GEHT’S NOCH?: Faul und ständig Ferien

VIELE 15-JÄHRIGE SIND NICHT IN DER LAGE, EINE FAHRKARTE ZU KAUFEN. WER IST SCHULD? NATÜRLICH DIE LEHRER

Es steht fest. Wieder einmal. Unsere Jugendlichen sind zu blöd. Ein Fünftel der 15-Jährigen ist überfordert mit dem Kauf einer Fahrkarte für den Nahverkehr oder der Bedienung einer Klimaanlage! Schlimm, schlimm, schlimm.

Im letzten Pisa-Test wurde zwar auch herausgefunden, dass die Jugendlichen in Deutschland bei der Problemlösekompetenz etwas besser sind als der weltweite Durchschnitt. Aber was heißt das schon? In Singapur, Korea, Japan und China haben die Heranwachsenden trotzdem schon die Fahrkarte gelöst, da suchen unsere Blagen noch den Automaten.

Also müssen sie besser auf den Alltag vorbereitet werden. Von wem? Von den Lehrerinnen und Lehrern natürlich. Das sei „das drängendste Problem, das Deutschlands Schulpolitiker zu lösen haben“, heißt es bei Spiegel Online. Toll. Problem erkannt, Problem gebannt. Bald zumindest.

Bleibt die Frage: Wofür brauchen Kinder und Jugendliche eigentlich noch Eltern bzw. Erziehungsberechtigte? Was fällt noch in das Kompetenzgebiet der ErzeugerInnen oder der AdoptierInnen, wenn nicht dafür zu sorgen, dass die eigenen Kinder im Alltag klar kommen?

Aber es wäre auch zu unpopulär, einfach mal die Eltern anzufauchen, dass sie sich zusammenreißen und ihren Kindern was beibringen sollten! Ihnen zu sagen, dass sie doch auch mal in den Ferien in eine Großstadt statt ins All-inclusive-Ferienresort fahren könnten! Da würden die Kinder lernen, wie man Bus und Bahn nutzt.

Aber nein, stattdessen wird immer schön auf die Lehrer gezeigt. Das kommt an. Gerhard Schröder bezeichnete sie einst als „faule Säcke“. Schleswig-Holsteins Kultusministerin Waltraud Wende forderte im vergangenen Jahr die Pädagogen auf, doch mal in den Ferien die Wände der Schule zu streichen. „Wenn man engagierter Lehrer ist, kann man sich doch einbringen“, sagte Wende. Lehrkräfte sollen also auch noch übertünchen, dass der Staat keinen Bock hat, seine Schulen anständig auszustatten. Hat sonst noch wer Probleme, die es zu lösen gilt? JÜRN KRUSE