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Archiv-Artikel

„If you have a real problem“

BLACKWATER Hans-Werner Kroesingers Theater über Söldner in den privatisierten Kriegen

Am 16. September 2007 bewegt sich ein Autokonvoi des US-amerikanischen Außenministeriums in hohem Tempo durch die irakische Hauptstadt Bagdad. Für den Schutz ist schwer bewaffnetes Personal der Firma Blackwater zuständig. In Höhe des Nisour-Platzes eröffnen die Blackwater-Mitarbeiter das Feuer auf irakische Zivilisten. 17 unbewaffnete Frauen, Männer und Kinder sterben, weitere werden zum Teil schwer verletzt. Die von US-amerikanischen und irakischen Behörden durchgeführten Ermittlungen ergeben, dass der Konvoi entgegen den Behauptungen von Blackwater nicht angegriffen wurde. Die Schießerei beruhte auf einer Fehlreaktion des privaten Sicherheitspersonals.

„If you have a real problem, leave it to the real professionals.“ Das Massaker auf dem Nisour-Platz ist Ausgangspunkt einer kleinen, aber sehr feinen Theaterproduktion von Hans-Werner Kroesinger am Theater HAU 3 in Berlin. Blackwater wurde nach 2007 zum Synonym für das neue private Söldnertum, für die globalisierten Kriege, mit denen Regisseur Kroesinger sich schon länger beschäftigt. Am Donnerstagabend hatte sein Blackwater-Stück jetzt Premiere. Es überrascht mit einer über weite Strecken nüchternen Kühle und analytischen Präzision.

Kroesingers Gespür für Rhythmus, Klang und Sprache ist ungewöhnlich – auf dumme Witze über Amis und kräftige Männer in Uniform kann er dafür verzichten. Seine fünf sehr zurückhaltend agierenden, doch zugleich sehr präsenten Schauspielerinnen – Judica Albrecht, Ariella Hirshfeld, Ana Kerezovic, Nicole Schößler und Svenja Wasser – sprechen und singen in einer am Business-Talk orientierten Montage von der Geschichte des privaten Söldnertums sowie den jetzigen Firmen und Formen des globalisierten Krieges. Das ist gut gemachtes Theater. Thematisch dringlich zudem, da die allgemeine Wehrpflicht zugunsten schneller (privater?) Eingreiftruppen bald nicht mehr existiert. ANDREAS FANIZADEH

Berlin: HAU 3, 6. + 7. 11., 20 Uhr