: Singen nach dem Gipfel
ORTSTERMIN Gelöste Stimmung beim „Volksratschlag“ für das Altonaer Museum
„Ja, natürlich kann man die Exponate des Altonaer Museums verdichten. Man braucht dafür lediglich eine große Presse.“ Torkild Hinrichsen, Chef jenes Museums, das berühmt ist, seit der Senat es schließen will, verliert seinen Humor selten. Obwohl – ein bisschen war auch Galgenhumor dabei, wenn er beim „Volksratschlag“ am Dienstag Abend im Altonaer Theater kalauerte.
„Wir haben noch nie Hamburgische Geschichte präsentiert“, sagte Hinrichsen etwa. Sondern Altonaer. Und im einst dänischen Altona habe ein tolerantes Lebensmodell geherrscht, von dem sich mancher Senat – aber das sagte er lieber nicht. „Wer weiß, wer hier alles mitschreibt!“
Munter bis aufgekratzt war die Stimmung an jenem Abend, den die Bürgerinitiative „Altonaer Museum bleibt!“ organisiert hatte. Und dem nach dem „Kulturgipfel“ vom 27. Oktober ja eigentlich das Thema abhanden gekommen war: Das Altonaer Museum wird jetzt doch nicht zum 1. Januar geschlossen, dafür soll die Stiftung, zu der es gehört, bis April 2011 erklären, wie sie 3,5 Millionen Euro spart.
„Die Kuh ist nicht vom Eis“, fand auch Bücherhallen-Chefin Hella Schwemer-Martienßen, die ebenso nach Altona gekommen war wie Florian Vogel vom Schauspielhaus. Beide hatte der Gipfel von Spar-Erfordernissen entlastet, sie bleiben aber weiter solidarisch. Später sprach Anwalt Gerhard Strate, der einen Gesetzentwurf erarbeitet hat, um den Bestand des Museums zu sichern. Und noch in der Nacht begann das Sammeln der für eine Volksinitiative nötigen 10.000 Unterschriften.
Damit es nicht langweilig wurde, spielte die Samba-Band Banda Ashé, die die Hanseaten dann aber doch nicht von den Sitzen riss – vielleicht, weil sie zu viele waren: 500 waren gekommen, die Stimmung war mal fröhlich, mal empört. Da wurden Soli-Adressen verlesen, da kalauerte Bürgerinitiativen-Moderator Peter Schwanewilms mit und sagte aus Versehen, man wolle dem Chaos des Senats „den Boden bereiten“.
Vollends kindisch geriet der Ausklang: Da wurde vom Publikum gefordert, den Protestsong „Schlimme Finger“ mitzusingen. Und die Leute? Sie sangen mit.
Dabei waren da keine typischen Protestler unter sich: Etliche gediegene Damen saßen da, Bürgertum pur. Viele haben das Museum bis vor kurzem kaum nicht gekannt. Aber das war nicht der Punkt. Man wolle sich, war zu hören, von Politikern kein Museum wegnehmen lassen. Schon gar nicht per Dekret. PS