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Archiv-Artikel

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Die meisten Monumentalfilme setzen ja eher auf Spektakel als auf Denkstoff. Das ist bei „Spartacus“ (1960) jedoch ein wenig anders: Stanley Kubricks episches Drama um einen letztlich scheiternden Sklavenaufstand im alten Rom reflektiert seine eigenen Schauwerte, bietet viel Raum für großes Schauspiel und besitzt revolutionären Elan. Letzteren verdankt der Film nicht zuletzt seinem Drehbuchautor Dalton Trumbo, der in der Ära des Kommunistenjägers McCarthy wegen vermeintlich „unamerikanischer Umtriebe“ als einer der sogenannten Hollywood Ten ins Gefängnis und auf die schwarze Liste der Filmindustrie geraten war. Mit der Nennung Trumbos im Titelvorspann von „Spartacus“ beendete Produzent und Hauptdarsteller Kirk Douglas schließlich ganz offiziell eines der dunkelsten Kapitel Hollywoods. (OF, 20. 4., Arsenal 1)

Die (Studio-)Südsee in sattem Technicolor bietet Robert Siodmaks 1944 für das Studio Universal entstandene Abenteuerdrama „Cobra Woman“ (1944), in dem Maria Montez in einer Zwillingsrolle zu sehen ist: Als böse Vulkanpriesterin meuchelt sie die Bewohner einer Insel zum Klang einer Feuertodhymne, während sie als gute Schwester schließlich auch für das Happyend sorgt – zumindest nachdem sich die Verwirrung der Insulaner über die doppelte Montez ein wenig gelegt hat. Nicht vollkommen abwegig ist es, den Film auch als eine Allegorie auf die Naziherrschaft in Deutschland zu sehen, der Siodmak 1933 glücklich entronnen war: Hier wie dort terrorisiert eine kleine Clique machtgieriger und mordlüsterner Despoten die Bevölkerung mithilfe eines pseudoreligiösen Kults. (OF, 23. 4., Zeughauskino)

Das klassische Blutsaugen ist in Jim Jarmuschs Vampirfilm „Only Lovers Left Alive“ nicht mehr wirklich angesagt. Man muss im Hospital nur die korrupten Typen mit den Blutkonserven kennen – und schon ist der Nachschub gesichert und man kann seine Zeit wichtigeren Dingen wie Wissenschaft, Kunst und Musik widmen. Jarmuschs Hauptfiguren Adam (Tom Hiddleston) und Eve (Tilda Swinton) sind Vampire mit verfeinerten Manieren und erstklassiger Bildung, ein zeitloses Paar seit Jahrhunderten. Im Grunde beschäftigen sich die beiden mit Dingen, von denen man vermuten kann, dass sie dem Regisseur selbst besonders am Herzen liegen: Da wird etwa im Vorüberfahren Jack Whites Geburtshaus in Detroit angesehen, die handwerkliche Präzision einer alten Gibsongitarre bewundert oder einer Rockabillyplatte von Charlie Feathers gelauscht. Jarmusch hat die hoch- und popkulturellen Zitate kunstvoll miteinander verwoben, dabei aber keinen prätentiösen, sondern einen zugänglichen und ziemlich witzigen Film geschaffen. (OmU, 17.–23. 4., Moviemento)