Berliner Platten : Bushido melkt weiter seine Gelddruckmaschine, und Prinz Pi macht einen positiven Gesamteindruck
Dem einen ist Hiphop sein Hündchen, das immer da hindackelt, wo er hingeht. Bushido bezieht sich auf seinem neuen Album „VDSZBZ“ auf das berühmte Zitat, rappt aber: „Deutscher Rap ist meine Nutte“. Erstes Indiz: „Ich bin zweimal Gold gegangen“. Denn Verkaufszahlen sind das, was zählt in der Welt der Berliner Härte. Hiphop ist nicht Kunstform für Bushido, sondern eine Gelddruckmaschine. Und die läuft auf Hochtouren: Beim Heimspiel vorige Woche war die Columbiahalle ausverkauft. Das freut Anis Mohammed Yussuf Ferchichi, der sehr viel intelligenter ist, als seine Musik das mitunter erscheinen lässt. Der Rapper Bushido ist seine Kunstfigur, die rüde Reime schmiedet, um Eltern zu erschrecken („Was kann ich dafür, dass mich alle Kinder lieben“), und damit Umsatz macht, einer bislang nicht vertretenen Bevölkerungsgruppe eine Stimme zu geben („Das hier ist Volksmusik, jeder weiß, ich hab mir den Erfolg verdient“).
Dieser Erfolg, das hat sich Bushido vorgenommen, wird gemolken, solange er da ist: „VDSZBZ“ ist, rechnet man die Veröffentlichungen des Nebenprojekts Carlo Cokxxx Nutten, Live-Album und die Compilation seines Labels Ersguterjunge hinzu, das bereits sechste Album innerhalb von gerade mal 22 Monaten. Kein Wunder, dass manches Motiv nun totgeritten ist. Zwar werden auf einem Track wie „Wenn ein Gangster weint“ sensiblere Töne angeschlagen, wird es in „Bloodsport“ ein bisserl kritisch (der explizit politische Song „September“ wurde vom Album genommen), aber grundsätzlich doch vor allem weiter das ertragreiche Image vom harten Mann gepflegt, dem „die Groupies an den Eiern hängen“. Der Rest ist eine ausführliche Rekapitulation Bushidos pekuniärer Triumphe, eine längliche Laudatio auf die eigenen Umsatzerfolge. Da bleibt die im Albumtitel „VDSZBZ – Von der Skyline zum Bordstein zurück“ versprochene Rückkehr zu den Wurzeln schon notgedrungen bloße Behauptung.
Dramatisch dagegen ist die Wandlung von Friedrich Kautz. Nicht nur hat der Zehlendorfer sein rappendes Alter Ego endgültig von Prinz Porno zu Prinz Pi umgetauft, sondern verzichtet auf „Donnerwetter!“ auch weitgehend auf die beliebte sexuelle Kraftmeierei. Stattdessen: Eine dialektschwere Liebeserklärung an Berlin („Meene Stadt“), Schizo-Drama („Bonny’s Ranch“), reflektierter Antiamerikanismus („Peng Peng Peng“), Bekleidungsberatung („Schwarz ist das neue Schwarz“) und eine Ode auf einen Serienkiller („Hr. Claasen“). Die Raps sind exakt, die Beats von Biztram in Ordnung und der Gesamteindruck positiv. Hier zeigt fast nur mehr der Gastauftritt von Frank Zander, dass der Prinz die Pubertät noch nicht vollständig überstanden hat. Zwiespältig allerdings die zweite CD dieses groß angelegten Werks: In „Der Herr der Dinge“ fantasiert sich der Reimschmied eine Dreiviertelstunde lang als heroischer Recke in eine gewisse Fantasy-Trilogie, kann sich aber nicht recht entscheiden, ob das nun Parodie oder Ehrehrbietung sein soll, und dokumentiert so kaum mehr als eine diffuse Faszination für den Stoff.
THOMAS WINKLER