: Die Museumsinsel schwimmt
Trotz neuer Monbijoubrücke und saniertem Bodemuseum: David Chipperfield, Masterplaner der Museumsinsel, sieht Renovierung in Gefahr. Es gehe so zäh voran, dass erst 2050 alles fertig ist
von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Der englische Architekt David Chipperfield hat die Vorfreude auf die Eröffnung des renovierten Bodemuseums am kommenden Dienstag empfindlich getrübt. Chipperfield, der den Masterplan zur Sanierung und Erweiterung für die Museumsinsel entworfen hatte, warf dem Bund vor, die Baumaßnahmen zu verschleppen. „Wenn es so zäh weitergeht wie in den letzten fünf Jahren“, sagte er in der neuesten Ausgabe des Stern, „dann kann es 2050 werden, bis alles fertig ist“. Geplant sei, die Sanierung des Berliner Weltkulturerbes 2015 abzuschließen.
Der Architekt kritisierte insbesondere, dass die Zeit „davonläuft“, weil ständige Sparauflagen des Geldgebers Bund die geplanten Erweiterungen blockierten. So seien als einzige Häuser die Alte Nationalgalerie (2001) und das Bodemuseum mit 150 Millionen Euro Umbaukosten fertig gestellt.
Dagegen fürchtert Chipperfield, dass der Umbautermin des Pergamonmuseums bis 2011 nicht gehalten werden kann. Ebenso sei offen, ob das Neue Museum für die Ägyptische Kunst und mit dem berühmten Kopf der Nofretete 2009 eröffnet. Das Geld für die gläserne Überdachung für das Alte Museum gebe es auch noch nicht. Die Gesamtkosten für die Sanierung von rund 1,2 Milliarden Euro müssten vom Bund sicher bereitgehalten werden.
Besonders sauer ist der Architekt, dass der Bundesrechnungshof das 60 Millionen teure neue Empfangsgebäude am Kupfergraben einsparen will. „Der Neubau ist ein Schaufenster für die Museumsinsel. Und ein sehr billiges Gebäude“, sagte Chipperfield. Er appellierte an die Politik, den wichtigen Eingang für die Besucher nicht zu kippen. Ins Wackeln geraten noch zwei weitere Projekte des Masterplans: zum einen der gläserne Riegel, der den dreiseitigen Hof des Pergamonmuseums schließen soll. Zum anderen ist die geplante „Archäologische Promenade“, eine unterirdische Verbindung aller fünf Gebäude, den Geldgebern ein Dorn im Auge.
Peter-Klaus Schuster, Direktor der Staatlichen Berliner Museen, wies gestern Chipperfields Verzögerungskritik ab. „Bei der Sanierung der Gebäude geht es voran“, sagte Schuster bei der Einweihung der Monbijoubrücke. Noch im November erhalte das Alte Museum seinen einstigen Skulpturenschmuck über der Front wieder. Außerdem begännen die Bauvorbereitungen für das Pergamonmuseum.
Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte gestern, er werde sich beim Bund für den Eingangsbereichs stark machen. Dieser James-Simon-Galerie genannte Bau solle „im Zeitplan sogar vorgezogen“ werden. Den zukünftig erwarteten vier Millionen Besuchern müsse ein Gebäude in „angemessener Qualität geboten werden“.