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Archiv-Artikel

„Trinkwasser-Pools am Meer“

NACHHALTIGKEIT Randy Haubner erläutert das schwierige Verhältnis von Wasser und Tourismus

Von BES
Randy Haubner

■ 33, Humangeografin, ist Projektleiterin am Bremer Informationszentrum für Menschenrechte (BIZ) mit dem Arbeitsschwerpunkt nachhaltiger Konsum.

taz: Frau Haubner, schadet Tourismus der Ressource Wasser?

Randy Haubner: Ja. Es kommt natürlich auch hier darauf an, wie mit dem Wasser umgegangen wird. Da gibt es Unterschiede. Allerdings ist das Verhältnis meist problematisch – weil ja Tourismus einerseits oft in wasserärmeren Gebieten stattfindet, etwa in Spanien oder in vielen Ländern Afrikas. Andererseits: Wir verbrauchen als TouristInnen viel mehr Wasser als sonst.

Was heißt viel mehr?

Das Sechs- bis Zehnfache des Üblichen.

Wieso das denn?

Im Urlaub verhält man sich anders: Es wird nach jedem Bad im Meer geduscht, und, weil es halt wärmer ist, als zu Hause, auch morgens, mittags und abends: Man schwitzt ja. Hinzu kommen die Freizeitanlagen, so Sachen wie Trinkwasser-Swimming-Pools direkt am Meer, …

in Marokko gibt’s jetzt auch Golfplätze …

… genau, solche Anlagen kommen in wüstenähnlichen Gebieten in Mode – und die haben einen riesigen Wasserbedarf.

Immerhin sorgt der Tourismus dann aber für den Ausbau von Infrastruktur und bringt das Geld, um sie zu unterhalten …

Es kommt gelegentlich vor, etwa, dass Kläranlagen gebaut werden. Aber leider gar nicht so häufig. Sehr oft werden die Abwässer einfach ungeklärt ins Meer gepumpt.

Und trotzdem sagen Sie, Fernreisen seien nicht nur problematisch?

Nachhaltiger Tourismus könnte auch eine Chance sein, ja.

Was erfordert der?

Zunächst einmal, die Tourismusbranche für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, schon in der Ausbildung der Führungskräfte: Die müssten dafür sorgen, dass sich die Entwicklung des Fremdenverkehrs stärker an die natürlichen und soziokulturellen Gegebenheiten anpasst – und beispielsweise Ferienanlagen eher in einem Palmenhain zu bauen, wo es Schatten gibt, und der auf natürliche Weise klimatisiert ist, oder bei der Ausweisung von Wassersportflächen darauf zu achten, dass man nicht die Fanggründe der örtlichen Fischerei ruiniert.

INTERVIEW: BES

Öffentliche Vorlesung, 17.30 Uhr, Hansewasser-Hörsaal, Hochschule