Ein kleines Vermögen aus Pokalpeseten

Zumindest die Bilanz stimmt: Der FC St. Pauli ist zum ersten Mal seit Jahrzehnten schuldenfrei. Durch Pokaleinnahmen konnten Verbindlichkeiten getilgt werden, und der Regionalligabetrieb bringt erstmals Überschüsse ein

„Wir können heute notfalls auch in der Regionalliga finanziell überleben.“

Das hat es lange nicht gegeben: Auf der Bilanzpressekonferenz des FC. St. Pauli gab es gestern nur strahlende Gesichter. „In den vergangenen Jahren hat dieser Termin nicht so viel Spaß gemacht“, erinnerte sich Vereinspräsident Corny Littmann, um postwendend hinzuzufügen: „Aber der heutige Tag ist über alle Maßen erfreulich.“ Denn erstmals seit Jahrzehnten konnten die Vereinsverantwortlichen gestern verkünden, dass der Kiez-Club nicht nur schuldenfrei ist, sondern sogar ein „kleines Vermögen von rund 55.000 Euro“ sein Eigen nennt.

Ausschlaggebend für diese Bilanz sind vor allem die Erlöse aus der letztjährigen DFB-Pokalrunde, durch die St. Pauli – überraschend bis ins Halbfinale vorgestoßen – nach Abzug aller Kosten einen Überschuss von 1.785 Millionen Euro erwirtschaftete. Doch auch der Regionalliga-Spielbetrieb warf in der vergangenen Saison erstmals einen kleinen Gewinn von 145.000 Euro ab. „Wir haben die Weichen dafür gestellt, notfalls auch in der Regionalliga finanziell zu überleben“, freut sich Vizepräsident Marcus Schulz. Dazu müsse der Verein allerdings auch in Zukunft jeden Euro zweimal umdrehen.

Insgesamt sei es dem Verein in den vier Jahren, in denen er von Corny Littmann geführt wurde, gelungen, „etwa drei bis dreieinhalb Millionen Verbindlichkeiten und Altlasten abzutragen, die uns die vorherige Vereinsführung überlassen hat“, fasst Schulz zusammen. Das wäre ohne Retterkampagne, den Verkauf von Lebensdauerkarten und die Pokalerfolge nicht möglich gewesen. Nach dem lukrativen Pokalspiel gegen Bayern München vor einigen Wochen habe der Verein „die letzten Schulden beim Finanzamt bezahlt“ und stehe nun auch beim Fiskus nicht mehr in der Kreide. Während Schulz deshalb „das Ende der jahrelangen Aufräumarbeiten und Altlastenbeseitigung“ verkündet, blickt Littmann nach vorne: „Wir gehören zu den ganz wenigen Regionalligisten, die sich aus eigener Kraft wirtschaftlich tragen.“

Mit diesem wirtschaftlich positiven Resümee geht die Vereinsführung, trotz sportlicher Talfahrt, gestärkt in die Jahreshauptversammlung, die am Freitag um 18.30 Uhr im Saal 2 des Congress Centrums (CCH) beginnt. Dort steht neben der Bilanz und der Entlastung des Präsidiums die Neuwahl des Aufsichtsrates auf dem Programm.

Dafür, dass es auch in der Regionalliga bald wieder aufwärts geht, soll ein zusätzlicher Neuzugang sorgen. Der Club machte dem vereinslosen ehemaligen Bundesliga-Profi Ronald Maul ein bis zum Saisonende befristetes Angebot, das dieser kurzfristig annehmen oder ablehnen soll. MARCO CARINI