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Archiv-Artikel

Bluhm grenzt de Maizière aus

DESINTEGRATION Sozialsenatorin erteilt Bundesinnenminister Nachhilfe. Der behauptet, nirgendwo seien Migranten so integrationsunwillig wie in Berlin

Der Senat hat die Kritik von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) an der Integrationspolitik in Berlin als „Ablenkungsmanöver“ zurückgewiesen. „Nicht angebliche linke Multikultiträume, die es nie gab, haben die Integration erschwert, sondern die jahrzehntelange Verweigerung der CDU anzuerkennen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist“, erklärte Integrationssenatorin Carola Bluhm (Linke) am Dienstag. „Menschen pauschal zu unterstellen, sie wollten sich nicht integrieren“, sei mehr als fahrlässig, „und es ist auch falsch“.

De Maizière hatte zuvor gegenüber dem Tagesspiegel schwere Versäumnisse bei der Integration von Zuwanderern in Berlin beklagt. „Eine so starke Ausprägung von Parallelgesellschaften und eine so große Konzentration von Migranten mit mäßigem Integrationswillen findet man nirgendwo anders“, sagte der CDU-Politiker. Nicht in Köln, Stuttgart oder München gebe es eine solche „Dramatik“, betonte der Minister. „Diese Fehlentwicklung findet so nur in Berlin statt.“

Berlin habe durch die lange Teilungsgeschichte zwar besondere strukturelle Probleme, so Bluhm, „aber dass es mehr Probleme mit der Integration gibt als in anderen großen Städten, ist einfach Quatsch“. So besuchten in Berlin über 90 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen eine Kindertageseinrichtung, darunter fast alle Migrantenkinder. Während bundesweit nur knapp 9 Prozent der migrantischen jungen Erwachsenen Fachhochschulreife oder Abitur hätten, liege der Anteil in Berlin bei den Schulabgängern nichtdeutscher Herkunftssprache mit knapp 22 Prozent mehr als doppelt so hoch. (epd)