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Archiv-Artikel

Schröder saniert FC Schalke 04

Exbundeskanzler Gerhard Schröder soll den Sponsoringvertrag zwischen dem klammen Klub und Gasprom eingestielt haben. Schalker Umfeld reagiert positiv auf das Millionengeschäft

VON HOLGER PAULERUND MARTIN TEIGELER

Wenn der FC Schalke 04 und der russische Energiekonzern Gasprom heute in Dresden ihre Zusammenarbeit öffentlich machen, wird der angebliche Strippenzieher wohl nicht mit am Tisch sitzen. BVB-Fan und Exbundeskanzler Gerhard Schröder soll laut Zeitungsberichten den Kontakt zwischen dem klammen Klub aus der Fußballbundesliga und dem Unternehmen hergestellt haben. Schröder ist Aufsichtsrat der Gasprom-Tochter zum Bau der Ostsee-Pipeline. Dank Schröder und Gasprom dürften in den kommenden fünf Jahren bis zu 125 Millionen Euro in die Kassen des hoch verschuldeten Clubs gespült werden.

„Das ist eine sehr gute Sache für Schalke“, sagt der frühere S04-Trainer Aleksandar Ristic. Schalke könne finanzielle Unterstützung gut gebrauchen, um sich sportlich zu verstärken. „Mit Sicherheit kann Schalke mit diesem Geld ein oder zwei neue Spieler kaufen“, so Ristic zur taz. Auch der im Unfrieden von den Königsblauen geschiedene Exmanager Rudi Assauer gratuliert den Vereinsverantwortlichen zu dem Geschäft. „Dass bald Russen in der Arena sitzen, ist für die Fans am Anfang sicherlich gewöhnungsbedürftig. Doch bei dieser Kohle ist das ein ganz großer Coup“, sagte Assauer der Bild.

Selbst die notorisch kritischen Schalkefans freuen sich über die Millionen aus Russland. In den einschlägigen Internetforen des Traditionsvereins dominiert der Jubel über den Sponsoring-Jackpot. Kritische Stimmen sind selten. „Ich finde das schade, dass ein sympathischer Arbeiterclub wie Schalke 04 seine Seele verkauft, um sich an einen dubiosen Gasmogul aus Russland zu binden“, schreibt ein User und wird prompt als „Moralapostel“ abgekanzelt. Andere Kritiker des Geschäfts werden als „BVB-Fans“ geoutet. Die schlichte Verteidigungslinie: Vor dem S04 und Gasprom hatten Dortmund und die RAG eine Kollaboration beschlossen – hatte der BVB doch im Frühjahr einen Millionenvertrag mit der Ex-Ruhrkohle von Ex-Schröderminister Werner Müller abgeschlossen. Die Schalker Fans wissen darüber hinaus um die schwierige Finanzlage ihres Clubs – und nehmen deshalb jeden möglichen Euro gerne mit.

Der Gasprom-Vertrag katapultiert den deutschen Profifußball in neue Dimensionen. Bisheriger Top-Verdiener in Sachen Sponsoring war Bayern München. Der Rekordmeister bekommt von seinem Partner „T-Com“ pro Jahr 20 Millionen Euro auf das Konto überwiesen. Kein Vergleich zur Konkurrenz: Der Essener RAG-Konzern will dem Schalker Revierrivalen Borussia Dortmund künftig jährlich 7,5 Millionen Euro zahlen. Noch bescheidener geht es beim VfL Bochum zu. Die Stadtwerke Bochum zahlen für die Namensrechte am Ruhrstadion ebenfalls 7,5 Millionen Euro – allerdings auf fünf Jahre verteilt. Über derartige Zahlen können die Schalker Fans nur noch müde lächeln.

„Wenn es ein reines Sponsoring ist, haben wir ein Bombengeschäft gemacht“, ließ sich Rolf Rojek, Chef des Fanklubverbandes und Mitglied im Aufsichtsrat des FC Schalke, von der FAZ zitieren. Der Ober-Supporter schätzt die Zustimmung der Anhänger auf 90 Prozent.

Die NRW-Politik hält sich bislang mit Äußerungen zurück. Vom Gelsenkirchener Landesbauminister Oliver Wittke (CDU) war gestern kein Kommentar zu bekommen. „Der Oberbürgermeister ist im Urlaub und wird sich höchstens kommende Woche dazu äußern“, sagte ein Sprecher von Gelsenkirchens SPD-Rathauschef Frank Baranowski. Außerdem sei der Sponsorvertrag „eine Sache des FC Schalke“. Die NRW-Grünen haben keine Angst vor dem Iwan. „Alles Aufplustern hilft nichts“, so Fraktionsvize Reiner Priggen: „Die Kleckerbeträge von der RAG bei Borussia Dortmund nützen nichts, und wenn Schalke 04 sich noch so viel von den Russen holt, ist es auch umsonst.“

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