: Fair Trade und der Afrobeat
Von den im Nahrungsmittelgewerbe üblichen Warnhinweisen liest man im Popgeschäft ja eher selten. Kaum einmal der Hinweis für Allergiker, dass diese Musik Beimengungen von Rhythm oder Blues oder sonstwas enthalten könne. Ein rares, wenn auch gegenläufiges Beispiel lieferte der Keyboarder Jan Hammer (der später den Soundtrack zu „Miami Vice“ geschrieben hat), dem es in den Siebzigern schon wichtig war mitzuteilen, dass sich hier garantiert „no guitar“ findet auf dem Album. Ein Stolz und Trotz gegenüber der damals wenigstens noch gitarrenversessenen Popmusik. Die man eigentlich halt einfach macht, ohne dabei groß über kulturelle Fallhöhen oder gar internationale Austauschbeziehungen nachzudenken. Die Musik. Ein weites und recht freizügiges Feld, ganz ohne geschützte Herkunftsbezeichnungen, weswegen man den Britpop recht anständig auch in Österreich verfertigen kann, ohne dass einem deswegen die britische Musikerinnung an den Karren fahren darf. Oder Afrika. Was wenigstens in den Klangfarben gerade recht gern gehört wird bei Vampire Weekend beispielsweise, wobei nach den ersten Erfolgen dieser Band mit ihrem mit Afrobeat gefütterten Pop doch kurz die Diskussion aufflackerte, ob man es denn hier mit wirklich fair gehandelten Musikmitteln zu schaffen habe oder nicht doch wieder einmal weiße Musiker eine schwarze Musik zum eigenen Kolonialreich erklären. So wie damals in den Sechzigern, als die britischen Beatbands sich den Blues aneigneten. Das Geld machten die Animalsbeatlesrollingstones. Die Brosamen bekamen die Bluesmusiker. Und Afrika kriegt wie immer nichts.
Aber was wäre schon Fair Trade im Pop? Vampire Weekend spielen jedenfalls am 18. November in der Columbiahalle, und bereits am Sonntag kommt es zu einem hübschen Doppel mit dem Afrobeat in unterschiedlichen Dosierungen. Ziemlich kräftig in der Zumengung bei Fool’s Gold im Lido, wobei die Band aus Los Angeles dazu gern nach Asien schaut und bei allem doch eine Indiepopband bleibt, die man nicht einfach nur ins Weltmusikfach stopfen will. Hübsche Lonely-Planet-Musik, mit der man überall hin kommt. Prinzipiell nichts anderes hört man im Maria bei Yeasayer aus New York, die nach den Klickzahlen bei Myspace (bei denen sie Fool’s Gold um Längen schlagen) etwas hipper zu sein scheinen oder vielleicht einfach bereits mehr Mainstream sind. Afrikanisches findet sich bei ihnen mittlerweile mehr in den Spurenelementen, und dafür ist der Anteil nach oben getrieben, um den es letztlich doch immer geht: File under Pop. THOMAS MAUCH
■ Fool’s Gold: Lido, So.
■ Yeasayer: Maria, So.