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Archiv-Artikel

TOBIAS SCHULZE ÜBER DIE BAYERISCHEN KOMMUNALWAHLEN Grüne im Weißbierstüberl

Erstmals stellen die Grünen in Bayern zwei Landräte. Einen davon in einem der schwärzesten Landkreise, die der Freistaat zu bieten hat: in Miesbach, wo der CSU-Landrat Jakob Kreidl nach diversen Skandalen abtreten musste. Dass der Grüne Wolfgang Rzehak seine Nachfolge antritt, ist kein Zufall: Rzehak ist ein urbayerischer Typ mit Trachtenjanker und breitem Dialekt. Der Typ Politiker, mit dem die Grünen in der süddeutschen Provinz Chancen haben.

Die Grünen hatten schon einmal so einen Mann zu bieten: Sepp Daxenberger. Der wurde 1996 zum ersten grünen Bürgermeister des Freistaats gewählt. Später machte er in der Landespolitik Karriere: bodenständig und heimatverbunden, weiß-blau durch und durch, mit eigenem Hof und Kruzifix an der Wand. Die Wähler kannten ihn aus dem Fußballverein und der Freiwilligen Feuerwehr. Er war einer von ihnen. Und so machten sogar Konservative ihr Kreuz bei den Grünen. 2010 starb Daxenberger an Krebs. Seine Partei konnte ihn bis heute nicht ersetzen.

Rzehak ist zwar kein Land-, sondern Verwaltungswirt, aber sonst unterscheidet ihn von Daxenberger nicht viel. Rzehaks Wahlparty stieg, bayerisch-zünftig, im Miesbacher Weißbierstüberl. Am Wochenende trifft man den Landrat in spe meistens im Eishockeystadion. Und im Kreistag arbeitet er seit 1996 mit. Wie Daxenberger ist Rzehak kein grüner Spinner, sondern einer der ihren, einer, dem sie getrost ihre Stimme geben können. Eine Revolution wird er in Miesbach freilich nicht anzetteln. „Mehr Kretschmann, weniger Trittin“, sagte er am Wahlabend der Tegernseer Stimme. Aber das gehört dazu, wenn ein Grüner in der oberbayerischen Provinz Erfolg haben will. Ein Realo war schließlich schon Sepp Daxenberger.

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