: Die neue Strategie ist eine alte
VON PATRICIA HECHT
Künftig wird es ungemütlicher im Görlitzer Park: Am Dienstag wird beschlossen, dass Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamts dort Streife laufen, Einsatzfahrzeuge sollen patrouillieren. Es ist die Konsequenz der Nachricht, dass im Park Kokainkügelchen gefunden wurden.
Das Schauspiel, das nun aufgeführt wird, ist bekannt. Monika Herrmann demonstriert in ihrer Rolle als Bezirksbürgermeisterin Handlungsfähigkeit, die Polizei ihrerseits Stärke und Präsenz. Die Sprache, in der das Ganze auf die Bühne gebracht wird, klingt so: Die rote Linie sei überschritten, es müsse gehandelt werden, über ein Maßnahmenpaket werde beraten, neue Strategien sollen her.
Doch dass die Dealer nun wohl aus dem Park vertrieben werden, um ihre Ware hundert Meter weiter an ihre wachsende Anzahl von Kunden zu verkaufen, ist keine „neue Strategie“ – und es löst strukturell natürlich überhaupt nichts. In der Kreuzberger Situation spiegelt sich nur, dass der Kampf gegen die Drogen, wie er derzeit geführt wird, auf ganzer Ebene gescheitert ist.
Wo bleibt der Coffeeshop?
Letztes Jahr hatte Herrmann vorgeschlagen, den bundesweit ersten Coffeeshop in Kreuzberg einzurichten. Auch wenn sich schon abzeichnet, dass das Projekt wenig Aussicht auf Erfolg hat, geht dieser Vorschlag doch in die richtige Richtung. Nun aber ist Herrmann nicht mehr Handelnde, sondern Getriebene. Das kann sie nur ändern, wenn sie die eigentliche Debatte nicht aus den Augen verliert: die über den gesellschaftlichen Umgang mit Drogen.
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