piwik no script img

Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

Alles Super - 12. Super-8-Abend „Das Prinzip des Super-8-Abends ist in aller Welt bekannt: FilmemacherInnen bekommen eine Super-8-Filmrolle in die Hand - das sind 3 Minuten Film. Die KünstlerInnen belichten das Material, das nach der Entwicklung direkt auf die Leinwand kommt - ohne Schnitt oder Bildbearbeitung. Niemand hat die Filme vorher gesehen - eine Premiere auch für die FilmemacherInnen selbst.“ (Filmbüro Bremen) HB

Am Anfang war das Licht Österreich 2010, R: P.A. Straubinger

„P.A. Straubinger hat Menschen getroffen, die seit Jahren ohne Essen und Trinken überleben und sich nur von Licht ernähren, lässt aber auch Schulmediziner, Biologen und Physiker zu Wort kommen. Die ebenso spannende wie facettenreiche Reportage betrachtet das jahrtausendealte Phänomen der Lichtnahrung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und liefert dabei verblüffende Einsichten und Erklärungen.“ (Cinema) GÖ, H, HH

B

Babys Frankreich 2009, R: Thomas Balmès

„“Babys“ dokumentiert das erste Lebensjahr von vier Neugeborenen in Namibia, der Mongolei, den USA und Japan. Der Franzose Thomas Balmès präsentiert seinen Zuschauern ein Quartett der Niedlichkeiten, nur darauf angelegt, das Herz zu erwärmen. Kein Unglück geschieht den Kleinen, keinen Kratzer ziehen sie sich zu. Wenn die Mutter die Milch versehentlich neben den Mund spritzt, ist das schon die schlimmste aller Katastrophen. Mehr und mehr schlägt sich der Film auf die Seite der Naturvölker, wo die Kinder im Staub spielen und Wasser aus Flüssen trinken. Während in den USA der ängstliche Vater seiner Tochter panisch hinterherrennt, weil sie vom Dreirad zu kippen droht, spielt der Mongolenjunge Bayar allein inmitten einer Rinderherde, ohne dass ihm ein Haar gekrümmt wird. Entfremdet wirkt die Kindererziehung im Westen plötzlich, jeder Natürlichkeit beraubt. Doch man kann es auch zynisch nennen, wenn dieser Film ausgerechnet in Bildern vom afrikanischen Kontinent ein Inbild glücklicher Kindheit beschwört.“ (Der Spiegel) GÖ, H, KI, OL

Bal – Honig Türkei/Deutschland 2009, R: Semih Kaplanoglu, D: Boras Altas, Erdal Besikçioglu

„„Bal - Honig“ entführt uns - fern im Nordosten der Türkei - in den tiefsten, dunkelsten, geheimnisvollsten Wald, den man sich denken kann. Der siebenjährige Yusuf, der mit Mutter und Vater, einem Imker, allein am Waldrand lebt, wird in der Dorfschule als heilloser Stotterer verlacht, doch wenn er für sich ist, fließen ihm die Worte ganz leicht über die Lippen: Koran-Texte oder ein Gedicht von Arthur Rimbaud, das er zufällig gehört hat. Und eines Tages bricht der kleine Träumer auf, um seinen verschwundenen Vater suchen zu gehen, tiefer und tiefer hinein in den Wald. Der Film von Semih Kaplano, 47, der im Februar in Berlin als Gewinner des Goldenen Bären gefeiert wurde, macht das Archaische nicht idyllisch; er ist herb, doch er verzaubert durch seine Kunst, mit den zartesten Mitteln Auge und Ohr für die Weltwahrnehmung eines Kindes zu öffnen.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, LG

Banksy: Exit Through the Gift Shop Großbritannien 2010, R: Banksy

„Banksy - Exit Through the Gift Shop“ zeigt den berühmtesten Street-Art-Künstler der Welt, dem es sogar gelungen ist, die Grenzmauer im Westjordanland im Nahen Osten mit seinen Graffiti zu verzieren, ohne seine wahre Identität preiszugeben. Der Film, bei dem (der mutmaßlich in Großbritannien geborene) Banksy Regie führte, ist das Selbstporträt eines Phantoms, das sich bei seinen tollkühnen Aktionen gern über die Schulter, aber nie ins Gesicht schauen lässt. Zugleich erweist sich das Werk als eine amüsante Satire über einen hypertrophen Kunstmarkt. Weil Banksy bei seinen Aktionen oft die Grenze zur Kriminalität überschreitet, funktioniert der Film streckenweise wie ein Thriller.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OS

Besuch bei Joan Deutschland 1985, R: Horst Königstein, D: Cas Enklaar, Trude Possehl

„Eine Performance über das Leben der legendären Joan Crawford, die als perfekte Verkörperung der goldenen Ära Hollywoods gilt. 1985 verdichtete der Performer Cas Enklaar die Promotexte und bestellten Interviews der Crawford zu einem umjubelten Solo-Abend für das Werktheater in Amsterdam, der zur Vorlage zu diesem Film wurde.“ (Metropolis) HH

Bizarre Cinema: Der Menschenfresser Italien 1980, R: Joe T‘Omato, D: George Eastman, Tisa Farrow

„Ein durch Hunger zum Menschenfresser gewordener Schiffbrüchiger frißt die Bewohner und Besucher einer kleinen Ägäisinsel auf. Kannibalismus-Orgie biligster Machart.“ (katholischer filmdienst) HH

Der Boß hat sich was ausgedacht Frankreich/Italien/Spanien 1964, R: Jean Becker, D: Jean-Paul Belmondo, Jean Seberg

Wer hätte das gedacht: 1964 standen wirklich Weltstars in Bremen vor einer Filmkamera! In dem französischen Abenteuerfilm „Échappement libre“, dem die deutschen Verleiher den Titel „Der Boss hat sich was ausgedacht“ verpassten, spielten Jean-Paul Belmondo, Jean Seberg und Gerd Fröbe zusammen im Bremer Überseehafen, den Wallanlagen und am Markplatz. Regisseur Jean Becker brachte fünf Jahre nach Godards „Außer Atem“ das Paar Belmondo/Seberg noch einmal auf die Leinwand. In der wüsten Räubergeschichte dreht sich alles um Schmugglergut in einem Auto, das durch ganz Europa transportiert werden musste, und für den Showdown am nördlichen Ende bot sich die Hafenstadt Bremen an. Zu bewundern gibt es einige Actionszenen mit dem an einem Hafenkran hängenden Auto, spannende Dialoge beim Spaziergang in den Wallanlagen und als Höhepunkt den Satz von Belmondo: „Wenn das so ist, bin ich wenigstens mal in Bremen gewesen“. (hip) HB

Breath Made Visible: Anna Halprin Schweiz/USA 2009, R: Ruedi Gerber

“Porträt der knapp 90-jährigen Tanzkünstlerin Anna Halprin, das mit viel Archivmaterial die bewegte Lebens- und Entwicklungsgeschichte der Künstlerin sicht- und nachvollziehbar macht. So sorgte Halprin in den 1970er-Jahren mit politischen Performances für Furore und prägte den modernen Ausdruckstanz entscheidend mit. Allerdings verharrt der Dokumentarfilm weitgehend bei den (Selbst-) Inszenierungen Halprins; eine distanzierte Betrachtung oder gar Hinterfragung ihres Schaffens findet kaum statt.“ (filmdienst) H, KI

C

Carlos - Der Schakal Frankreich 2010, R: Olivier Assayas, D: Edgar Ramirez, Anna Thalbach

„Das opulenten Epos über den Terroristen Ramirez Sanchez, genannt Carlos ist eine mitreißende Tour de force durch mehr als zwei Jahrzehnte europäischer Geschichte, nicht eine Sekunde der Laufzeit von fünf Stunden und 33 Minuten zu lang. Selten wurde im Film so packend von Logistik erzählt, von den Planungen der Anschläge, der Überfälle und der Fluchten. Vielleicht gab es noch nie einen Spielfilm mit so vielen Flughafen-Szenen. Der Film von Assayas ist schnell, manchmal hyperventiliert er wie sein Held, verliert aber nie seinen epischen Atem. Wenn es darauf ankommt, nimmt er sich Zeit: Die Geiselnahme der Öl-Minister der OPEC 1975 in Wien allein nimmt etwa ein Viertel des Films ein.“ (Der Spiegel) HH, OL, OS

Cehennem - Hell Türkei 2010, R: : Biray Dalkiran, D: Büsra Ayaydin, Cagri Ayaydin

„Neu in der Startliste ist die erste türkische 3D-Produktion “Cehennem 3D“t. Der nativ in 3D gedrehte Horrorfilm verfügte über ein Produktionsbudget von 5 Mio. Dollar Die Story: Fotograf Ahmet möchte ein Shooting mit dem Model Berk in einer ehemaligen Kerzenfabrik machen. Viele Menschen kamen bereits durch seltsame Unfälle und Feuer in dem Fabrikgebäude ums Leben. Die Fabrik ist mittlerweile geschlossen, nachdem die Brände nie aufhörten. Die Geschichte eines Kindes, das in einem der Kerzenkessel verbrannt worden sein soll, lässt den Leuten den Glauben dass über dem Gebäude ein Fluch liegt.“ (digitaleleinwand.de ) HH

D

Das Deutsche Kettensägenmassaker Deutschland 1090, R: Christoph Schlingensief, D: Karina Fallenstein, Alfred Edel

„„Das Deutsche Kettensägenmassaker“ zählt neben etwa von Sternbergs „Der blaue Engel“, Staudtes „Der Untertan“, Kluges „Die Patriotin“, Fassbinders „Lola“, Schlöndorffs „Die Blechtrommel“, zu den filmischen Schlüsselwerken der deutschen Geschichte, weil der Film Geschichte da verortet, wo sie eigentlich passiert: in dem, was feuilletonistischer Geist gern verdrängt, im puren Körper (und seiner Verwendung), und heute und gestern: im Grinsen des Totalkapitalismus, im systemimmanenten Verdikt zum mentalen Töten, Sterben, Quälen, Leiden. Der Film über das Irresein in Deutschland. Adorno nannte dergl. noch höflich: „Das Unbehagen in der Kultur“.“ (Andreas Thomas) HH

Duell der Magier USA 2010, R: Jon Turteltaub, D: Nicolas Cage, Jay Baruchel

„Plasmablitze aus dem Hause Disney. Im New York der Gegenwart, wo sich gute Merlinier und böse Morganier bekämpfen, wird ein tollpatschiger Physikstudent zum modernen Zauberlehrling wider Willen. Jay Baruchel als Supernerd next door, Nicolas Cage als spreizhändig gestikulierender Meistermagier und Monica Bellucci mit verspiegelten Kontaktlinsen sind kaum mehr als Komparsen in dieser mit Spezialeffekten überfrachteten Weltretter-Mär.“ (tip) BS, HB, OS

E

Eat Pray Love USA 2010, R: Ryan Murphy, D: Julia Roberts, James Franco

„„Eat, Pray, Love“ lautet die Methode der New Yorker Journalistin Liz (Julia Roberts), um die Sinnkrise nach ihrer Scheidung zu überstehen. Je vier Monate verbringt sie als Luxus-Aussteigerin in Ländern, die mit dem Buchstaben „I“ beginnen, „I“ wie ich. In Italien isst sie gut, in Indien meditiert sie, auf der indonesischen Insel Bali verfällt sie Felipe, einem Brasilianer (Javier Bardem). Regisseur Ryan Murphy (“Glee“) hat für seinen Film fast alle selbstironischen Passagen aus dem autobiografischen Bestseller von Elizabeth Gilbert gestrichen. Übrig bleiben eine eher schlichte Glückskeks-Philosophie, wunderschön abgefilmte Nudelgerichte und das strahlende Lächeln von Julia Roberts.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Eins, zwei, drei USA 1961, R: Billy Wilder, D: James Cagney, Horst Buchholz, Liselotte Pulver

Als der Film rauskam, fanden es die Deutschen gar nicht lustig, wie Wilder sich da über das geteilte Deutschland lustig machte. In den 80er Jahren wurde er ein großer Erfolg in den Programmkinos, aber da taten die Pointen ja auch nicht mehr weh. (hip) HH

Das Ende ist mein Anfang Deutschland 2009, R: Jo Baier, D: Bruno Ganz, Elio Germano

„Tiziano Terzani liegt im Sterben. In langen Gesprächen mit seinem Sohn nimmt der Südostasien-Korrespondent Abschied vom Leben. Nach dem Tod seines Vaters hat Folco Terzani diese letzte Begegnung zu einem bewegenden Bestseller verarbeitet. Dass Jo Baiers Verfilmung auf Rückblenden verzichtet und sich ganz auf das Charisma von Hauptdarsteller Bruno Ganz verlässt, ist ebenso gewagt wie konsequent - hätte der eitle Terzani tatsächlich etwas zu sagen. Doch so flüchtet sich der Film immer wieder in idyllische Naturaufnahmen und sentimentale Stimmungen.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Endstation der Sehnsüchte Deutschland 2009, R: Sung-Hyung Cho

“Vom Rockfestival in Wacken nach Korea: „Full Metal Village“-Regisseurin Sung-Hyung Cho erzählt in ihrer Dokumentation vom Schicksal deutscher „Langnasen“ in der koreanischen Fremde. Ein Heimatfilm der anderen Art, dessen süßsaure Alltagsbeobachtungen zum Schmunzeln einladen, aber auch voll süffiger, zärtlicher Melancholie stecken: Den Deutschen im Ausland erkennt man an der Bratwurst.“ (Cinema) HB

Die etwas anderen Cops USA 2010, R: Adam McKay, D: Mark Wahlberg, Will Ferrell

„Auch wenn er von seinen Kollegen so wahrgenommen wird, Detective Allen Gamble ist kein vollkommener Trottel, aber einer, der Büroarbeit mehr schätzt als den Einsatz auf der Straße. Sehr zum Leidwesen seines Kollegen Terry Hoitz, eines schießwütigen Hitzkopfes, der Gamble nach einer Strafversetzung als Partner zugeteilt wurde. Die große Chance, ihr Loser-Image loszuwerden, bietet sich den beiden Cops, nachdem die Helden des Reviers ausfallen und sich eine harmlose Anzeige zu einer gigantischen Verschwörung ausweitet. Klar, dass zu so einem Szenario Action gehört - die gibt es, und sie kann sich auch sehen lassen. Es ist der Wortwitz, aber auch die Darstellung von etwas Verrücktem als etwas vollkommen Normalem, was den Reiz dieser Komödie ausmacht.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

F

Fish Tank Großbritannien 2009, R: Andrea Arnold, D: Katie Jarvis, Michael Fassbender

„Der Umgangston ist rau, auch die Begegnungen mit anderen Jugendlichen enden zumeist mit handfesten Prügeleien. Nur wenn Mia in einer leer stehenden Wohnung allein tanzt, ist sie für einen kurzen Moment ganz bei sich. Andrea Arnold findet in all der Tristesse immer wieder Momente unerwarteter Schönheit - auch weil Newcomerin Katie Jarvis den burschikosen Charme des zornigen Teenagers mit unverfälschter Intensität verkörpert.“ (Cinema) GÖ, H, HH

G

Gainsbourg: Der Mann der die Frauen liebte Frankreich/Deutschland 2010, R: Joann Sfar, D: Eric Elmosnino, Lucy Gordon

„Gainsbourg war einer der erfolgreichsten französischen Musiker des 20. Jahrhunderts. Serge Gainsbourg (1928 bis 1991) schrieb Lieder für Juliette Gréco und France Gall; diverse Affären und das Stöhn-Duett „Je t‘aime; moi non plus“ mit Jane Birkin machten ihn zum Star. Regisseur Joann Sfar verwandelt Gainsbourgs Leben in eine wunderbare Tragikomödie mit surrealistischem Einschlag: Hauptdarsteller Éric Elmosnino wird verfolgt von einem jüdischen Über-Ich, verkörpert durch eine Puppe mit markanter Nase.“ (Der Spiegel) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Goethe! Deutschland 2010, R: Philipp Stölzl, D: Alexander Fehling, Moritz Bleibtreu

„Er ist nationales Kulturgut, trotzdem befassen sich Jugendliche heute nur ungern mit Goethe, wenn sie im Deutschunterricht mit dem „Werther“ oder dem „Faust“ traktiert werden. Vielleicht hilft dieser erfrischende Film, den „Dichter und Denker Nummer eins“ neu für sich zu entdecken. Ohne sich zwanghaft an die historischen Details zu klammern, zeigen Stölzl und sein Hauptdarsteller Alexander Fehling Goethe als „jungen Wilden“ des 18. Jahrhunderts und erzählen mitreißend die Geschichte seiner (unerfüllten) ersten Liebe. An Tiefgang und einer Einordnung Goethes in seine Zeitgeschichte lässt es dieses Porträt leider etwas fehlen.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Gregs Tagebuch - Von Idioten umzingelt! USA 2010, R: Thor Freudenthal, D: Zachary Gordon, Robert Capron

Die Schule ist ein Ort des Schreckens – so empfinden es viele, wenn nicht die Mehrheit der Kinder und Teenager und ganz vergessen werden sie diesen Horror auch als Erwachsene nicht. Deshalb kann sich bei dieser Komödie über das erste Jahr eines kleinen Jungen auf der Junior Highschool sowohl ein junges wie auch ein erwachsenes Publikum sofort einfühlen Und so wächst einem Greg Heffley zu Beginn des Films schnell ans Herz. Denn er ist einer von jenen ewigen Verlierern, die schlau genug sind, ihre eigene Misere zu erkennen und versuchen, mit immer neuen Strategien in ihrer Klasse beliebt und erfolgreich zu werden, dabei aber ständig tragikomisch scheitern. Der Film nimmt sein Publikum, egal welchen Alters, ernst – und gerade deswegen zünden seine Lacher so gut. Auf solch ein Leitmotiv wie die faulende Käsescheibe, deren Berührung jedes Kind zu einem Aussätzigen macht, kommt nur ein Autor, der genau darum weiß, wie gefürchtet und vernichtend die Verachtung durch die Mitschüler sein kann. (hip) H, HH

Der große Kater Schweiz/Deutschland 2009, R: Wolfgang Panzer, D: Bruno Ganz, Ulrich Tukor

„Auf der Basis eines autobiografisch gefärbten Romans von Thomas Hürlimann erzählt der Film von einer Intrige gegen den schweizerischen Bundespräsidenten (Bruno Ganz), der am Scheitelpunkt seiner Macht in politische und private Konflikte gerät, als ein langjähriger Weggefährte (Ulrich Tukur) Ränke gegen ihn schmiedet. Was von Hürlimann als Konfrontation von politischen Machtstrategien und privaten Gefühlen angelegt ist, verpufft in dieser Filmadaption zu einer banalen Polit-Seifenoper, die nur durch das schauspielerische Charisma des Hauptdarstellers halbwegs am Leben erhalten wird. Deshalb dennoch sehenswert!“ (Rheinischer Merkur) GÖ, H, HB, HH, KI

Groupies bleiben nicht zum Frühstück Deutschland 2010, R: Marc Rothemund, D: Anna Fischer, Kostja Ullmann

„Eine Berliner Gymnasiastin kehrt nach einem Auslandsjahr in Amerika an ihre alte Schule in Schöneberg zurück und hat Mühe, sich im Alltag wieder zurechtzufinden. Als sie sich im Tierpark in einen Jungen verliebt, hat sie keine Ahnung, dass sie ihr Herz ausgerechnet an den Sänger einer lokalen Boygroup verloren hat, der zudem vertraglich zum Single-Dasein verpflichtet ist. Regisseur Marc Rothemund erzählt diese ganz auf die Zielgruppe pubertierender Mädchen zugeschnittene Romanze mit Leichtigkeit. Obwohl der Plot vorhersehbaren Standards folgt und Klischees bemüht, überzeugt der Film durch seine beiden Hauptdarsteller.“ (Rheinischer Merkur ) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Guru – Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard Schweiz 2010, R: Sabine Gisiger, Beat Häner

„In den 1970er-Jahren war der Ashram des Bhagwan Shree Rajneesh in Poona magischer Anziehungspunkt für alle, die durch Meditation und tantrischen Sex nach einem höheren Bewusstsein strebten. Nach dem Umzug der Kommune in die Berge Oregons mündete das Experiment in einen destruktiven Albtraum. Der chronologisch strukturierte Dokumentarfilm versucht mit Hilfe zweier Vertrauter des Bhagwan, die Frage zu klären, warum das Projekt scheiterte, gelangt aber über allgemeine Erklärungen nicht hinaus. Vor allem vermag er nicht plausibel zu machen, worin eigentlich die Faszination des Bhagwan und seiner Lehre bestand.“ (filmdienst) HB, HH

H

Die Hellstrom Chronik USA 1971, R: Walon Green, D: Lawrence Pressman

“Der Wissenschaftler Nils Hellstrom versucht anhand von wissenschaftlichen Theorien zu beweisen, dass die Insekten dafür prädestiniert sind, den Darwinstischen Überlebenskampf zwischen Insekten und Menschheit für sich zu entscheiden. Als Begründung liefert Hellstrom die Unterordnung des Individuums, fehlende Emotionen und die Anpassungsfähigkeit. Diese Thesen werden mit Gänsehaut auslösenden Großaufnahmen untermalt, die zur damaligen Zeit revolutionär waren. Für diese Aufnahmen, erhielt der Film den Dokumentarfilm-Oskar und in Cannes den Technical Grand Prize.“ (b-movie) HH

Hochzeitspolka Deutschland/Polen 2010, R: Lars Jessen, D: Christian Ulmen, Katarzyna Maciag

„Der deutsche Firmenchef Frieder steht vor der Hochzeit mit der Polin Gosia. Dann tauchen seine alten Bandkumpels überraschend am Polterabend auf: der Beginn einer ganzen Reihe chaotischer Verwicklungen, bei denen Polen und Deutsche mehr als einmal aneinandergeraten. Das Fehlen jeglicher „Political Correctness“ verleiht dem Tohuwabohu anfänglich einen etwas rauen Charme, der aber durch penetrante Redundanz rapide an Wirkung verliert. Beide Seiten kriegen ihr Fett ab, was vielleicht auch an der Co-Regie und Co-Autorenschaft von Przemyslaw Nowakowski liegt. Gepfefferter Humor, nicht selten auch tief unter der Gürtellinie, der Verbindendes und Trennendes hervorhebt, mischt sich mit teilweise gelungener Situationskomik. Das macht die Gratwanderung zur Klamotte nur leidlich erträglich.“ (br-online) BHV, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

I

I Am Love Italien 2009, R: Luca Guadagnino, D: Tilda Swinton, Flavio Parenti

„Tilda Swinton als schöne Industriellengattin, die aus dem goldenen Käfig ausbricht. Impressionistische Neuinterpretation des klassischen Melodramas, voller schöner und entrückter Bilder.“ (tip) BS, H, HB, HH

Ich – einfach unverbesserlich USA 2010, R: Chris Renaud

„Auch die Universal Studios haben es also neuerdings auf ein Stück vom grossen Animationsfilmkuchen abgesehen. Diesen Platz beanspruchen sie zu Recht, denn bereits die erste 3D-Produktion Despicable Me überzeugt auf ganzer Linie! Die perfekt sitzenden Animationen und die abgedrehte Story um einen Fiesling, der zum Kinderfreund mutiert, sind grossartig. Hauptfigur Gru gerät wird im Laufe der Handlung zunehmends in den Hintergrund, denn nicht nur seine gelben Zwergenkameraden stehlen ihm die Show, auch die drei Waisenmädchen sind herzallerliebst. Nicht zu vergessen: der verrückte Professor und die toughe, alte Mum von Gru (Stimme: Julie Andrews). Dieses Sammelsurrium von skurrilen Persönlichkeiten und Erfindungen tragen sehr zum Gelingen des tollen 3D-Animationsspasses bei, der seine Moral nicht altbakken oder aufdringlich, sondern immer kindgerecht und mit sehr viel Wärme verpackt.“ (groarr.ch) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Im Oktober werden Wunder wahr Peru 2010, R: Diego Vega, Daniel Vega, D: Maria Carbajal, Carlos Gassols

„Das geregelte Leben des hartherzigen Pfandleihers Clemente gerät aus den Fugen, als er in seiner Wohnung ein Baby findet. In streng komponierten Bildern schildert der wortkarge peruanische Film die Läuterung einer verlorenen Seele, wirkt durch seine parabelhafte Erzählform aber allzu schematisch.“ (Cinema) BS, HH

Im Schatten Deutschland 2010, R: Thomas Arslan, D: Misel Maticevic, Karoline Eichhorn

“Im Schatten“ ist eine brilliante, lakonische Genre-Reduktion, angesiedelt zwischen Noir, Thriller und Gangsterfilm. Der Film erzählt mit packender Stringenz die Geschichte eines Überfalls auf einen Geldtransporter und ist dabei ganz lakonisch auf die Ökonomie und passgenaue Choreographie der Gesten und Handlungen konzentriert.“ (tip) H, HH

Inception USA 2010, R: Christopher Nolan, D: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt

„„All that we see / is but a dream within a dream“ dichtete einst Edgar Allen Poe. Christopher Nolan hat dieses Konzept der ineinander verschachtelten Träume mit seiner Geschichte von Traumdieben, die in die nächtlichen Fantasien anderer Menschen eindringen um sie zu plündern oder zu verändern, zu einem überbordenden filmischen Labyrinth weitergesponnen. Wenn sich der Zuschauer beim ersten Sehen unweigerlich zwischen den verschiedenen Traumebenen verirrt, ist das bei einer Fantasie über die Fantasie nur folgerichtig, denn wenn diese konsequent durchdacht wird, muss sie eher einer Traumlogig als einer konventionellen Dramaturgie folgen. In der Traumwelt dieses Films ist alles möglich - es muss nur realistisch dargestellt und in sich schlüssig sein. Und diese Aufgabe meistert Nolan souverän, indem er nicht nur surreale Schauplätze wie eine zerbröselnde Metropole kreiert, sondern auch mit der relativen Zeit in den ineinander liegenden Traumphasen spielt oder scheinbar die Schwerkraft außer Kraft setzt. (hip) H, HB, HH, KI, OL

In ihren Augen Argentinien 2009, R: Juan José Campanella, D: Ricardo Darín, Soledad Villamil

Auf den ersten Blick scheint „In ihren Augen“ ein Polizeithriller zu sein, in dem gezeigt wird, wie Polizei und Staatsanwaltschaft im Argentinien von 1974 einen Fall von brutaler Vergewaltigung und Mord untersuchen und schließlich aufklären. Aber der Film zwingt das Publikum von Anfang an dazu, genauer hinzusehen. Dabei wirkt er nie überladen oder konstruiert, denn Campanella entpuppt sich auch als ein Meistererzähler, dem es gelingt, dass das Publikum immer gespannt bleibt, was als nächstes passiert. Dabei kann es laufend neue Leidenschaften und Geheimnisse entdecken, durch die es ein tieferes Verständnis der Charaktere bekommt. Solch ein ambitionierter, origineller und humaner Film gelingt einem Regisseur selten. (hip) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OS

J

Jackass 3D USA 2010, R: Jeff Tremaine, D: Johnny Knoxville, Bam Margera

„Johnny Knoxville und sein Team sorgten von 2000 bis 2002 auf MTV mit ihrer Serie Jackass für durchgeknallte Unterhaltung. Eine Gruppe Freunde aus der Skaterszene verletzt sich vorsätzlich selbst in waghalsigen Stunts und Streichen und garniert wird das Konzept mit Humor weit unter der Gürtellinie. Wer mit „Jackass“ nichts anfangen kann meidet den Film, die Fans der Serie werden auch mit diesem Film ihren Spaß haben. Ein paar Auffälligkeiten seien dennoch erwähnt: Hauptdarsteller Johnny Knoxville muss sich manchmal arg bemühen über die Gags noch zu lachen und der 3D Effekt erscheint nur in der Intro- und Abschlusssequenz, die im Studio gedreht wurden, sinnvoll.“ (filmering.at) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Jaffa - The Orange‘s Clockwork Israel, Belgien,Frankreich,Deutschland 2010, R: Eyal Sivan

„Eyal Sivan, antizionistischer, jüdischer Israeldissident (“Ein Spezialist“, „Route 181“), untersucht die Bilderproduktion des jungen Staates Israel und rekonstruiert die Aneignung der Jaffa-Orange, ursprünglich Symbol der mutikullturellen Prosperität Palästinas, durch den europäischen Zionismus. Eine komplexe Geschichte des Nahen Ostens, provokant, anregend und lehrreich.“ (tip) HH

Jud Süß -Film ohne Gewissen Deutschland 2010, R: Oskar Roehler, D: Tobias Moretti, Moritz Bleibtreu

„Melodram um den österreichischen Schauspieler Ferdinand Marian und die Folgen seiner Bereitschaft, die Hauptrolle in dem antisemitischen Propagandafilm „Jud Süß“ zu übernehmen. Von der geschickten Machart dieses Film ist Regisseur Oskar Roehler so fasziniert, dass er sich der gleichen Mittel bedient - Geschichtsklitterung, publikumswirksames Melodrama, überhitzte Kolportage bis an die Grenze der Lächerlichkeit -, aber nicht wirklich weiß, was er überhaupt damit sagen will.“ (tip) HB, HH

Just Wright USA 2010, R: Sanaa Hamri, D: Queen Latifah, Common

„Als Physiotherapeutin eines verletzten Basketballidols wandelt sich Queen Latifah vom unscheinbaren Aschenputtel zur Braut des Prinzen. Der von Sanaa Hamri (“Eine für 4“) inszenierte Film ist eine formelhafte Komödie, deren Story kaum Überraschungen bereithält. Doch Queen Latifah spielt die Rolle vom hässlichen Entlein, das sich als stolzer Schwan entpuppt, mit würdevoller Gelassenheit.“ (Cinema) HH

K

Kinshasa Symphony Deutschland 2010, R: Claus Wischmann, Martin Baer

„Armut und Bürgerkrieg prägen unsere Vorstellung von der Demokratischen Republik Kongo. Ein ganz anderes Bild zeichnet diese lebendige Doku über das einzige Symphonieorchester Zentralafrikas und den entbehrungsreichen Alltag seiner Musikerinnen und Musiker, die ihre Instrumente zum Teil selbst bauen. Eine Ode an die Freude aus den Slums von Kinshasa!“ (Cinema) H, HB, HH

Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Maxime Godart, Valerie Lemercier

„Der kleine Nick“ ist kein Porträt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, sondern die Geschichte des - weit populäreren - Helden aus den Bestsellern von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Rund fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung verwandelt der Regisseur Laurent Tirard das Kinderbuchidol in einen Kinostar. Tirard, vertraut im Umgang mit französischen Nationalheiligtümern (“Molière“), bewahrt den fröhlich-nostalgischen Charme der Vorlage, indem er die Freuden und Dramen der Kindheit konsequent aus der Sicht des Jungen zeigt, komische Missverständnisse eingeschlossen. Nicks größte Sorge: Seine Mutter könnte schwanger sein und ein kleiner Bruder ihm zu Hause den Rang ablaufen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OS

Konferenz der Tiere Deutschland 2010, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe

„Neue Filmadaption von Kästners klassischem Kinderbuch, in der die Tiere sich zum Kampf gegen die Vernichtung ihrer Lebensräume zusammentun und bis zur UN nach New York ziehen. Putziger und kindgerechter Öko-Agitprop in moderner 3D-Animation.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Das Konzert Frankreich/Belgien/Italien/Rumänien 2009, R: Radu Mihaileanu, D: Alexej Guskow, Dmitri Nazarow

„“Das Konzert“ erzählt vom Comeback eines russischen Komponisten (Alexej Guskow), der vor 30 Jahren von den Kommunisten seines Amtes enthoben wurde und nun in Paris Tschaikowskis elegisches Konzert für Violi(Der Spiegel)ne und Orchester dirigieren soll. Der rumänischstämmige Regisseur Radu Mihaileanu (“Zug des Lebens“) lässt eine wüste Bande wodkaseliger Musikanten mit Pauken und Trompeten in die französische Hauptstadt einfallen. Im rasant-rustikalen Stil eines Stehgeigers, dem es nichts ausmacht, wenn er mal den falschen Ton trifft, hetzt Mihaileanu seine Figuren durch eine amüsante Tour de Force ebenso aberwitziger wie sentimentaler Situationen.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HH, KI

L

Lebanon Israel/Deutschland 2009, R: Samuel Maoz, D: Reymond Ansalem, Ashraf Barhom

„Rund 20 Jahre nach dem Libanonkrieg stellt sich der Regisseur Samuel Maoz, der selbst als junger Mann dort kämpfte, in diesem Antikriegsfilm seinen traumatischen Erinnerungen: Aus radikal subjektivem Blickwinkel schildert er die Erlebnisse israelischer Soldaten, die im Inneren eines Panzers in feindliches Gelände vorrücken. Politische Perspektiven werden ausgeblendet bei dieser klaustrophobisch-suggestiven Herangehensweise, die den Zuschauer förmlich zu den jungen Männern in den Panzer sperrt und nachfühlbar macht, wie sich ihre Situation zwischen ständiger Todesangst und dem Schrecken, selbst töten zu müssen, zuspitzt.“ (Rheinischer Merkur) HH, KI

Die Legende der Wächter USA, Australien 2010, R: Zack Snyder

„Fantasy-Animationsfilm um den martialischen Kampf von guten Eulen gegen böse Eulen. Helm aufgesetzt, Kampfkralle angelegt, und schon geht‘s los. Die Gemüter und die Motivationen der Protagonisten gestalten sich eher schlicht, präsentiert wird das Ganze in einem hyperrealistischen Stil, der jede Feder und jeden Wassertropfen detailliert erkennen lässt. Das ist eine beeindruckende Rechenleistung moderner Computer, aber deswegen geht man nicht unbedingt ins Kino - und schon gar nicht mit Kindern.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Der letzte Exorzismus USA 2010, R: Daniel Stamm, D: Patrick Fabian, Ashley Bell

„Ein reumütiger Priester will vor laufender Kamera beweisen, dass die Austreibung von Dämonen ein raffinierter Schwindel ist - und gerät in Teufels Küche. “Der letzte Exorzismus“ ist ein Horrorfilm für Zuschauer, die dieses Genre ansonsten meiden wie der Teufel das Weihwasser. Die verstörende Unmittelbarkeit des dokumentarischen Erzählens versetzt den Zuschauer in einen Zustand wachsenden Unbehagens, statt ihn mit Schockmomenten zu terrorisieren.“ (Cinema) H, HB, KI, OL

Lost Children Deutschland 2005, R: Ali Samadi, Oliver Stolz / Originalfassung mit Untertiteln

Kaum zu ertragen und gerade deswegen unbedingt sehenswert ist die Dokumentation „Lost Children“. Vier Kinder aus Uganda, die von Rebellen entführt und dazu gezwungen wurden, als Kindersoldaten in ihren Dörfern zu töten, wurden nach ihrer Flucht in einem Heim aufgenommen. Die zwischen acht und 15 Jahre alten Kinder schildern barbarische Gräueltaten, die sie zum Teil selber ausführen mussten, und genauso furchtbar wie diese Beichten dieser mordenden Opfer sind deren schon viel zu alten Gesichter mit Augen, in denen sich ihre verwüsteten Seelen widerspiegeln. (hip) HH

M

Mammuth Frankreich 2010, R: Benoit Delépine & Gustave de Kervern, D: Gérard Depardieu, Yolande Moreau

Massig sitzt Gérard Depardieu auf seiner alten Mammuth und juckelt seiner Vergangenheit nach, denn die Rentenbehörde verlangt Verdienstbestätigungen für das chaotische Arbeitsleben des Schlachtergehilfen im Ruhestand. Im Grunde reist Depardieu nur durch die Gegend um alte Freunde und Feinde zu treffen, aber die Rolle passt ihm wie angegossen und so genügt es, wenn die beiden Regisseure Benoit Delépine und Gustave Kervern ihn in skurrile Situationen hineinstellen. Depardieu macht daraus zugleich berührende und hochkomische Mini-dramen. (hip) BHV, GÖ, HH

Milarepa – Der Weg zum Glück Bhutan 2006, R: Neten Chokling, D: Kelsang Chukie Tethong, Jamyang Lodro

„Erster Teil der Lebensgeschichte des tibetischen Mystikers Thopaga, der Ende des 11. Jahrhunderts als von Rachegefühlen besessener Jüngling in die schwarze Magie eingeführt wird und damit Unheil stiftet. Entsetzt über die mörderischen Folgen, sucht er nach Vergebung. Das märchenhafte Drama spiegelt den Weg des Protagonisten in der rauen Gebirgslandschaft Tibets wie auch in den Gesichtern der Menschen, hinterlässt durch den unbekümmerten Umgang mit Spezialeffekten aber einen zwiespältigen Eindruck.“ (filmdienst) HH

Moon Großbritannien 2009, R: Duncan Jones, D: Sam Rockwell, Dominique McElligott

“Ein Astronaut, der allein eine vollautomatisierte Tagebau-Anlage auf dem Mond betreut, beginnt, sich gegen die Anweisungen seiner Firma und des Bordcomputers zu wehren. Dabei entdeckt er, dass er doch nicht ganz alleine ist, als er einem merkwürdigen Doppelgänger begegnet. Kammerspielartiges Science-Fiction-Drama, das mit Referenzen an Klassiker eine spannungsreiche Assoziationskette um Frage nach Einzigartigkeit und Originalität in Gang setzt, ohne jedoch die philosophischen Tiefendimensionen der Vorbilder anzustreben. Ein ruhig erzählter, vor allem formal überzeugender Genrefilm.“ (filmdienst) HH, SN

Mörderspinnen USA 1977, R: John „Bud“ Cardos, D: William Shatner, Tiffany Bolling

„Spinnenschwärme fallen über eine amerikanische Kleinstadt her. Eine Gruppe Menschen kann sich in einem Gasthaus verbarrikadieren, aber es gibt keine Hoffnung auf ein Entkommen. Thriller in der Nachfolge von Hitchcocks „Die Vögel“, der im ersten Teil noch geschickt Spannung aufbaut und mit den Erwartungen des Zuschauers spielt, dann aber in ein vorhersehbares Katastrophenspektakel mündet.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

N

Nächte mit Joan Deutschland 1999, R: Horst Königstein, D: Nadja Tiller, Andreas Bruckner

„Der Film geht auf das gleichnamige Theaterstück zurück, das Horst Königstein 1996 für Nadja Tiller schrieb, die bei der Uraufführung in den Hamburger Kammerspielen in der Titelrolle brillierte. Im Mittelpunkt steht die großartige Joan Crawford, die zum Ende ihrer Hollywood-Karriere reich aber vergessen zwischen Cola-Spots und TV-Auftritten von ihrem Comeback träumt.“ (Metropolis) HH

O

Ondine – Das Mädchen aus dem Meer Irland/USA 2009, R: Neil Jordan, D: Colin Farrell, Alicja Bachleda-Curus

„Ein einsamer Fischer zieht eine schöne junge Frau aus dem Meer, die ihm neuen Lebensmut schenkt und die Fantasie seiner schwer kranken, im Rollstuhl sitzenden Tochter anregt. Märchenhaftes, in den Hauptrollen hervorragend gespieltes und atemberaubend fotografiertes Drama, das Mythen der deutschen Romantik mit der irischen Sagenwelt zu einer überlebensgroßen Liebesgeschichte verbindet. Die angedeutete Krimihandlung dient dabei nur als dramaturgischer Umweg auf dem Weg zum Happy End.“ (filmdienst) BS, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

P

Pianomania Österreich/Deutschland 2009, R: Lilian Franck, Robert Cibis

„Dokumentarfilm über den Wiener Klavierstimmer Stefan Knüpfer, der dafür sorgt, dass die Instrumente den Anforderungen internationaler Star-Pianisten genügen. Mit Liebe zum Detail widmet sich der Film in langen Einstellungen dem „Innenleben“ der Instrumente und der Arbeit des Stimmers. Ein faszinierender Einblick in einen verborgenen Aspekt der Musikwelt, der für die Brillanz der großen Pianisten unabdingbar ist.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Piranha 3D USA 2010, R: Alexandre Aja, D: Richard Dreyfuss, Ving Rhames

„Prähistorische Piranhas sind durch einen Erdrutsch unter Wasser aus einer Höhle befreit worden und stören spärlich bekleidete Bikinischönheiten beim Komasaufen. Eine kurzweilige, sexistische und vorsätzlich hirnlose Splatter-Orgie von überdurchnittlichem Unterhaltungswert.“ (tip) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, SN

Ponyo Japan 2008, R: Hayao Miyazaki

„Wie alle Werke Hayao Miyazakis überzeugt auch sein neuer Anime-Film durch seine visuelle Schönheit wie durch seine humanistische Haltung. Als der kleine Sosuke einen vermeintlichen Goldfisch am Strand rettet, ahnt er nicht, dass er damit sein ganzes Dorf und alle Meeresbewohner in Aufregung versetzen wird. „Ponyo“ ist die märchenhafte Geschichte einer Meerjungfrau, die gegen den Willen der Eltern beschließt, Mensch zu werden. Miyazaki gelingt in bezaubernden 2-D-Bildern ein großes Abenteuer für kleine Kinozuschauer, in dem spielerisch Respekt vor Mensch und Umwelt vermittelt wird.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, OS

R

R.E.D. - Älter, Härter, Besser USA 2010, R: Robert Schwentke, D: Bruce Willis, John Malkovich

„„RED“, das für „Retired Extremly Dangerous“ (deutsch: pensioniert und extrem gefährlich) steht, basiert auf einer dreiteiligen Comicbuchserie und erzählt vom CIA-Rentner Frank Moses (Bruce Willis), der nach seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst mysteriöserweise auf einer Todesliste landet. Fazit: Launige Actionkomödie, die dem Zuschauer ein Dauergrinsen ins Gesicht zaubert und den Kopf nicht überfordert.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Reine Fellsache USA 2010, R: Roger Kumble, D: Brendan Fraser, Brooke Shields

„Im Auftrag eines gewissenlosen Investors will Dan Sanders einen ganzen Wald abholzen lassen, um Platz für eine Wohnsiedlung zu schaffen. Doch die Waschbären, Stinktiere und Wiesel sind nicht bereit, ihren Lebensraum so einfach aufzugeben. Wie die Waldbewohner den bemitleidenswerten Projektleiter durch gezielte Guerilla-Aktionen in den Wahnsinn treiben, ist ein Spektakel, das man selbst in Hollywood-Komödien nicht alle Tage sieht. Nach einer Dreiviertelstunde ist der Spaß dann vorbei: In der zweiten Hälfte triumphiert infantiler Klamauk über anarchischen Witz.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Resident Evil: Afterlife Großbritannien/USA/Deutschland 2010, R: Paul W. S. Anderson, D: Jensen Ackles, Milla Jovovich

„Mittlerweile beherrschen Zombies nahezu die gesamte Erde. Alice (Milla Jovovich) versucht, mit einer kleinen Gruppe überlebender Menschen aus Los Angeles dem entgegenzuarbeiten. Vierter Teil des Horrorspektakels.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL

S

Sammys Abenteuer : Die Suche nach der geheimen Passage Belgien 2010, R: Ben Stassen

„Der belgische Regisseur Ben Stassen legt mit diesem Film um die Abenteuer einer kleinen Wasserschildkröte bereits seinen zweiten 3-D-Animationsfilm vor – und zeigt einmal mehr, wie sehr sich diese dreidimensionale digitale Tricktechnik dafür eignet, um in die Natur einzutauchen und fremde Lebensräume zu erkunden. Erzählerisch mag die unterhaltsame, aber allzu heiter-harmlose Geschichte von einer langen Reise, die die kleine Schildkröte Sammy unternimmt, um eine liebe Freundin wiederzufinden, nicht allzu originell sein, jedoch werden kleine Kinofans an den gelungenen Bildwelten ihre Freude haben, die diese filmische Weltreise zu Wasser erkundet.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland Deutschland 2010, R: Sinem Skaoglu, Jespeer Möller, D: Ilja Richter, Volker Lechtenbrink

„Das Sandmännchen kennt die großen und kleinen Träume aller Kinder. Doch als ihm ein fieser Albtraum den Schlafsand stiehlt, muss schnell Hilfe her: Das aufgeweckte Schlafschaf Nepomuk und der kleine Miko aus der Wachwelt, der gern ein mutiger Kapitän wäre, steuern mit dem Sandmann einem großen Abenteuer entgegen. Mit den liebevoll gestalteten, kleinen Helden gibt es so einiges zu erfahren über Mut, Vertrauen in die eigenen Kräfte und ein versöhnliches Miteinander. Ihre ereignisreiche Reise durch die fantastischen Schlafwelten ist eine herrlich farbenfrohe Gutenachtgeschichte.“ (fbw-Pressetext) H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Scar 3D USA 2007, R: Jed Weintrob, D: Angela Bettis, Kirby Bliss Blanton

„Der erste in der neuen 3-D-Technik gedrehte Horrorfilm kommt mit Verspätung ins Kino. Und hätte lieber gleich ins DVD-Regal wandern sollen. Die Story der traumatisierten Joan (Angela Bettis), die nach 16 Jahren in ihren Heimatort zurückkehrt, wo sie einst einem perfiden Serienkiller das Handwerk legen konnte und sich jetzt einer neuen Mordserie gegenüber sieht, ist bis zum Brutalofinale gespickt mit Klischeedialogen und -wendungen. Und auch wenn die räumliche Tiefe durchaus beachtlich ist: Eine 08/15-Inszenierung wird selbst in 3-D nicht packender.“ (Cinema) HB

Das Schreiben und das Schweigen Deutschland, Österreich 2009, R: Carmen Tartarotti

„Die Filmemacherin Carmen Tartarotti hat die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker bei verschiedenen Lesereisen begleitet, ihr vor allem aber über Jahre hinweg immer wieder in ihrem Schreibzimmer, dem Zentrum ihres Wirkens, Gesellschaft geleistet. Entstanden ist daraus eine einfühlsame Dokumentation, bei der es auch ums Biografische, vor allem die anrührend tiefe Beziehung zu ihrem Ehemann Ernst Jandl, geht; im Zentrum aber steht das Ausloten des Schreibprozesses. Aus der aufmerksam-subtilen Synthese von Bildern und Wörtern ergibt sich eine sensible, von großem Respekt und tiefer Zuneigung geprägte Annäherung an Mayröcker.“ (Rheinischer Merkur) HH, HL

Der schwarze Falke USA 1956, R: John Ford, D: John Wayne, Natalie Wood

“What makes a man to wander?“ Die Frage des Titelsonginterpreten ist auch die zentrale Frage von John Fords Westernklassiker. Ein Film über Heim, Heimat und Heimkehr: Erst drei Jahre nach Beendigung des Bürgerkrieges kommt Ethan Edwards (John Wayne in einer komplexen Rolle als verbitterter Rassist) zurück zur Farm seines Bruders und seiner Schwägerin Martha. Mit der Suche nach den verschleppten Töchtern des Ehepaares erobert sich der Film dann die Weite der Landschaft (mit dem Ford-obligatorischen Monument Valley) und er erzählt auch von der Geschichte des Landes: von dem Unverständnis, das Weiße und Indianer füreinander hegen und von den Massakern, die beide Seiten gleichermaßen begehen. Am Ende steht jedoch wiederum eine Heimkehr: die der verschleppten Debbie, die inzwischen fast zur Indianerin geworden ist. Und für Ethel wird es auch in der neuen Familie keinen Platz geben.“ (taz) HH

Schwesterherzen - Ramonas wilde Welt USA 2010, R: Elizabeth Allen, D: Joey King, Selena Gomez

„Sorgfältige Verfilmung des amerikanischen Kinderbuch-Klassikers, der die heile Kleinstadtwelt mit ihren großen emotionalen Katastrophen ohne substanzielle Modernisierung oder gar Ironisierung auf die Leinwand bringt. Gerade deshalb ein ergreifender Familienfilm.“ (tip) H, HB, HH, HL

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt USA 2010, R: Edgar Wright, D: Michael Cera, Alison Pill

„Scott Pilgrim ist 23, Bassist einer Nachwuchsband in Toronto, und lebt in den Tag hinein. Sein sorgenfreies Slackerleben gerät aus den Fugen, als er dem Mädchen seiner Träume begegnet. Doch die Beziehung zur exzentrischen Ramona gestaltet sich überraschend schwierig: Ihren sieben (im wahrsten Sinne!) teuflischen Exlovern ist der neue Verehrer ein Dorn im Auge, was dazu führt, dass Scott in übermenschlichen Duellen um seine Angebetete kämpfen muss. Bereits in Bryan Lee O‘Malleys Comics wurde das Motiv von der Liebe als Schlachtfeld wörtlich genommen. Regisseur Wright verwandelt die bis zum Boss-Gegner-Fight immer spektakuläreren Konfrontationen in atemberaubende Actionfantasien einer mit Computerspielen aufgewachsenen Jugend.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OS

So spielt das Leben USA 2010, R: Greg Berlanti, D: Katherine Heigl, Josh Duhamel

„In dieser romantischen Komödie spielt Katherine Heigl einmal mehr eine pflichtbewusste, etwas verklemmte Single-Frau. Diese muss sich nach dem Unfalltod der besten Freunde plötzlich um deren Kleinkind kümmern - mit Hilfe eines egozentrischen Halodris als Ziehvater.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Sounds and Silence Schweiz 2010, R: Peter Guyer, Norbert Wiedmer

„Ein bisschen gediegen aber schön, das ist ECM. Der Musikproduzent Manfred Eicher ist der Gründer des Musiklabels, und er ist es, der für die einzigartige Identität ECMs verantwortlich ist. Die Dokumentaristen Peter Guyer und Norbert Wiedmer sehen Eicher bei der Arbeit zu, entzaubern können sie sein Geheimnis nicht. Gelungene Einführung in den ECM-Kosmos.“ (tip) HH

Step Up 3D USA 2010, R: Jon Chu, D: Sharni Vinson, Rick Malambri

„Eine Jugendbande, die in einem alten Lagerhaus solidarisch zusammen lebt, muss ein Tanzturnier gewinnen, um Mietrückstände bezahlen zu können. Dabei treten sie gegen eine verfeindete Gang an. Ein unterhaltsamer Jugendfilm mit Reminiszenzen ans klassische Filmmusical. Die in 3D bestens zur Geltung kommenden, zwischen Breakdance, Martial Arts und modernem Ausdruckstanz oszillierenden Tanzszenen stehen mit ihrer pointierten Mehrdimensionalität allerdings in denkbar großem Kontrast zur flachen Handlung.“ (filmdienst) OS

Summer Wars Japan 2009, D: Mamoru Hosoda

„Ein junger Computerfreak gerät in den Verdacht, als Cyberspace-Terrorist Unheil in einer virtuellen Welt zu stiften, die so nahtlos mit der Realität verknüpft ist, dass auch diese in Mitleidenschaft gezogen wird. Hinter all dem steckt ein mysteriöser Bösewicht, der nach der Weltherrschaft strebt und den der Junge mit Hilfe eines mutigen Clans bekämpft. Fantasievoller Animationsfilm, der souverän zwischen Sozialdrama, Thriller und Endzeitdrama changiert und durch ebenso skurrile wie glaubwürdige Charaktere besticht. Die Beziehung von digitaler Zukunft und kulturellen Wurzeln und Traditionen wird zum Plädoyer für eine Rückbesinnung auf bewährte Werte genutzt.“ (Lexikon des internationalen Films ) KI

T

The American USA 2010, R: Anton Corbijn, D: George Clooney, Bruce Altman

„Von „Der eiskalte Engel“ bis zu Jarmuschs „Ghost Dog“: Filme um Profi-Killer sind oft psychologisch überzeugende Dramen um das Dilemma von Menschen, die durch ihren Beruf zur Gefühlskälte gezwungen sind, menschlich jedoch genau daran scheitern. Dies gilt auch für Anton Corbijns Film: Im Mittelpunkt steht ein von George Clooney verkörperter Killer, der begreift, dass er eines nicht unter Kontrolle hat: Gefühle. Als bei einem Job etwas schiefläuft, wittert er Gefahr. Wem kann er trauen? Der Thriller, zu dem Herbert Grönemeyer die Musik komponierte, setzt wenig auf Action, sondern auf die Hauptfigur und hält bis zum Schluss in Atem.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH

The Expendables USA 2010, R: Sylvester Stallone, D: Sylvester Stallone, Jason Statham

„Unter Führung eines alternden Haudegens soll ein Söldnertrupp einen lateinamerikanischen Inselstaat von einem grausamen Diktator befreien. Der entpuppt sich allerdings lediglich als Handlanger weitaus gefährlicherer Machthaber, weshalb die Mission immer blutiger wird. Als Referenz ans Actionkino der 1980er-Jahre intendierter Film, der unentschlossen zwischen augenzwinkernden B-Movie-Anspielungen und drastischen Gewaltdarstellungen changiert. Die direkte Art der Genrevorbilder wird durch eine aufgepfropft wirkende Reflexionsebene zudem unterwandert.“ (filmdienst) OS

The Road USA 2010, R: John Hillcoat, D: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee

„Auf dem Weg durch eine postapokalyptische Landschaft versucht ein Vater, gemeinsam mit seinem Kind das Meer zu erreichen. Nach einer Romanvorlage von Cormac McCarthy zeichnet der vordergründig deprimierende Film eine von Zerstörung und Hoffnungslosigkeit beherrschte Welt, in der die wenigen überlebenden Menschen bis auf die Stufe des Kannibalismus abgesunken sind. Eine in monochromen, düsteren Bildern entworfene Allegorie, die den Verlust der Humanität in existenziellen Grenzsituationen beklagt.“ (filmdienst) H, HL

The Social Network USA 2010, R: David Fincher, D: Jesse Eisenberg, Andrew Garfield

„Spielfilm um die Gründung des „Social Network“ Facebook und dessen Erfinder Mark Zukkerberg. Dabei geht es weniger um ein Ausloten des Phänomens „Facebook“ und der Ausstrahlung, die diese Art der virtuellen Selbstdarstellung und Kommunikation auf ihre Benutzer ausübt, als vielmehr um die Aufstiegsgeschichte eines Campus-Nerds und seines Start-up-Unternehmens sowie um Illoyalitäten und Skandälchen, mit denen dieser Aufstieg einher ging. Filmisch mitreißend inszeniert, mit hohem Tempo, brillanten Dialogen und guten Darstellern, wird die an sich dünne Geschichte höchst unterhaltsam aufbereitet.“ (filmdienst) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

The Town USA 2010, R: Ben Affleck, D: Ben Affleck, Blake Lively

„Ben Affleck findet in seinem zweiten Film als Regisseur als Bankräuber in Boston die große Liebe, ausgerechnet in Gestalt einer ahnungslosen Bankangestellten, die er zuvor als Geisel genommen hat. Solide inszenierte Actionsequenzen werden mit matter Romantik abgetönt, während Afflecks Gangster nach einem Ausstieg aus dem Kriminellenleben sucht.“ (tip) H, HB, LG, OS

Toy Story 3 USA 2010, R:Lee Unkrich

„Toy Story 3 ist ein superber Animationsfilm geworden, bei dem man beinahe nichts bemängeln kann - ausser vielleicht die Szenen, in denen Barbie und Ken vorkommen. Die Pixarleute haben einen Film geschaffen, der nie langweilig ist und gegen Schluss dem einen oder anderen die Tränen in die Augen treiben wird. Die Macher selbst lieben die Figuren ebenso wie das Publikum, weshalb sie ihnen am Ende fünf der schönsten Minuten in der Animationsgeschichte schenken. Es ist ein gefühlsvoller Abschluss der Reihe, welche nun keinen weiteren Teil mehr braucht.“ (outnow) GÖ, HB

Twelve USA 2010, R: Joel Schumacher, D: Chace Crawford, Rory Culkin

Joel Schumacher schildert in „Twelve“ das Schicksal privilegierter junger Leute aus den besten Wohnvierteln von New York, die sich das Hirn mit Drogen wegdröhnen, um der Öde und Monotonie ihrer Existenz zu entfliehen.Der zweifache „Batman“-Regisseur Joel Schumacher hat dem Hollywood-Mainstream längst abgeschworen, legt mit „Twelve“ erneut ein Independent-Movie im reduzierten Stil des Militärdramas „Tigerland“ mit Colin Farrell vor. Der Film ist düster, beklemmend und ohne Hoffnung. Aber er geht unter die Haut.“ (Cinema) H, HB, HL, KI, LG, OS

U

Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben Thailand 2010, R: Apichatpong Weerasethakul, D: Natthakarn Aphaiwonk, Jenjira Pongpas

„Bei Filmfestivals feiert der thailändische Regisseur seit langem Erfolge. Dieses Jahr erhielt er die Goldene Palme in Cannes. Ein alter Mann weiß, dass er an Nierenversagen sterben wird. In Anwesenheit von Familie und Freunden bereitet er sich auf den Tod vor, wobei auch bereits Verstorbene in magisch veränderter Gestalt an dem Abschied teilnehmen. In langen, statischen Einstellungen beschreibt der dichte Film eine Auseinandersetzung mit dem Sterben und den Vorstellungen von dem, was nach dem Tod kommt. Rätselhaft, aber ohne sich in diffusem Mystizismus zu verlieren, surreal und doch konkret in seinen Bildern.“ (Rheinischer Merkur) HH

V

Vincent will meer Deutschland 2010, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth

„Ralf Huettners Roadmovie über drei junge Patienten der Psychiatrie, die aus einer Klinik in Süddeutschland ausbrechen und nach Italien durchbrennen, erinnert von fern an den Erfolgsfilm „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ und nervt im Detail mitunter, weil die Erwachsenenwelt der sogenannten Normalen hier ausschließlich aus Volltrotteln besteht. Dafür sind Karoline Herfurth und Florian David Fitz (der auch das Drehbuch schrieb) im Zentrum des Films ein sehenswert schönes, von Seelenschäden übel zerrüttetes Liebespaar.“ (Der Spiegel) FL, HB, HL, OL

W

Wall Street: Geld schläft nicht USA 2010, R: Oliver Stone, D: Michael Douglas, Shia LaBeouf

„Weiterführung des Films „Wall Street“ von Oliver Stone, in der es erneut um die Perversionen des Finanzmarkts sowie den Lebensstil einer hedonistischen Oberschicht geht. Ein alternder Finanzhai will es nach acht Jahren im Gefängnis wegen Insiderhandels seinen ehemaligen Kollegen heimzahlen; ein junger Broker tut sich mit ihm zusammen, um den Tod seines Mentors zu rächen. Während der Film in seinen Milieuzeichnungen als Satire auf die Amoral des enthemmten Kapitalismus unterhält, überkompensiert Stone seine spürbare Lust am Laster mit einer platt moralisierenden Rachegeschichte.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Was geschah wirklich mit Baby Jane? USA 1962, R: Robert Aldrich, D: Bette Davis, Joan Crawford / Originalfassung ohne Untertitel

“Die lebenslange Feindschaft zweier Schwestern, die, nach einer Karriere im Film- und Showgeschäft seelisch und körperlich zerrüttet, in gegenseitige Abhängigkeit geraten und sich das Leben zur Hölle machen. Greller Psychothriller von Hollywoodroutinier Robert Aldrich effektvoll inszeniert und darstellerisch exaltiert: Paraderollen für die beiden alternden Divas Bette Davis und Joan Crawford.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Wie durch ein Wunder USA/Kanada 2010, R: Burr Steers, D: Zac Efron, Charlie Tahan

„Ein junger Man, der unter dem Unfalltod seines jüngeren Bruders leidet, hat die Gabe, den Toten zu sehen und hält täglich mit ihm Zwiesprache. Als er eine junge Frau trifft und sich in sie verliebt, erweist sich seine Gabe als zweischneidiges Schwert. Gefühlvolles, gut gespieltes Mystery-Drama.“ (tip) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS

Wir sind die Nacht Deutschland 2010, R: Dennis Gansel, D: Karoline Herfurth, Nina Hoss

„Die Kleinkriminelle Lena fühlt sich nur auf der Straße richtig zuhause, bei ihrer Mutter in der gemeinsamen Wohnung dagegen fehl am Platz. Eigentlich gehört Lena zu nichts und zu niemand, bis eines Nachts die geheimnisvolle Louise auf sie aufmerksam wird. Louise ist wunderschön, besitzt viel Geld und Einfluss und ist – ein Vampir. Als Lena von Louise gebissen wird, beginnt für sie ein völlig neues Leben, jenseits der Regeln und vor allem jenseits des Tageslichts. Vampirfilme sind momentan der Trend im Kino. Doch deutsche Produktionen waren in diesem Genre bisher eher rar gesät. Dennis Gansel gelingt ein technischer und dramaturgischer Geniestreich. Sein Film hat eine ausgereifte und hypermoderne Ästhetik, er spielt mit popkulturellen Klischees, entwickelt dabei eine Lust am Erzählen, die beim Zuschauer einen wahren Adrenalinschub auslöst.“ (fbw-filmbewertung) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Z

Zero (Null) Polen 2009, R: Pawel Borowski, D: Robert Wieckiewicz, Bogdan Koca / Originalfassung mit Untertiteln

„24 Stunden in einem nicht näher bestimmten Millionen- Moloch. Die Wege von etwa 20 namenlosen Charakteren mit unterschiedlichen Schicksalen kreuzen sich, jede Entscheidung, die getroffen wird, zieht unerbittliche Konsequenzen nach sich. »Zero« erzählt von Liebe und Hass, Sex und Gewalt, Betrügen und Betrogenwerden und anderen dunklen Geheimnissen.“ (Kino 46) H, HH