: Steif, aber erhellend
ARD Zwei Korres- pondenten über Neues im Nahen Osten (Das Erste, 22.45 Uhr)
Der Iran unterstützt die Hisbollah, damit die in Syrien für Assad und gegen al-Qaida-nahe Mudschaheddin kämpft, die von Saudi-Arabien finanziert werden. In Ägypten geht der Arabische Frühling damit zu Ende, dass wieder mal ein General Präsident wird. Im „Freiluftgefängnis“ Gazastreifen bewirkt der Sturz der ägyptischen Moslembrüder einen Versorgungsengpass. Die Israelis haben indes Angst vor einer iranischen Atombombe. Geld und Waffen werden bewegt, Menschen sterben, jeden Tag …
Zwei, die sich damit nicht abfinden wollen, sind der ehemalige ARD-Korrespondent für die arabische Welt, Jörg Armbruster, und der gegenwärtige ARD-Korrespondent für Israel, Richard C. Schneider. Vor einem Jahr wurde Armbruster in Syrien schwer verletzt. Jetzt ist er mit Schneider noch einmal an die syrische Grenze gereist, um den Arzt zu treffen, der ihm das Leben gerettet hat. Die beiden sitzen aber auch einfach mal in Tel Aviv im Café und skypen mit ihrem Kollegen in Teheran. Armbruster doziert über das atomare Hochrüsten des Iran: „Und was das bedeutet, soll folgende Karte zeigen: …“ Dazu bewegt er seinen Arm in Richtung Kamera und öffnet die Hand: Abrakadabra – sagt er nicht, obwohl das durchaus passen würde. Solche läppischen Spielereien kennt man aus sehr alten Science-Fiction-Serien und dem virtuellen Nachrichtenstudio des ZDF. Wenn die Korrespondenten ihre Einzelbeiträge in der für sie neuen dialogischen Form anmoderieren, wirkt das einstudiert und macht aus einer Folge von Reportagen noch keinen Dokumentarfilm.
Aber das sind Details. Gesehen als monothematischer „Weltspiegel“ mit doppelter Sendezeit ist der Film nämlich sehr erhellend. Und zumindest einen guten Rat haben Armbruster und Schulz am Ende doch parat: „Europa sollte nebenbei aufhören, so herablassend auf diese Region hinunterzusehen!“ JENS MÜLLER