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Archiv-Artikel

Ohne den Hundertsten fahren sie zur WM

Die deutschen Fußballfrauen qualifizieren sich für die WM in China. Birgit Prinz verpasst nur knapp ihr Jubiläumstor

MOSKAU dpa/taz ■ Es hätte ein denkwürdiger Tag werden können, wenn Birgit Prinz noch ein zweites Mal ins gegnerische Tor getroffen hätte. Doch der hundertste Treffer im Nationalmannschaftstrikot bliebt der Spielführerin der deutschen Fußballfrauen-Auswahl versagt.

Sie war nach dem 3:2-Sieg gegen Russland dennoch zufrieden: „Statistiken interessieren mich nicht, dass wir aber wieder Weltmeister werden können, ist wichtig“, sagte Prinz, nachdem sie die Frauenmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf souveräne Weise durch die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2007 in China geführt hatte.

Der Erfolg in ihrem 153. Einsatz für den DFB wurde von Prinz und Bundestrainerin Silvia Neid nicht nur als Pflichterfüllung, sondern vor allem als Arbeitsansatz für die WM-Vorbereitung gewertet. „Mit dem Gesamtwerk sind wir zufrieden, die Chancenauswertung müssen wir aber dringend verbessern“, meinte Neid, nachdem ihre Spielerinnen den achten Sieg im achten und abschließenden Qualifikationsspiel trotz 3:0-Führung die Gegnerinnen noch einmal herankommen ließen. Sandra Smisek (32. Minute), Kerstin Garefrekes (36.) und Prinz (45./+2) erzielten die Tore. In der Schlussphase waren Natalia Barbaschina (84.) und Olga Kremlewa (90./+2) für Russland erfolgreich.

Dennoch können die Welt- und Europameisterinnen im September 2007 selbstbewusst zur WM nach China fahren. „Wir hatten auf diesen Erfolg gehofft, freuen uns aber umso mehr, dass wir es ohne Punktverlust geschafft haben“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger, der das Team „auf dem weiteren Weg zur Titelverteidigung nach besten Kräften unterstützen will“.

Nach den Testspielen am 25. Oktober in Aalen gegen England und am 23. November in Karlsruhe gegen Japan ist die Teilnahme am Vier-Nationen-Turnier in China im nächsten Januar ein Fixpunkt der WM-Vorbereitung. „Dann lernen wir China am besten kennen, können uns schon mal auf die Ernährung und andere Verhältnisse einstellen“, sagte Neid, die als Nachfolgerin von Tina Theune-Meyer erstmals in hauptverantwortlicher Position an einer Weltmeisterschaft teilnehmen wird. Spätestens in China werden die Gegnerinnen wohl mehr Widerstand leisten als in der Qualifikation. „Wir haben unser Soll erfüllt, mehr aber auch nicht. Jetzt müssen wir vor allen Dingen lernen, unsere Torchancen auch zu nutzen“, sagte Prinz, die im zweiten Durchgang in Moskau drei sehr gute Möglichkeiten vergab. Ihr Jubiläumstor sparte sich die Frankfurterin somit für eine spätere Gelegenheit auf.

Nichtsdestotrotz ist ihre Bilanz einzigartig. Mit 99 Länderspieltoren hält sie selbst die männliche Konkurrenz auf Abstand: Rekordtorschütze Gerd Müller hat es nur auf 68 Treffer gebracht; die Zweitplatzierten in der ewigen deutschen Torschützenrangliste Rudi Völler und Jürgen Klinsmann haben mit 47 Toren noch nicht einmal halb so oft getroffen wir Birgit Prinz.