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Archiv-Artikel

Atomstromauto stellt Rekord auf

VERKEHR München–Berlin ohne Aufladen: Ein neues Elektroauto trifft nach 600 Kilometern in der Hauptstadt ein und wird bejubelt. Über die Aufmerksamkeit freuen kann sich vor allem der Sponsor

BERLIN taz | Von Politikern beklatscht, von Kameras umringt: Am Dienstag endete in Berlin die viel beachtete Werbefahrt eines alltagstauglichen Elektroautos. Das Fahrzeug legte in der Nacht von Montag auf Dienstag eine Strecke von 600 Kilometern zurück, ohne zwischendurch aufladen zu müssen. Am Steuer saß der Entwickler des Fahrzeugs, Mirko Hannemann.

Der bisherige Rekord bei Elektroautos lag hierzulande noch unter 200 Kilometern. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nahm das Fahrzeug am Morgen in Empfang. Er staunte über einen neuartigen Lithium-Metall-Polymer-Akku im Innern des Wagens, der nach Angaben der Entwickler effizienter und leichter sein soll als vergleichbare Batterien. Vom deutschen Erfindergeist erfreut, griff er sogar zum Superlativ: Eine vergleichbare Leistung habe bisher kein anderes Elektroauto weltweit geschafft, erklärte der Wirtschaftsminister nach Begutachtung des Vierrads.

Brüderle vergaß dabei, dass im Mai dieses Jahres ein Elektroauto in Japan bereits eine Strecke von 1.000 Kilometer zurückgelegt hatte.

Die Entwickler des deutschen Autos betonen jedoch vor allem die Alltaugstauglickeit ihres Mobils, das mit ABS, Servolenkung und Airbag ausgestattet sei. „Die Technologie funktioniert und ist serienreif“, sagte Erfinder Jürgen Hannemann, Chef des Berliner Technologieunternehmens DBM. Jetzt sei es an der Industrie, die Potenziale zu nutzen und der Elektromobilität einen Quantensprung zu ermöglichen. DBM befinde sich in Gesprächen mit deutschen Automobilherstellern, so Hannemann. Was ein serienmäßig angefertigtes Elektroauto kosten würde, konnte er aber noch nicht sagen.

Auf die Frage, ab wann seine Erfindung auf deutschen Straßen rollen könne, antwortete Hannemann: „Ab sofort.“

Die Entwicklung des sogenannten lekker Mobils wurde vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt und vom Unternehmen Enervie gesponsert. Die Enervie Gruppe gehört zu rund einem Fünftel dem Atomstromriesen RWE. FELIX DACHSEL