: Geplatzter Pokaltraum
HANDBALL Im Endspiel des Final Fours in Hamburg verliert die SG Flensburg-Handewitt gegen Berlin
Da saßen sie wieder, wie jedes Jahr. Geknickt, völlig fertig, die Gesichter hinter Handtüchern oder den Trikots versteckt und mit den Gedanken ganz bei sich und diesem elendigen Gesetz der Serie, dass es einfach nicht sein soll. Zum vierten Mal nacheinander hatte die SG Flensburg-Handewitt das Endspiel um den DHB-Pokal erreicht. Zum vierten Mal endete der Traum vom Gewinn des Potts nicht mit Luftsprüngen, sondern mit einem Niedersinken auf die harte Spielerbank.
Mit 21:22 (11:11) unterlagen die Schleswig-Holsteiner den Füchsen Berlin. Für die Hauptstädter wurde das Final Four in der Hamburger Arena zu einem rauschenden Fest. Bei ihrem Final-Four-Debüt sackten die Füchse umgehend den Pokal ein. Flensburg beklagte traurig eine vermeintliche Ungerechtigkeit im Handball. Da versuchen sie es unentwegt und dann spazieren die Berliner mal eben vorbei und schnappen sich den größten Preis.
“Heute ist der Sport besonders brutal. Mir fehlen da die Worte. Das Herz tut weh“, sagte SG-Trainer Lubomir Vranjes. Dabei war die Chance auf den Coup für die Mannschaft von SG-Trainer Lubomir Vranjes schon vor dem Beginn der Endrunde so groß wie nie zuvor gewesen. Immerhin hatten sich der THW Kiel und der HSV Handball nicht für das Final Four qualifizieren können. Titelverteidiger Kiel, der in den vergangenen drei Jahren stets das Finale gegen Flensburg gewonnen hatte, war in der dritten Runde durch eine Heimniederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen ausgeschieden.
Die Lokalmatadoren aus Hamburg hatten in der zweiten Runde ebenfalls in heimischer Halle gegen Frisch Auf Göppingen gepatzt. Welche Bedeutung das Fehlen dieser beiden Mannschaften hatte, lässt sich daran ablesen, dass von 2006 bis 2013 nur sie die Gewinner des DHB-Pokals stellten. Der Weg schien eigentlich frei zu sein für die SG Flensburg-Handewitt, es lockte der dritte Pokalsieg.
Erst recht galt dies nach dem 30:26 (16:12) im Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen am Samstag. Damit war der vermeintlich stärkste Gegner schon aus dem Weg geräumt. Von echter Spannung war weder diese Partie noch das zweite Semifinale zwischen der MT Melsungen und den Füchsen Berlin geprägt. Die Hauptstädter setzten sich mit 30:28 (15:13) durch.
Während die Halbfinalspiele dahinplätscherten, bot das Endspiel genau das, was der Handball in diesen für ihn nicht ganz leichten Zeiten dringend benötigt. Dramatik in den Schlussminuten, ein Spiel, das auf des Messers Schneide stand und schon durch eine kleine Aktion entschieden werden konnte. Im Finale spitzte es sich in den letzten drei Minuten zu. Zunächst brachte Iker Romero die Füchse 2:15 Minuten vor der Schlusssirene mit 22:21 in Führung. Auf der anderen Seite scheiterte Steffen Weinhold am starken Berliner Torhüter Silvio Heinevetter. Bei der Aktion erhielt Weinhold nicht den fälligen Siebenmeter.
Berlin ließ sich in der letzten Minute den größten Erfolg der Vereinsgeschichte nicht mehr nehmen. Für Flensburg wurde die Reise zum Final Four wieder zu einer schmerzvollen Angelegenheit. „Ich bin sehr enttäuscht. Wir werden aber wiederkommen“, sagte SG-Rückraumspieler Holger Glandorf. Am Ende blieb vom großen Traum nicht mehr viel übrig. CHRISTIAN GÖRTZEN