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Archiv-Artikel

„Innovation, nicht Invention“

UNGLAUBLICHES Wie eine Wunderkammer präsentiert das Wagenfeld-Haus Dinge, die die Welt wohl braucht

Von HB
Kai Stührenberg, 45

■ ist Innovationsmanager der Wirtschaftsförderung Bremen. Foto [A]: WFB Bremen/Frank Pusch

taz: Herr Stührenberg, Ihre Ausstellung heißt „Stille Stars – Extreme Materialien in extremen Anwendungen“. Man könnte sie auch „Die große Daniel Düsentrieb-Schau“ nennen, oder?

Kai Stührenberg: Uns geht es nicht um schlaue Erfindungen, sondern um Anwendungen, die zu einem machbaren Preis ihren Markt finden. Erfinden macht nur Sinn, wenn es auch zu einer Umsetzung kommt. Es werden ständig Sachen erfunden, die niemand braucht, deswegen habe ich mit dem Mythos des Erfinders meine Schwierigkeiten. Uns geht es um Innovation, nicht um Invention.

Immerhin zeigen Sie sich selbst kompostierende Gießkannen, durchsichtigen Beton und Autolack, der seine Kratzer von alleine ausbessert.

Wir machen die Ausstellung ja nicht nur für Leute, die Materialwissenschaften studieren, sondern wollen für eine breitere Öffentlichkeit fassbar machen, welch hervorragende Arbeit in Bremen geleistet wird. Im Bereich der Materialforschung sind wir bundesweit führend, die hiesigen Institute arbeiten sehr gut zusammen. Insgesamt zeigen wir über hundert Exponate, gegliedert nach Gegensatzpaaren wie warm – kalt, leicht – schwer, fest – flexibel, die bewusst die ganze Bandbreite vom sich selbst schärfenden Bleistift-Anspitzer bis zur Flugzeug-Tragfläche beinhalten. Sehr anschaulich ist auch die unverbiegbare Büroklammer.

Also doch Daniel Düsentrieb.

Die ernsthafte Anwendung dieser Technik wird bei Ader-Erweiterungen genutzt: Da wird ein „Stent“ eingeführt, der am gewünschten Ort durch die Körpertemperatur die notwendige Ausdehnung erhält. Möglich ist das durch ein Metall, das über ein molekular verankertes Formgedächtnis verfügt. Bei der krummen Büroklammer reicht es, sie einmal in heißes Wasser zu werfen. Interview: HB

Eröffnung: 18 Uhr