Das gemeine „Eis-Monster“

Eishockey ist ein rauer, vor Testosteron fast berstender Sport. Nur ganz selten geht eine Partie ohne eine Prügelei zwischen den Spielern der beiden Klubs zu Ende. Was sich jedoch David Wolf, der Nationalstürmer der Hamburg Freezers, am Dienstagabend in Ingolstadt erlaubte, ging über die schon weit gesteckten Grenzen hinaus. Fünf Minuten vor dem Ende des Spiels kam dem vor Kraft strotzenden Heißsporn die Kontrolle über sein Handeln abhanden.

Er schwang zunächst die rechte Faust auf Hüfthöhe, als befinde er sich beim Kirmesboxen im Ring oder als wollte er sich für „Hau den Lukas“ aufwärmen. Eine Sekunde später traf seine Faust auch schon das Gesicht des Ingolstädters Benedikt Schopper so hart, dass Schopper auf dem Eis liegen blieb. Neben ihm lagen sechs seiner Zähne, das Eis färbte sich dort rot vor Blut. Für Wolf, der wegen seiner Statur von 1,90 Metern und 102 Kilogramm das „Eis-Monster“ genannt wird, war die Partie beendet. Er erhielt eine Spieldauerstrafe – aber nicht nur die. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) sah „einen besonders schweren Fall eines Verstoßes gegen die IIHF-Regel 528b (Austeilen von Faustschlägen“). Sieben Spiele Sperre lautete das Urteil, dazu noch eine Geldstrafe in Höhe von 2.100 Euro. Damit verfehlte die DEL bei der Benennung der zeitlichen Dauer der Sperre nur knapp eine mögliche Addition nach dem Grundsatz: Zahn um Zahn, Spiel um Spiel. Schopper verlor ja sechs Zähne.

Wolf ist einer der Spieler, der von den Fans des eigenen Klubs geliebt wird, weil seine Gier nach dem Erfolg und sein Engagement außergewöhnlich sind und er von den Fans anderer Klubs verachtet wird. In Ingolstadt geriet Wolfs Eifer außer Bahn. Das sah auch sein Trainer Benoit Laporte so: „Ich entschuldige mich für ihn. Er war frustriert, sehr sauer. Wenn er aber ein guter Spieler in der NHL werden will, muss er seine Emotionen kontrollieren.“

Wolf wechselt zur neuen Saison zu den Calgary Flames in die nordamerikanische Profiliga NHL. Auch er gab sich reumütig: „Ich habe mich noch nach dem Spiel bei Schopper entschuldigt.“ Von den loyalen Freezers-Fans wurde Wolf am Freitagabend während des fünften Spiels gefeiert, als er sich in der Hamburger Arena auf dem Balkon einer Loge zu erkennen gab. Es gab „David ist ein Hamburger“-Sprechchöre und ein Banner: „Ein Mensch, ein Tier, David Wolf.“

Ihr geliebtes „Eis-Monster“ werden die Fans aber nicht mehr im Freezers-Trikot erleben, zumindest nicht in einem Pflichtspiel. Durch das 5:3 in Ingolstadt ist Hamburg durch 2:4-Niederlagen im Halbfinale ausgeschieden. Wolfs Abgang aus Hamburg ist nach allen seinen Verdiensten in den vergangenen Jahren damit sehr unrühmlich.  GÖR