LESERINNENBRIEFE
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Rücksichtslos, egoistisch

■ betr.: „Flüchtlinge vom Kreuzberger Camp: Ohne Angst ausschlafen“, taz.de vom 10. 4. 14

Flucht aus wirtschaftlichen Gründen wird nicht anerkannt. Warum? Betreiben wir nicht nach wie vor eine maßlose Ausbeutung der „Dritten Welt“ (Länder, aus denen nahezu alle der betroffenen Flüchtlinge stammen)?! Woher kommt der Kaffee, den du jeden Morgen trinkst? Woher stammen die Klamotten, die du trägst? Woher kommt sogar das Fleisch, das du zu dir nimmst?

Vorrangig afrikanische Botschaften wissen afrikanische Flüchtlinge als Menschen zu identifizieren, die vermeintlich aus den durch sie vertretenen Ländern stammen. Jeder weiß, dass dies in den seltensten Fällen der Wahrheit entspricht. Aber es ist ein Grund, Betroffene abzuschieben. Vor allem dann, wenn es heißt, sie seien politischer Verfolgung nicht ausgesetzt. Welche Kooperation (und Korruption) steckt da wohl hinter?

Es handelt sich um Menschen aus Ländern, die von deutschen Unternehmen mit Waffen versorgt werden (Export an weltweit dritter Stelle!). Was geben wir zurück? Beispielsweise unseren gesamten Elektro- und Plastikmüll.

Kein Mensch, der seine Heimat, Familie und Freunde zurücklässt, auf dem Weg nach Europa sein Leben riskiert und diesen Versuch in vielen Fällen mehr als einmal unternimmt, tut dies ohne Grund! Schaut man sich die Statistiken an, wie viele Asylanträge angenommen und wie viele abgelehnt werden, ist auf den ersten Blick erkennbar, dass von einer Asylpolitik, die auch nur einen Hauch von Menschlichkeit in sich trägt, niemals die Rede sein kann! Wir können Menschen nur so rücksichtslos und egoistischen sein und (bewusst) so verdammt eindimensional denken? Anonym, taz.de

Freie Entscheidung

■ betr.: „Flüchtlingscamp in Berlin-Kreuzberg Krieg den Hütten“, taz.de vom 8. 4. 14

Es sah gestern vor Ort für mich so aus, als wollten mehr Flüchtlinge gehen als da bleiben. Fand es von den Unterstützern daneben, dass diese den Menschen eine freie Entscheidung absprachen. Dass die aus Lampedusa kommenden Flüchtlinge das Angebot annahmen, kann man ihnen nicht verdenken. Die neue Unterkunft ist doch besser und hat nicht mal so eine schlechte Bewertung. In einer Demokratie sollte immer die Mehrheit entscheiden dürfen. Pause, taz.de

Gewollter Sozialabbau

■ betr.: „Berliner Jugendämter kollabieren: Keine Zeit für Kinder“, taz.de vom 11. 4. 14

Ich würde behaupten, dass auch das zum gewollten (oder zumindest billigend in Kauf genommenen) Sozialabbau der letzten Jahre/Jahrzehnte gehört: Soziale Einrichtungen (in diesem Falle das Jugendamt) einfach nicht mehr aufstocken, sodass diese völlig überlastet sind. Außenstehenden dürfte das kaum auffallen, zumal ja offiziell diese Einrichtungen keine Kürzungen erfahren haben. Der Zerfall der Gesellschaft schreitet weiter voran. Schulle und Stulle, taz.de

Was für ein Unsinn

■ betr.: „Nabu-Expertin über Wildtiertelefon: ‚Ruhig bleiben‘“, taz.de vom 8. 4. 14

Was für ein Unsinn! Dass Fuchs und Hase (schon gut, in den Parks sind es Wildkaninchen) harmlos sind, wird wohl jeder wissen. Und den Vollidioten, welche die Wildschweine auch noch aus der Hand fressen lassen und sich dann wundern, wenn sie gebissen werden, also denen ist mit einem „Wildtiertelefon“ auch nicht zu helfen. Da gab es erst vor ein paar Tagen im Grunewald eine herzerfrischende Szene: Eine Wildsau frischte mitten auf einem Waldweg, und etliche Leute ließen ihre Hunde um sie herumspringen. Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Spitzbube, taz.de

Das Reh und die Rentner

■ betr.: „Nabu-Expertin über Wildtiertelefon: ‚Ruhig bleiben‘“, taz.de vom 8. 4. 14

Ich finde das sehr gut und mehr als überfällig. Als ich 2001 morgens um halb neun ein Reh im Hinterhof eines Mehrfamilienhauses in der Berlepschstraße in Zehlendorf vorfand und daraufhin den Amtstierarzt anrief, weil mehrere Nachbarn älteren Semesters leider nichts Besseres zu tun hatten, als das „gefährliche Wildtier“ nicht einfach bis zur nächsten Nacht in Ruhe zu lassen, nein, sondern das arme, völlig verschreckte Tier nach vorne raus auf die befahrene und an beiden Seiten zugeparkte Straße zu treiben, musste ich mich vom Amtstierarzt auslachen lassen: Ich solle mal bei der Polizei anrufen, er sei dafür nicht zuständig. Vorher hatte ich selbstverständlich bei der Polizei angerufen, die fühlten sich nur leider auch nicht zuständig. Also wusste ich nicht, wen ich sonst anrufen sollte. Endeffekt: Mehrere verschrammte, geparkte Autos und ein Reh, das fast einen Verkehrsunfall ausgelöst hätte, als es wie von Sinnen versuchte, den mit den Armen wedelnden und klatschenden Rentnern zu entkommen. Das zeigt, dass Berliner dringend Hilfe im vernünftigen Umgang mit Wildtieren brauchen. Würde mich nicht wundern, wenn das arme Vieh an einem Herzinfarkt krepiert ist. Monia, taz.de

Mehr Polizei wäre gut

■ betr.: „Drogenhandel im Görlitzer Park: Blau ist die Hoffnung“, taz.de vom 6. 4. 14

Ich wohne seit 29 Jahren am Görlitzer Park und durchquere ihn fast täglich. Mehr Polizeipräsenz und Ordnungsamt würde ich sehr begrüßen. Den Vorschlag, die Touris zu bitten, doch keine Drogen zu kaufen, halte ich für absurd. Wenn ich morgens nach der Nachtschicht gegen 7/8 Uhr mit dem Hund spazierengehe, kann ich schon die ersten Kunden und Dealer beim offenen Güteraustausch beobachten. Vom ganzen Dreck, der von Dealern, Touris und anderen Asis hinterlassen wird, ganz zu schweigen. Aber ich befürchte, die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. kuzorra, taz.de