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Archiv-Artikel

Für immer Sparte

ZWIEGESPRÄCH Katrin Bauerfeind bleibt bei 3sat mit ihrer Gesprächssendung, in der sie zur Assistentin ihrer Gäste wird. Los geht’s als Hilfe von Pelzig-Darsteller Frank-Markus Barwasser (Samstags, 19.30 Uhr, „Bauerfeind“)

„There is no business like the Kabarett-business. Nix sex, nix drugs und nix rock ’n’ roll“

KATRIN BAUERFEIND

VON JENS MÜLLER

Vielleicht ja doch noch Barbara Schöneberger. Wahrscheinlich aber nicht. Vielleicht wird es nach Markus Lanz überhaupt keinen „Wetten, dass ..?“-Moderator mehr geben. Wahrscheinlich würde es aber, falls doch, wieder ein Mann werden, vielleicht nicht unbedingt Wolfgang Lippert. Wahrscheinlich sind Barbara Schönebergers – und Wolfgang Lipperts – Chancen auf eine Lanz-Nachfolge aber immer noch größer als die Chancen von Katrin Bauerfeind, irgendwann einmal eine richtige eigene Sendung in einem öffentlich-rechtlichen Hauptprogramm zu bekommen (einmalige Sondersendungen, zumal Co-Moderationen neben Ingo Zamperoni, zählen nicht).

Das nur als Prolog.

Katrin Bauerfeind, die im Internet-TV angefangen hatte und zuletzt auf 3sat die Interviewsendung „Bauerfeind“ (und auf ZDFkultur den Ableger „Bauerfeind 28:30“) moderierte, bleibt beim deutsch-österreichisch-schweizerischen Gemeinschaftssender. „Bauerfeind“ wird fortgesetzt, allerdings mit neuem Konzept: Die 31-Jährige wird prominente Zeitgenossen nicht länger interviewen, sondern diesen „assistieren“. Was natürlich nichts anderes sein soll als eine neue, spielerische Form von Interview.

3sat zeigt zunächst acht Folgen, die vier ersten „Chefs“ sind bekannt: Frank-Markus Barwasser, Roger Willemsen (der im ZDF-Hauptprogramm einst für Johannes Baptist Kerner verschoben und dann abgeschoben wurde), Sängerin Annett Louisan und Moderator Jan Böhmermann.

Letztgenannter ist ein ähnlicher Fall wie Katrin Bauerfeind oder, zum Beispiel, Pierre M. Krause: Die (stets auf ihre Geriatrie-Kompatibilität bedachten) Öffentlich-Rechtlichen schicken ihre Nachwuchstalente – die alle ihren 30. Geburtstag längst begangen haben – auf die hauseigenen Bolzplätze. Ins Stadion dürfen sie nicht oder nur mal ganz kurz, ganz ausnahmsweise. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche und die Einschaltquotenerhebung der GfK.

Es ist natürlich kein Zufall, dass Böhmermann, Krause und Bauerfeind alle irgendwann einmal zum Ensemble/Clan von Harald Schmidt gehörten. Jenes Harald Schmidt, dessen vorübergehende „Verstehen Sie Spaß?“-Moderation den ARD-Chefs bald als großes Missverständnis galt.

Zurück zu „Bauerfeind“: In der ersten Folge assistiert sie Frank-Markus Barwasser. Ausschnitte aus der zweiten Sendung zeigen einen Roger Willemsen, der Bauerfeind die Wohnungstür öffnet und sie bald mit dem Auftrag losschickt, ihm einen Pyjama zu kaufen. Für Barwasser käme so eine Homestory nicht in Betracht. Wem der Name vielleicht nichts sagt, der kennt Barwasser wahrscheinlich als fränkischen Oberspießer Erwin Pelzig aus dem ARD- und dann ZDF-Hauptprogramm. Barwasser ist nicht Pelzig, er gibt ihn, vor allem auf den Kabarettbühnen der deutschen Provinz. (Bauerfeind: „There is no business like the Kabarett-business. Kleine Koffer, enge Treppenhäuser und nix sex, nix drugs und nix rock ’n ’roll. Nur Nürnberg.“)

Bauerfeind assistiert also Barwasser bei seinem Auftritt als Pelzig in Nürnberg (Bauerfeind: „Was woanders Altbauten sind, wirkt hier fast schon modern.“) Barwasser will nicht zu kompatibel sein. Seine erste Anweisung an die neue Assistentin: „Wir rauchen eine – ohne Kamera!“ Und: „Das hier, Katrin, ist die Ausnahme.“ Sonst lässt er sich nämlich nicht gerne in die Karten schauen. Als Kind hat er lange Zeit nicht gesprochen. Er hat keine Angst vorm Alleinsein und reist auch am liebsten alleine. Zum Beispiel nach Java: „Im Morgengrauen kam ich oben auf einem Vulkan an und habe die Sonne aufgehen sehen. […] Und es war gut, dass da niemand dabei war.“

Bauerfeind assistiert: Sie bügelt das rot-weiß-karierte Pelzig-Hemd – das heißt, sie versucht es. Sie kocht Kaffee – Filterkaffee, was wichtig ist. Sie macht den Soundcheck. Sie verteilt Lose an die Zuschauer. Sie berechnet den Minutenpreis der Vorstellung – 35 Cent nach 71 Minuten. Sie identifiziert sich mit und hat stellvertretend Lampenfieber für Barwasser. Bauerfeind macht am Ende folgende Vorhersage: „Beim nächsten Chef wird alles anders!“ Dabei muss sie gar nicht alles anders machen.