Buhmann Thumann

BDI-Präsident Jürgen Thumann wehrt sich gegen die Kritik, er führe eine sauerländische Spedition in die Pleite

Jürgen Thumann weilte mit Angela Merkel zu einem Staatsbesuch am Bosporus, als in der Heimat die Wut hochkochte. „Und unserem Gesellschafter geht das alles am Arsch vorbei. Er fliegt mal eben mit der Kanzlerin in die Türkei“, fluchte ein Mitarbeiter der Speditionsfirma Dehnhardt im sauerländischen Meinerzhagen. Seitdem die 70 Beschäftigten letzte Woche gegen die drohende Pleite ihrer Firma protestierten, muss sich der Unternehmer und Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) heftige Kritik anhören.

Die Vorwürfe gegen Thumann sind hart. „Er hat die Spedition regelrecht ausbluten lassen“, so Dehnhardt-Betriebsrat Peter Trapp im taz-Interview. So seien die Lastkraftwagen der Firma an die Thumann GmbH verkauft worden: „Wir mussten dann hohe Leihgebühren zahlen, um die Fahrzeuge weiter nutzen zu können.“ Ver.di-Gewerkschaftssekretär Holger Klee wirft dem Cheflobbyisten der deutschen Industrie „Desinteresse“ an der Kleinfirma vor. Thumann habe eine „junge, überforderte Geschäftsführung“ eingesetzt, so Klee gestern zur taz. Eine Auffanggesellschaft sei gescheitert, weil Thumann 400.000 Euro für Qualifizierungsmaßnahmen verweigert habe.

BDI-Chef Thumann, der Buhmann? Unsinn, polterte der sonst eher leise argumentierende 65-Jährige in der Süddeutschen. „Es hat sicherlich in den letzten Jahren jede zweite Woche eine Besprechung bei mir in Düsseldorf zum Fall Dehnhardt stattgefunden.“ Zugleich attackierte er den Betriebsrat und die allzu mächtige Gewerkschaft. Sanierungsversuche seien am Widerstand des Betriebsrats gescheitert. „Das ist eine Frechheit, wie hier von eigener Fahrlässigkeit abgelenkt wird“, sagt NRW-SPD-Fraktionsvize Rainer Schmeltzer. Die Mitbestimmung sei ein „Erfolgsmodell“. Meinerzhagens Bürgermeister Erhard Pierlings fordert Thumann auf, sich „seiner Verantwortung bewusst“ zu sein.

Ob der Familienvater und Pferdesportler Thumann seine Spedition befrieden kann, ist offen. Dehnhardt gehört zwar offiziell nicht einmal zum Geschäftsbetrieb der Heitkamp-Thumann-Gruppe, unter deren Dach 25 mittelständische Unternehmen mit insgesamt 2.300 Mitarbeitern organisiert sind. Doch die kleine Firma im Sauerland könnte dem Image des BDI-Chefs dauerhaft schaden.

MARTIN TEIGELER