennen, ist von der UNO ignoriert! Das erinnert daran, dass die USA und Israel mehr als 50 Jahre lang das von der UNO geforderte Recht auf einen palästinensischen Staat ignorierten. Die USA und Israel argumentierten mit einem historischen heiligen Recht. Und nun die Krim, die eine Art historisches russisches Heiligtum ist. Und dann das demokratische Referendum der Krimbevölkerung, im Lichte einer Putschregierung der Ukraine. Da stimmt was nicht! vergessene Liebe, taz.de