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betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Das Stück ist natürlich ein echter Schulbuchschreck und normalerweise prädestiniert, unschuldigen Schülerinnen und Schülern das Theater für immer zu vermiesen: Friedrich Dürrenmatts moralapostolischer Thriller „Der Besuch der alten Dame“. Aber nun kommt Bastian Kraft, ein junger Regisseur, der sich einen Namen machte, weil er staubigen Stoffen so gründlich den Muff auszutreiben versteht, dass sie wie frisch geschrieben auf der Bühne stehen. Ja, und kaum zu glauben, dieser Bastian Kraft interessiert sich für die Geschichte von der armen reichen alten Dame, die in das Dorf (und zu den Männern) zurückkommt, die ihr als junge Frau einst sehr übel mitspielten, und die nun auf perfide Weise Rache nehmen will. Eigentlich fast eine Lars-von-Trier-hafte „Dogville“-Versuchsanordnung, könnte man sagen. Aber lieber mal sehen, was Bastian Kraft dazu sagt, der die Geschichte jetzt mit großer Besetzung im Deutschen Theater inszeniert (Deutsches Theater: „Der Besuch der alten Dame“, Premiere 17. 4., 19.30 Uhr).

Es kommt halt doch immer auf die Regie an. „Regie“ ist also schlicht und ergreifend auch der neue Theaterabend überschrieben, den am 17. 4. die Performer von Monster Truck herausbringen. Wir erinnern uns: Das sind unter anderem die, deren letztes Projekt „Dschingis Khan“ ziemlich subtil mit unseren Vorurteilen gegen und Erwartungen an Menschen mit Behinderung spielte: und zwar, indem sie drei Schauspieler mit Downsyndrom in einer sogenannten Völkerschau als Mongolen präsentierten und mit diesem Spiel mit Ressentiments sogar hartgesottene Kritiker hereingelegt haben. Jetzt wollen „Monster Truck“ den Spieß umdrehen und die drei „geistig behinderten“ Schauspieler sich selbst inszenieren lassen, um damit auch das System Regie grundsätzlich zu reflektieren (Sophiensæle: „Regie“, ab 17., 18. & 19. 4., jeweils 20 Uhr).

Denn schließlich wird überall Regie geführt. Manchmal auch von Vorurteilen oder seltsamen Vorschriften und Gebräuchen. Schauen wir bloß den Fußball oder besser die Fußballer an: Sogar Sex ist ihnen angeblich im Vorfeld eines Matches aus kraftökonomischen Gründen verboten. Oder soll das der Stärkung des Machismus behilflich sein? „Eier, wir brauchen Eier!“ ist pünktlich zu Ostern ein Theaterprojekt des Kollektivs PortFolio Inc. überschrieben, das mit kritischem Blick auf die frauenfeindliche und homophobe Welt des Fußballs blickt: eine Collage aus dokumentarischen Texten, aus Fangesängen und rhythmischer Sportgymnastik, wie das Theater unterm Dach kund und zu wissen gibt (Theater unterm Dach: „Eier, wir brauchen Eier!“, 17. & 18. 4., 24. & 25. 4., jeweils 20 Uhr).

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