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Archiv-Artikel

Gnadenfrist für Böhrnsens Blüten

Mit 600.000 Euro rettet der Senat Botanika und Rhododendron-Park über den Winter. Die endgültige Entscheidung für oder gegen die Blumen-Schau überlässt er der nachfolgenden Regierung

von Armin Simon

Zumindest den Erfrierungstod sollen die Blütensträucher nicht sterben: Um eine Insolvenz der stadteigenen Rhododendronpark GmbH zu verhindern, machte der Bremer Senat gestern eine weitere „Liquiditätshilfe“ in Höhe von 600.000 Euro locker. Der Betrieb des Bio-Science-Centers Botanika und der Unterhalt der nach dem Royal Botanic Garden Edinburgh zweitgrößten Rhododendron-Sammlung Europas sind damit bis Sommer 2007 gesichert.

Der Geschäftsführer der Rhododendronpark GmbH, Bernd Linke, begrüßte die Entscheidung, betonte aber, dass Park und Botanika immer ein Zuschussgeschäft blieben. Selbst bei steigenden Besucherzahlen sei eine dauerhafte Förderung von bis zu 900.000 Euro im Jahr nötig: „Es wird gar nicht anders gehen.“ Spätestens die nächste Regierung, die im Mai gewählt wird, müsse sich dazu durchringen – oder das Aus für die „europaweit einmalige“ Pflanzensammlung verkünden: „Es macht keinen Sinn zu sagen: ‚Wir entscheiden von Jahr zu Jahr.‘“

Der Unterhalt des Parks einschließlich Alpinarium, botanischem Garten und Rosarium schlägt derzeit mit rund zwei Millionen Euro im Jahr zu Buche, die im Park stehenden Schaugewächshäuser und das Entdeckerzentrum der Botanika nochmals mit einer knappen weiteren Million, die Einnahmen der GmbH bereits mit eingerechnet. Im Haushalt sind für 2007 noch ganze 1,6 Millionen Euro vorgesehen. Ob und wenn ja wie und in welchem Umfang Park, Rhododendren-Sammlung und die vom einstigen SPD-Fraktionsvorsitzenden und heutigen Bürgermeister Jens Böhrnsen gepuschte Botanika damit weiter unterhalten und betrieben werden können, soll in den nächsten Monaten eine Arbeitsgruppe von Umwelt- und Wirtschaftsressort, Senatskanzlei und Rhododendronpark GmbH eruieren.

Linke warnte allerdings vor überzogenen Erwartungen. Die Einsparmöglichkeiten, etwa beim Personal, seien längst ausgereizt, sagte er. Wolle man noch mehr sparen, etwa bei der Pflege der Rhododendren oder den Heizkosten für die Gewächshäuser – bis zu 22.000 Euro im Monat –, stelle man den Fortbestand der Sammlung an sich in Frage und degradiere das Gelände zu einem reinen Stadtteilpark. Und eine Schließung des bildungspolitisch wertvollen Entdeckerzentrums spare unter dem Strich noch nicht mal 100.000 Euro – ganz abgesehen davon, dass nach Auffassung des Umweltressorts der Bund dann Millionen zurückfordern könnte.

Die FDP schreckt das alles nicht. „Bremen kann sich eine solch defizitäre Einrichtung wie die Botanika einfach nicht leisten“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Magnus Buhlert. Ähnlich hatte sich jüngst der Kreisvorsitzende der Grünen aus Schwachhausen, Andre Heinemann, geäußert. Die Grünen-Bürgerschaftsfraktion wollte sich diese Forderung gestern allerdings nicht zu eigen machen. Sie schloss lediglich einen jährlichen Zuschuss von 900.000 Euro aus und verlangte, die Bevölkerung mit anzuhören.

Das Umweltressort wies gestern darauf hin, dass das Bundesamt für Naturschutz, das die Botanika bereits mit 2,8 Millionen Euro gefördert hat, weitere 500.000 Euro angeboten habe. Die Krux dabei: Das Geld gibt es nur, wenn Bremen ebenfalls weitere Hunderttausende investiert.