schaut sich in den Galerien von Berlin um

NOEMI MOLITOR

Die Konventionen der globalisierten Kunstwelt werden zur Zeit gleich an zwei Orten zur Schau gestellt. Mit den Mitteln von Film und Performance schlüpfen Kadia Fudakowski und Judith Hopf unter anderem in die Rollen von Künstlerin und Kuratorin und füllen sie aus mit beißender Ironie. Fudakowski ist mit ihrer Ausstellung „The Local Artist“ in der Galerie Chert vertreten. Vorne hat sie Japanische Leuchtschrift gekoppelt mit Salzteig aufgestellt. Die Treppe runter, macht sich ihre Handschrift aus Metall und Stahl bemerkbar, abstrakte Augen aus Rattan und Stahl hängen neben einem Kimono aus Holz. Fudakwoski führt mit ihren Objekten die Obsession der Kunstgeschichte vor, „Europäische“ und „Asiatische“ Traditionen zu definieren. Die Europäische Aneignung „anderer“ Kunststile, Formen und Orte steht im Raum, doch die Arbeiten widersetzen sich gleichzeitig der sauberen Trennung, die eine solche Kritik oft voraussetzt. Verdichtet wird all dies in einer Fake-Dokumentation, die auf der Vernissage unangegündigt von einem Japanischen Fernsehsender gedreht bzw. performed und dann als Teil der Ausstellung aufgedeckt wurde. Weder die Moderatorin noch Fudakowski können sich gegenseitig auf Deutsch verstehn, versuchen aber den Schein einer förmlichen Präsentation zu wahren (bis 12.4. Di-Sa, 12-18 Uhr, Skalitzer Str. 68). Judith Hopfs Gespür hat ein ebenso präzises Gespür für die Darstellung merkwürdiger Interaktionen. In ihrem Film-Zyklus im Praxes gibt es u.a. Quiz-Shows und Pseudo-Interviews zu sehen. Im Highlight „Elevator Curator“ spielt Hopf dann eine Kuratorin, die in ein fiktives „European Art Center“ in der Türkei reist. Sie besucht drei Künstlerinnen, die sie zusammen in einen kleinen Raum gesteckt hat, um Geld zu sparen. Prompt wird sie von dem faulen Künstlerinnen-Trio auf eine Taxi-Irrfahrt geschickt, damit diese in letzter Minute etwas Präsentables zusammen basteln können. In den Dialogen klingen u.a. die Rassismen einer pseduo-multikulturellen Kunstwelt an: Die Künstlerinnen wollen eine Moschee verhüllen und labern von Islamisten, die Kuratorin schimpft, ohne Klimaanlage würde es nichts mit dem Türkeibeitritt. Doch die vorgeführten Figuren bekommen auch die Gelegenheit ihre Rollen zu verlassen. Die Kuratorin und der Fahrer bauen zusammen eine Matrazen-Installation. Am Schluss weiss keiner, ob sie wirklich auf die „lebende Skultptur“ der pennenden Künstlerinnen hereinfallen oder ob sie es sind, die jetzt mit dem Performen an der Reihe sind. Mit ihren post-lokalen Filmen legen Fudakowski und Hopf so einiges vor (bis 6.4, Mi-So, 13-18 Uhr, Alexandrinenstraße 118-121).