: Das Millionen-Spiel
Aus Frankfurt am MainKlaus-Peter Klingelschmitt
Wer ist der reichste Vorstandsboss im Land? Der Ackermann natürlich. Als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank bekam der Schweizer 2005 ein Grundgehalt von 8,4 Millionen Euro, 2,2 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. So steht es im Geschäftsbericht der Deutschen Bank, die – genauso wie 20 weitere Aktiengesellschaften der insgesamt 30 im DAX notierten Unternehmen – den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex folgt und freiwillig die Gehälter ihrer Vorstandsmitglieder individualisiert veröffentlicht. Von 2007 an greift dann das Vorstandsvergütungsoffenlegungsgesetz (VorstOG), mit dem alle börsennotierten Unternehmen gezwungen werden sollen, die Bezüge ihrer Topmanager in den Geschäftsberichten darzustellen.
Doch was Ackermann und die anderen Bosse tatsächlich verdienen, hat auch die rührige Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die gestern in Frankfurt am Main ihre „Vergütungsstudie“ für das Geschäftsjahr 2005 (siehe Grafik) vorstellte, nicht exakt eruieren können. Geschätzt verdiene Ackermann „knapp 12 Millionen Euro“ im Jahr, glaubt die Expertin der Aktionärsvertreter, Christiane Hölz. Doch genau kennen Außenstehende etwa die beliebten Aktienoptionspläne oder Bonussysteme nicht.
Und daran wird auch das neue VorstOG nichts ändern (siehe unten). Denn während die von den Aufsichtsräten zu beschließenden Vorstandsgehälter dann zwingend offengelegt werden müssen, brauchen die Unternehmen bei aktienbasierten Vergütungen nur den Wert der Aktien zum Zeitpunkt der Gewährung zu veröffentlichen – und nicht die Summe, die den Vorstandsmitgliedern im Berichtszeitraum dann tatsächlich zugeflossen ist. Ähnlich „wachsweich“, so DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker, seien die zukünftigen gesetzlichen Bestimmungen bei der Offenlegung von Pensionsanwartschaften. Eine individualisierte Offenlegungspflicht bestehe nur dann, wenn die Vereinbarungen mit den Topmanagern „nicht unerheblich“ von der Betriebsrentenregelung für alle Mitarbeiter einer Aktiengesellschaft abweiche. Im Prinzip reichten dann Angaben zu den Basisdaten der Pensionsvereinbarung aus, so Hocker enttäuscht: „Wir hätten uns da härtere Anforderungen gewünscht.“
Auf dem zweiten Platz im Ranking der Großverdiener wird der Chef von DaimlerChrysler, Dieter Zetsche, von der DSW gelistet. Jahresgrundgehalt: 5,2 Millionen Euro. Die größte Gehaltssteigerung wurde Commerzbank-Boss Klaus-Peter Müller von seinem Aufsichtsrat zugestanden. Nach vollzogenen Massenentlassungen und einem Grundlohn von 1,2 Millionen Euro im Jahre 2004 kassierte Müller im Berichtsjahr 2005 exakt 3,2 Millionen Euro Cash. Auch die übrigen Vorstandsmitglieder der zweitgrößten Bank in Deutschland gingen nicht leer aus. Ihr Gehalt stieg im Durchschnitt um 175 Prozent von rund 748.000 Euro auf etwa 2,5 Millionen Euro an.
Haben da nicht die Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten vor allem der kontinuierlich ihr Personal abbauenden Banken heftig protestiert? „Von Auseinandersetzungen in den Aufsichtsräten um die Höhe der Vorstandsgehälter ist uns nichts bekannt geworden“, sagte Hocker von der DSW. Und deshalb sei es vielleicht sinnvoll, die Aktionäre auf den Hauptversammlungen über die Vergütung der Topmanager abstimmen zu lassen. Doch dagegen stehen die deutschen Unternehmen und ihre Interessenvertretungen – von BDI bis DIHT – als geschlossene Phalanx. Fest steht allerdings auch: Mit der Durchschnittsvergütung von 1.705.459 Millionen Euro für die Topmanager der Republik rangiert Deutschland in Europa im „oberen Viertel“; mehr werde eigentlich nur in Großbritannien und der Schweiz verdient.