piwik no script img

Archiv-Artikel

Für Identitätssucher

Neue Plattform: Zweisprachiges Zeitschriftenprojekt „Parallel“ für deutsch-russische Jugendliche gestartet

Parallel heißt die neue deutsch-russische Jugendzeitschrift aus Hamburg, und schon der Titel funktioniert zweisprachig: er ist Anspielung auf das deutsche Schlagwort „Parallelgesellschaft“ und russische Jugendsprache zugleich – „parallel“ heißt „egal“ auf Russisch. Anfang Oktober ist die Nullnummer erschienen. Dünn ist sie, mit zunächst nur 18, dafür aber grafisch anspruchsvoll gestalteten Seiten, im Vierfarbdruck und in 1.000er Auflage, angestrebt sind 3.000 Exemplare. Das Heft kostet zwei Euro. Den Druck finanzierte der Hamburger Verein Asbuka, der sich der Pflege der russischen Sprache widmet. Noch wird das Magazin hauptsächlich in Norddeutschland verteilt, künftig soll es aber auch in der St. Petersburger Region erhältlich sein.

Ungewöhnlich ist die Zusammensetzung der Redaktion: Zwei Seniorredakteurinnen, Eleonora Büchner (35) und Dr. Ines Lasch (45), und drei Juniorredakteurinnen Irina Tibelius (16), Jana Aronova (16) und Amrisha Uriep (19). „Parallel soll eine Plattform für den deutsch-russischen Jugendaustausch sein“, sagt Russischlehrerin und Dolmetscherin Büchner. Die Beiträge in den Rubriken Leute, Fakten, Land, Schlaubären, Comic und Sport sind wahlweise auf Russisch oder Deutsch geschrieben. Ist der Text russisch, so gibt es jedoch einen deutschen Vorspann und umgekehrt.

So kann auch Abiturientin Uriep mitmachen: Die Tochter eines Indonesiers kann gar kein Russisch, sie kam nur durch ihren Berufswunsch Journalistin zu Parallel. Nun schreibt sie in der Nullnummer auf Deutsch über die Basketball-WM, Tibelius auf Russisch über Pro und Contra Schuluniform und Aronova auf Deutsch ein „Lob auf das Gymnasium“. Das erscheint ein wenig brav und klingt nicht nach Jugendrevolte. Pop, Liebe und Sex? „Das kommt noch“, kündigt Redaktionsleiterin Büchner an.

Politisch dezidiert äußern will sich die Redaktion in Parallel nicht. Allerdings geht es in der nächsten Ausgabe um das gar nicht so unpolitische Thema Militär- und Zivildienst. „Potenzielle Leser sind mit sechs Millionen Russisch-Muttersprachlern in Deutschland und 160.000 Russisch-Schülern vorhanden“, schätzt Büchner. Mit Parallel würde eine Lücke geschlossen, da gerade die erste Generation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion heranwüchse und deren Probleme und Identitätssuche seien nirgends Thema.

Für die nächsten Ausgaben der Parallel sind die Initiatorinnen noch auf Geldsuche. Die Themen stehen aber schon fest: „Zukünftige Arbeitswelten“ und ein Bericht vom dritten deutsch-russischen Jugendforum, das sich im September in Pskow getroffen hat. Angela Dietz

Parallel ist zu beziehen bei Eleonora Büchner unter: kontakt@asbuka.de