piwik no script img

Archiv-Artikel

Konkurrenz für Gaskonzerne

Die Gaskunden nehmen den Wettbewerb selbst in die Hand und gründen Genossenschaften. In Bad Iburg übernimmt die erste das örtliche Gasnetz

DÜSSELDORF taz ■ Ab sofort darf in Deutschland jeder Verbraucher seinen Gasanbieter frei wählen. Der neue Wettbewerb soll den Preisanstieg stoppen. Durchschnittlich kostet Gas 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei sind die Preise dabei, sich auszudifferenzieren – allerdings nur nach Regionen. Und: Bislang gibt es kaum neue Anbieter auf dem Markt. Eine echte Wahl haben die Gaskunden also noch längst nicht. Deshalb haben einige jetzt zur Selbsthilfe gegriffen. Die erste Gas-Genossenschaft startet im November.

Die niedersächsische Teutoburger Energie Netzwerk Genossenschaft (TEN) wird das Gasleitungsnetz in Bad Iburg übernehmen. Der Vertrag läuft bis 2006. „Einige Millionen Euro“ muss sie dafür zahlen, sagt Ex-Betreiber RWE. Genauere Zahlen gibt es nicht. Die TEN will das Gas günstig einkaufen und direkt an die Endverbraucher liefern. Dadurch werde die Region gestärkt, das Geld fließe nicht in „irgendwelche entfernten Konzernkassen“, betonen die Initiatoren.

Dieses Argument war auch ausschlaggebend dafür, dass der Stadtrat von Bad Iburg der Konzessionsvergabe an die Genossenschaft zustimmte. „Man muss regionalen Anbietern eine Chance geben“, sagt Bad Iburgs Bürgermeister Drago Jurak.

„Mehr Wettbewerb ist begrüßenswert und wichtiges Ziel des Energiewirtschaftsgesetzes“, urteilt auch die Bundesnetzagentur. „So eine Übernahme hat absoluten Vorbildcharakter“, lobt die Bundesverbraucherzentrale. Olaf Weinel, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Niedersachsen, ist hingegen etwas skeptischer. „Ob sich wirklich geringere Kosten und mehr Wahlfreiheit und Transparenz für den Verbraucher ergeben, bleibt abzuwarten“, sagt er. Schließlich blieben die Versorger von den Lieferanten abhängig. Trotzdem findet es Weinel gut, wenn Bürgerinitiativen gegen die undurchsichtigen Netzentgelte vorgehen.

Die TEN versorgt derzeit 1.890 Einwohner und 21 Großabnehmer und ist der günstigste Gasanbieter im Raum Osnabrück. Jeder Kunde kann Mitglied der Genossenschaft werden und so eine Rückvergütung auf die Verbrauchskosten erhalten.

Nicht nur in Niedersachsen machen regionale Versorger mobil. In Bremen will die Bremer Energiehaus-Genossenschaft als Konkurrent zum Bremer Energiedienstleister swb ab 1. April 2007 Gas anbieten. Derzeit müsste sie wegen der hohen Netzentgelte allerdings noch deutlich mehr Geld für das Gas verlangen als die swb. GESA SCHÖLGENS